Bewusstsein ist alles
Der groĂartige spirituelle Lehrer Rupert Spira schreibt in seinem bemerkenswerten Buch âBewusstsein ist allesâ (S. 145): âUm auf die zweite Stufe des Verstehens hinzuwirken, lĂ€sst Bewusstsein zunĂ€chst seine exklusive Identifikation mit einem einzelnen Körper/Geist los und lernt sich selbst als Nichts, als âKein-Dingâ, als kein Objekt, keine Erscheinung kennen.
Es entdeckt sich selbst als Zeugen aller Objekte, bevor es sich wieder auf die TotalitĂ€t seiner Erfahrung einlĂ€sst und sich selbst als alles erkennt. Bewusstsein vollzieht den Ăbergang von âIch bin etwasâ zu âIch bin nichtsâ und dann von âIch bin nichtsâ zu âIch bin allesâ, ohne je etwas anderes als es selbst zu sein oder zu werden.â
Ich werde im Folgenden den Versuch wagen, die drei von Spira genannten âErkenntnisstufenâ in eigene Worte zu kleiden und auszufĂŒhren.
Etwas ⊠Nichts ⊠Alles
Im Falle der meisten Menschen setzt das Bewusstsein seine IdentitĂ€t bekanntlich mit einem bestimmten physischen Körper gleich. Es glaubt, ausschlieĂlich der Körper zu sein. In diesem Zustand dominiert die Vorstellung: âIch bin etwas.â (bzw. jemand) Demnach richtet das Bewusstsein den Fokus auf einen Aspekt seiner Wahrnehmungen und identifiziert sich mit diesem auserwĂ€hlten Teil des Erfahrungsspektrums, wĂ€hrend es die vermeintliche AuĂenwelt als von der eigenen IdentitĂ€t verschieden interpretiert. Daraus resultiert die begrenzende Schlussfolgerung: âDies bin ich und das bin ich nicht!â So ignoriert es seine wirkliche Natur, glaubt folglich, ein einzelnes Bild auf der Leinwand zu sein (um analogisch zu sprechen) und schrĂ€nkt sich selbst erheblich ein.
Intuitive Impulse oder bestimmte Ereignisse können zu Einsichten fĂŒhren, durch die sich das Bewusstsein an sich selbst erinnert. Dies löst eine Disidentifikation von der physischen Form aus, weil erkannt wird, dass das wahre Selbst unabhĂ€ngig von einem funktionierenden Körper ist (was auch objektiv einwandfrei nachgewiesen wurde; siehe Beitrag âEs gibt keinen Todâ).
Das Bewusstsein registriert seine eigene formlose Essenz, verweilt als unbeteiligter Zeuge im Hintergrund und bleibt von dem Formenspiel unberĂŒhrt, das sich im Vordergrund zu entfalten scheint. In diesem âStadiumâ sieht es ein: âIch bin nichts.â (bzw. niemand; im Sinne von no-body / no-thing; keine Materie und von dieser unabhĂ€ngig) Das Bewusstsein erkennt sich selbst als die unendliche Leinwand, auf der alle Bilder erscheinen.
In vielen spirituellen Lehren wird durch die âNicht dies, nicht dasâ-Vorgehensweise immer wieder auf die UnabhĂ€ngigkeit des Bewusstseins von den vielfĂ€ltigen Erscheinungen verwiesen, weil die meisten Menschen immer noch nicht ĂŒber die âIch bin etwasâ-Erkenntnisebene hinausgelangt sind und zunĂ€chst diese exklusive Identifikation ĂŒberwunden werden sollte. Die Aussage âIch bin nicht der Körperâ soll also vorerst andeuten, dass sich unsere essentielle Natur nicht auf einen Körper reduzieren lĂ€sst.
Es besteht jedoch ein wichtiger Unterschied zwischen âIch bin nicht der Körperâ und âIch bin nicht nur der KörperââŠ
Letztendlich können wir zu der tiefen Erkenntnis gelangen, dass Bewusstsein alles ist. So entlarvt sich die physische Welt als dessen Manifestation â als die Form, die das Bewusstsein annimmt, um sich selbst darin zu erfahren.
Daher begegnet man gelegentlich Aussagen wie (sinngemĂ€Ă) dieser: âDie Welt ist absolut real aus einer materialistischen Perspektive. Sie ist eine vollkommene Illusion, wenn sie als vom Bewusstsein unabhĂ€ngig und andersartig betrachtet wird.
Sie ist wieder real, wenn sie als Ausdruck des Bewusstseins erkannt wird.â Die letzte Erkenntnisebene offenbart eine tiefgreifende Tatsache: âIch bin nicht nur die Leinwand, sondern auch jedes Bild, das auf ihr erscheint. Denn ausnahmslos jedes Bild besteht nur aus der Leinwand. Ich bin alles.â
Gedankenexperiment
Da diese Erkenntnis zu tiefgehend fĂŒr die intellektuelle Ebene des Verstehens ist, fahre ich zunĂ€chst mit einem Gedankenexperiment fort, um dem menschlichen Verstand einen Zugang zu ermöglichen.
