Da ist sie wieder: die Stimme in meinem Kopf, die mir sagt Du musst jetzt, Du darfst nicht, Du solltest unbedingt, Der spinnt doch, Hätte ich bloss und ICH WILL jetzt aber… Ganz normaler Wahnsinn, an den wir Menschen uns so sehr gewöhnt haben, dass wir ihn nicht als ver-rückt, sondern als normal betrachten. Wir sind gefangen in der vom Verstand kreierten Realität, die wir hin- und somit für wahr nehmen, denn die eigenen Glaubenssätze hindern uns daran, Wahrheit anzunehmen, die ihnen nicht entspricht. Und so erzählt mir die Stimme da oben ständig ihre Unwahrheiten, die mich vom Wesentlichen ablenken und somit in die falsche Richtung führen. Wie ein ständig plappernder Papagei, der auf meiner Schulter hockt und mich aus seinem Verstand heraus in den Wahnsinn redet. Danke Arjuna Ardagh für das schöne Bild mit dem Papagei und danke Eckhart Tolle für die frühen Anstösse zum Erwachen in das, was ich wirklich bin.
Wenn ich mir die vielen Diskussionen auf Facebook und anderen Netzwerken, Foren und Blogs ansehe, dann kann ich nur staunen, wie offensichtlich das Offensichtliche verneint wird. Da wird um jeden Zentimeter Rechthaberei gekämpft, die eigene Meinung, der eigene Glaube oder auch die eigene Wahrheit bis aufs Messer verteidigt und Anderen aufgedrängt. Warum kann man nicht einfach sagen: Ich akzeptiere deine Meinung, und wenn diese Meinung auch deine Wahrheit ist, respektiere ich sie. Aber ich habe eine andere Meinung und meine eigene Wahrheit. Kannst du das auch respektieren? so würden Diskussionen wahrhaftiger und deren Modus liebevoller. Aber nein, stattdessen wird missioniert, angegriffen und verteidigt, und am Ende verlieren Alle.
So ist es immer mit Kampf: Er führt nicht in den Frieden und niemals in die Vollkommenheit, denn Vollkommenheit ist Frieden, der keinen Kampf kennt, denn bei jedem Kampf gibt es Verlierer. Vollkommenheit ist vollkommen perfekt. Vollkommenheit ist Harmonie in der Einheit von Allem, was ist. In der Einheit gibt es, darf es und soll es Individualität geben, aber keine Trennung. Das, was trennt, entstammt nicht der Vollkommenheit, sondern hat sich gegen sie gestellt, um zu herrschen und Macht durch Kontrolle auszuüben. Das beste Beispiel dafür sind Diskussionen, in denen plötzlich der Begriff Ego auftaucht.
Probiere es aus: Bringe in irgendeiner Diskussion, in der es um Liebe, Wahrhaftigkeit, gesellschaftliche wie menschliche Entwicklung, Wirtschaft, Politik, Recht, Gesundheit oder einfach nur um Wahrheit geht, das Ego als Verursacher ALLER Probleme ins Spiel, und dann lehne dich entspannt zurück und beobachte, was geschieht. Da wird innerhalb kürzester Zeit eine ganze Armee an vom Ego kontrollierten Wesen anmarschieren, um den essentiellen Kampf ums eigene Überleben zu führen. Und der kennt kein Erbarmen.
Was dabei immer wieder ins Rennen geworfen wird, ist die lateinische Bedeutung ego = Ich. Ok, das kann ich akzeptieren. Wer aber ist dieses Ich, das sich hinter dem unscheinbaren Wort verbirgt? Was ist es, das sich da so selbstverständlich verteidigt, als wäre ES das Natürlichste, Wichtigste und Heiligste auf der ganzen Welt? Waren die Latiner, deren indogermanische Sprache von den Römern übernommen wurde, herzzentrierte und dem wahren Gott zugewandte Menschen, die bedingungslose Liebe in der Einheit von Allem, was ist, gelebt haben? Ich weiss es nicht. Ich weiss aber, dass zumindest die Römer nicht gerade das waren, was ich als das Gelbe vom Ei der Menschheit bezeichnen würde. Und die katholische Kirche, deren Firmensprache Latein ist, zeugt auch nicht unbedingt von wahrer Menschlichkeit. Immerhin hat sie Millionen von Menschen, die nicht ihrem Bild eines guten Ich entsprochen haben, im Auftrag ihres falschen Gottes entsorgt. Waren es nicht deren Päpste, die Anspruch auf alle Seelen, vollkommene Macht über die Menschen und jeglichen Besitz erhoben haben?
Um die Problematik zu erkennen, müssen wir die Perspektive wechseln. Wie Albert Einstein schon so treffend formuliert hat: Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. Also nehmen wir einen neuen Blickwinkel ein und verändern unsere Perspektive. Von oben, und somit neutral betrachtet, ist das Ich nicht das wahre Selbst. Das wahre, das Göttliche Selbst ist umfassender, multidimensionaler und wahrhaftiger als das illusorische Ich. Illusorisch, weil das Ich nicht wirklich existiert. Es besteht nur in den eigenen Gedanken und ist somit ein Produkt der Psyche. Es ist ein Teil des Selbst, aber nicht das Ganze. Dieser Teil hält sich aber für das Ganze, und das verursacht eine ganze Menge Probleme.