Angenommen, wir befinden uns in einem nÀchtlichen Traum.
Wir trĂ€umen, dass wir barfuĂ ĂŒber eine Wiese schreiten und die Sonne genieĂen, welche das Gras unter unseren Sohlen in einem wundervollen GrĂŒn erstrahlen lĂ€sst.
In der Ferne erblicken wir einen groĂen Baum und bestaunen dessen Schönheit. Innerhalb dieses Traums wĂŒrden wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus vollster Ăberzeugung behaupten, dass die Sonne, die Wiese, der Baum und sĂ€mtliche Erscheinungen in diesem Traum völlig unabhĂ€ngig von unserem Bewusstsein existieren.
Wir erfahren uns als Person und somit als Bestandteil der physischen Welt, die wir bewusst wahrnehmen, wÀhrend wir trÀumen. Tatsache aber ist, dass der gesamte Inhalt des Traums inkl. Sonne, Wiese und Baum verschwindet, sobald der Traum endet und wir erwachen. Wir öffnen die Augen und erkennen, dass wir geschlafen haben.
TatsÀchlich also war die gesamte Welt, an deren vermeintlicher RealitÀt wir innerhalb des Traumes nicht gezweifelt haben, sehr wohl einzig und allein von unserem Bewusstsein abhÀngig.
Dieses Bewusstsein ist der TrÀumende. Die Sonne, die Wiese und der Baum waren Schöpfungen des Bewusstseins, sie waren sozusagen aus Bewusstsein gemacht, denn dieses war ihre alleinige Substanz und Essenz.
Sobald das Bewusstsein sich von diesen Wahrnehmungen zurĂŒckzieht, löst sich der gesamte Inhalt auf.
Besteht denn ein wirklich signifikanter Unterschied zwischen unseren TrĂ€umen im Schlaf und den Wahrnehmungen wĂ€hrend des sogenannten Wachzustandes? Abgesehen davon, dass Letztere bestĂ€ndiger und geordneter zu sein scheinen, ĂŒberwiegen offensichtlich ganz eindeutig die Gemeinsamkeiten. Letztendlich entpuppt sich der Inhalt beider BewusstseinszustĂ€nde als flĂŒchtige Erscheinung.
Es gibt in der Tat gravierende Hinweise darauf, dass auch dieses Leben letztlich nicht mehr ist als ein Traum. Viele nahtoderfahrene Menschen berichten von einer WahrnehmungsintensitÀt, welche die RealitÀt unserer gegenwÀrtigen Erfahrungen ernsthaft in Frage stellt, wenn man sie damit in Relation setzt.
In tiefer Meditation können wir zu der von allen Zweifeln befreiten Gewissheit gelangen, dass das Bewusstsein selbst die alleinige Grundlage aller Existenz ist. Ohne Bewusstsein existiert nichts.
BestÀtigung seitens der Quantenphysik
Es ist ohnehin grundsĂ€tzlich vollkommen unmöglich, jemals auch nur einen einzigen Beweis dafĂŒr zu finden, dass irgendetwas unabhĂ€ngig vom Bewusstsein existiert, weil es die Anwesenheit des Bewusstseins voraussetzt, um eine derartige ĂberprĂŒfung vorzunehmen. Sogar in den Naturwissenschaften haben Forschungsresultate eine TĂŒr zu der Erkenntnis geöffnet, dass die Rolle des beobachtenden Bewusstseins keinesfalls zu unterschĂ€tzen istâŠ
Der Neurochirurg Dr. Eben Alexander (intensives Nahtoderlebnis durch schwere HirnhautentzĂŒndung, welche das Gehirn vollstĂ€ndig lahmlegte) trifft auf S. 202 seines Buches âBlick in die Ewigkeitâ folgende Aussage: âIn den 1920er-Jahren machte der Physiker Werner Heisenberg (und andere BegrĂŒnder der Quantenmechanik) eine Entdeckung, die so seltsam ist, dass sich die Welt immer noch nicht damit abgefunden hat.
Bei der Beobachtung subatomarer PhĂ€nomene ist es unmöglich, den Beobachter (d. h. den Wissenschaftler, der das Experiment macht) vollstĂ€ndig vom Beobachteten zu trennen. Im Alltag ĂŒbersieht man diese Tatsache allerdings leicht. (âŠ)
Es ist unmöglich, die innerste RealitÀt des Universums zu erforschen, ohne sein Bewusstsein einzusetzen.