Um ehrlich zu sein, verursacht der Teil, der sich für das Ganze hält, in Wahrheit aber vom Ganzen abgekoppelt ist und dadurch ständig Trennung erschafft und aufrechterhält, alle Probleme, die es gab, gibt und geben wird. Nun könnte man sagen, das ist die Wurzel allen Übels, aber das würde zu einer Voreingenommenheit führen, die der Sache nicht dienlich ist. Wenn ich den Teufel verteufle, bringt mich das nicht in den Himmel, sondern in meine eigene Hölle. Wenn ich also in den Himmel gelangen will, muss ich mich vom Teufel mit seiner Hölle ab- und Gott und seinem Himmel in mir zuwenden.
So ist das auch mit dem Ego. Es geht nicht darum, die eigene Individualität zu verleugnen, und somit geht es auch nicht darum, das Ego zu bekämpfen, zu hassen oder zu beseitigen. Es geht einfach nur darum, zu erkennen, dass Ich nicht mein Ego bin. Damit ich zu dieser Erkenntnis gelange, muss ich vorher erkennen, was das Ego ist und was ICH BIN.
Das Ego ist ein Gedanke, der sich zu einem Glauben manifestiert und so Form angenommen hat, obwohl da gar nichts ist. Diese Form ist eine mentale Form: die eigene Persönlichkeit – eine Persona, der Eigenschaften zugesprochen werden, um sie greifbar zu machen. Die Persona ist eine Maske, die wir uns aufgesetzt haben, und solange wir durch die Augen dieser Maske in die Welt hinausschauen, sehen wir die Welt aus den Augen der Maske. Eigentlich sowohl einfach als auch logisch…
Und da ich durch die Augen der Maske in eine materielle Welt hinausschaue, identifiziere ich mit mit der Maske und mit dem Körper, auf dem die Maske sitzt. Nun wird es ein klein wenig kompliziert, denn das Ego liebt Verstrickungen, Komplexität und Verzerrung. Aus Sicht des Egos bin ich mein Verstand und mein Körper, und so halte ich mich für den Denker und den Todgeweihten. Wenn das Spiel, das das Ego spielt, vorbei ist, stirbt es, und das ist das Schlimmste, was es sich vorstellen kann. Und da ich mich für den Denker halte – denn ich bin ja die Persönlichkeit, die denkt – muss auch er und somit ich sterben. Das ist das Schlimmste, was ein Denker sich vorstellen kann. Also tut der Denker alles, was ihm möglich ist, um zu Überleben. Dabei greift er oft und gerne tief in die Trickkiste. Und mit diesen Tricks entzieht er dem Leben seine Kraft und dem Körper die Lebensenergie.
Wenn ich aber in den Beobachtermodus wechsle, mir eine Tüte Popcorn aufmache, mich zurücklehne und das Theater, das in meinem Kopf gespielt wird, einfach nur ansehe, anstatt darin zu versinken, dann ändert sich alles. Ich erkenne, das Ich nicht der Denker bin, denn ich beobachte Etwas, das nicht mein wahres Ich ist. Die Gedanken kommen, sind plötzlich da und gehen wieder. Wenn ich ihnen folge, bin ich verloren. Wenn ich aber verstehe, dass sie automatisch ablaufende Programme sind, vom Verstand initiiert, um mir eine Welt vorzugaukeln, die er gelernt hat, basierend auf Angst, Sorge, Zweifel, Angriff, Verteidigung, Ohnmacht und Trennung, dann kann ich dem Einhalt gebieten. Ich kann Wahrheit sprechen, anstatt künstliche Programme ablaufen zu lassen. Das, was diesem psychischen Gärungsprozess Einhalt gebietet, ist nicht das Ego zusammen mit dem ihm dienenden Intellekt, sondern das Herz mit seiner multidimensionalen Intelligenz und elektro-magnetischen Kraft.
Im Herzen erhebt sich die Liebe über Alles und bringt Licht in jegliches Chaos der Dunkelheit, die im Kopf vorherrscht, obwohl das Dauergewitter mit mehr als 60.000 Blitzen am Tag ihn eigentlich dauerhaft erleuchten müsste. Erleuchtung findet aber nicht allein im Kopf statt, der nur der mentale Teil des Ganzen ist, das ICH BIN. Wahre Erleuchtung kann nur stattfinden, wenn das Herz als wesentlicher Bestandteil wahrhaftigen Seins und Tor zur Seele involviert ist.
Das Zentrum meines Seins ist nicht das Gehirn, sondern das Herz. Es verbindet den physischen Körper und die mentalen Fähigkeiten mit der Seele. Die Seele ist die eigentliche Heimat meines Seins. Mein wahres Selbst steht also über dem Körper, den mentalen Konstrukten und den sie begleitenden Gefühlen. Die Seele ist das feinstoffliche Fahrzeug, in dem mein inkarnierter Körper durch die Welt der Erfahrungen fährt. Der Lenker des Fahrzeugs ist das wahre Selbst – das ICH BIN. Das ist der Göttliche Funke in jedem von uns, und dieser Göttliche Funke, unsere Essenz, ist ein Fraktal des allumfassenden Bewusstseins, das ich entgegen trotz der vielen Irrdeutungen und Missverständnisse Gott nenne.
Nun geht es mir aber nicht darum, dich von meiner Wahrheit zu überzeugen. Meine Wahrheit ist meine Wahrheit, und es bringt überhaupt nichts, wenn du sie einfach ohne zu hinterfragen zu deiner Wahrheit machst. Erkenntnis ist nicht das Übernehmen fremder Wahrheiten, sondern das Erkennen der eigenen Wahrheit. Und diese kommt niemals von aussen zu mir, sondern entfaltet sich von Innen heraus. Das ist so, wie mit dem Leben. Auch Leben kommt nicht vom Äusseren ins Innere und kann auch nicht von Aussen geformt oder kontrolliert werden – selbst, wenn dies viele Gott abgewandte Wesen gerne so hätten und zu ihrer verirrten Wahrheit erklären.
Leben entfaltet sich aus sich selbst von Innen heraus, denn Leben an sich beinhaltet alles, was es für seine freie Entfaltung benötigt. Das, was fehlt, wird aufgrund fürsorglicher Liebe hinzugegeben, denn Leben ist der Ausdruck des lebendigen Gottes, der Alles ist, was ist. Gott, das unpersönliche Leben drückt sich durch individuelle Eigenschaften als Leben aus. Diese Eigenschaften aber sind seine und nicht die meiner falschen Persönlichkeit. Wenn ich das erkenne und annehme, die Kontrolle loslasse und diese Eigenschaften als meine Fähigkeiten für den Dienst am Ganzen in mein Sein integriere, dann liebe ich, was Gott in mir durch mich ausdrücken möchte, um sich zu erfahren. Mit anderen Worten: Ich muss gar nichts Anderes tun, als zu lieben, und das ist die Wahrheit, die mich frei machen wird.
Um das allerdings wahrhaft zu erkennen, muss ich die richtigen Fragen stellen. Die Frage Wer bin ich? führt mich beispielsweise aufs Glatteis, denn wenn ich das beantworte, wende ich mich wieder einem scheinbaren also nicht existierenden Ding zu: meiner Persönlichkeit. Stelle ich mir hingegen die Frage Was bin ich? und finde die Antwort darauf, dann löse ich mich von der Scheinwelt der illusorischen Dinge und baue meine Schöpfungen auf dem Fels der Wahrhaftigkeit.
Meine Antwort lautet: ICH BIN allumfassendes Bewusstsein, als Seele individualisiert, um mich zu erfahren, indem ich die mir gegebenen Fähigkeiten und Eigenschaften Gottes zum Ausdruck bringe. Da ich diese Antwort für mich gefunden habe, kann ich sowohl mich, als auch die mir gegebenen Fähigkeiten und Eigenschaften annehmen und es als meine Aufgabe akzeptieren, sie auszudrücken.
Also muss ich alles loslassen, was mich daran hindert, diese Aufgabe zu erfüllen. Dazu gehören jegliche Fremdbestimmungen und -beeinflussungen, als auch alle eigenen Irrtümer, die immer Irrtümer meines äusseres Selbst, meines falschen Selbst, meiner illusorischen Persönlichkeit sind. Diese Persönlichkeit steht meiner wahren Bestimmung im Weg, denn der von den Süchten und Trieben des Egos gesteuerte Verstand und die dadurch initiierten Gefühle wollen und müssen mich kontrollieren, anstatt zuzulassen, dass die in mir gegenwärtige intelligente Kraft Gottes, die ICH BIN, tätig ist.
Wenn ICH diese Göttliche Gegenwart BIN und ihre mächtige Tätigkeit zulasse, leiste ich keinen Widerstand mehr gegen das, was ich nicht will, da es meiner Aufgabe nicht dienlich ist, sondern wandle es um, indem ich alle Erfahrungen und die daraus entstehenden Erkenntnisse integriere. So wachse ich nicht nur in meine Bestimmung, sondern auch in meine Wahrhaftigkeit, denn ich lebe nicht länger die Irrtümer meines falschen Selbst, sondern die Wahrheit meiner Seele, die ICH wirklich BIN. Dabei weiss ich, dass das ICH BIN nicht nur mein wahres Selbst ist, sondern auch die Göttliche Kraft, die dem wahren Selbst innewohnt. Es ist die allgegenwärtige Tätigkeit Gottes.
Am Ende aller Wege liegt ein Ziel, und am Ende aller Erkenntnisse steht die einzige Wahrheit. Jeder von uns geht seinen eigenen Weg dorthin, durchläuft seine individuelle Praxis des Wandels, die als Spirale zu immer tieferen Erkenntnissen und somit grösserem Wachstum führt. Am Ende unserer individuellen Wege werden wir uns früher oder später in der einen Wahrheit begegnen – in bedingungsloser Liebe. Dann – und erst dann – werden wir wirklich und wahrhaftig frei sein.
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