Das Bewusstsein ist nicht nur alles andere als ein unwichtiges Nebenprodukt körperlicher Prozesse, es ist (âŠ) höchstwahrscheinlich die Basis von allem.â Im Nachfolgewerk âVermessung der Ewigkeitâ kommt er darauf zurĂŒck (S. 26): â(âŠ) Oder Entdeckungen wie die von Erwin Schrödinger, nĂ€mlich dass das Ergebnis bestimmter subatomarer Experimente vom Bewusstsein des Beobachters abhĂ€ngig ist, (âŠ) sodass eine Kernreaktion, ausgelöst in einer Kiste, die drei Tage zuvor versiegelt wurde, nicht zum Abschluss kommt, bis die Kiste geöffnet wird und die Ergebnisse der Aktion von einem bewussten Beobachter erfasst werden.
Die Kernreaktion bleibt in einem Schwebezustand zwischen Geschehen und nicht Geschehen, bis das Bewusstsein auf den Plan tritt und sie in der Wirklichkeit zementiert.â
Sobald sich das Bewusstsein in Form eines Wissenschaftlers zur Messung entschlieĂt, â und erst dann! â nimmt das Objekt der Forschung messbare Eigenschaften an. (AktualitĂ€t genannt) Zuvor befand es sich in einem undefinierbaren Zustand der PotentialitĂ€t.
Im Allgemeinen gehen wir davon aus, dass alles, was wir wahrnehmen, auch unabhÀngig von dieser Wahrnehmung objektive Eigenschaften hat. TatsÀchlich aber entstehen sie erst durch die Wahrnehmung.
Das Bewusstsein bestimmt offensichtlich, wie sich die Materie verhĂ€lt. Das verdeutlicht auch der berĂŒchtigte Placebo-Effekt: Wenn man einer Person unter Hypnose suggeriert, dass man sie bald mit einem heiĂen Gegenstand berĂŒhren werde und man berĂŒhrt sie daraufhin nur mit einem gewöhnlichen Bleistift, so bilden sich trotzdem nach dem Hautkontakt an der entsprechenden Körperstelle Brandblasen.
Das Bewusstsein ist der Schöpfer, die physische Welt seine Schöpfung. Das wirkt auch gar nicht mehr abwegig, wenn man die physikalische Erkenntnis begutachtet, der zufolge Materie sich unter genauerer Betrachtung als substanzlos erweist (99,9âŠ% Leere) und ihre SoliditĂ€t offenbar nichts anderes ist als eine SinnestĂ€uschung.
Noch tiefer als die Erkenntnis âBewusstsein erschafft RealitĂ€tâ ist diese: Bewusstsein und RealitĂ€t sind eins, und zwar insofern, als die gesamte Natur ein sichtbarer Ausdruck des im Ursprungszustand unsichtbaren Bewusstseins ist â wie auch ein Spiegel unsichtbar ist, bis sich Objekte in ihm widerspiegeln.
An dieser Stelle möchte ich, um nochmals in die Quantenphysik einzutauchen, den revolutionÀren Wissenschaftler Werner Heisenberg selbst zu Wort kommen lassen:
âNach Ansicht der Gegner der Quantenphysik wĂ€re es wĂŒnschenswert, zu der RealitĂ€tsvorstellung der klassischen Physik oder, allgemeiner gesprochen, zur Ontologie des Materialismus zurĂŒckzukehren, also zur Vorstellung einer objektiven, realen Welt, deren kleinste Teile in der gleichen Weise objektiv existieren wie Steine und BĂ€ume, gleichgĂŒltig ob wir sie beobachten oder nicht. Dies aber ist unmöglich.â (Bernard Haisch: Die verborgene Intelligenz im Universum; S. 183)
Bekanntlich basiert die makrophysische Ebene der von Heisenberg als Beispiel herangezogenen Steine und BĂ€ume auf den GesetzmĂ€Ăigkeiten der mikrophysischen Ebene. SĂ€mtliche bedeutende Vertreter der Quantenphysik â Max Planck, Werner Heisenberg, Erwin Schrödinger, Niels Bohr, Wolfgang Pauli, Pascual Jordan, Max Born â lehnten eine rein materialistische Deutung der Wirklichkeit ab und verschrieben sich teilweise ausdrĂŒcklich der SpiritualitĂ€t. Max Planck betrachtete das Bewusstsein als âfundamentalâ und Materie als âabgeleitet vom Bewusstseinâ und Erwin Schrödinger betonte mit Nachdruck, dass es nur ein Bewusstsein gibt, das allem zugrunde liegt und aus dem alles hervorgeht.
Ich empfinde es als ĂŒberaus erstaunlich, dass selbst zahlreiche Physiker die schwerwiegenden Konsequenzen der Quantenphysik und die primĂ€re Position des Bewusstseins innerhalb dieser immer noch nicht zur Kenntnis genommen zu haben scheinen. Der Materialismus ist schlicht und ergreifend als restlos widerlegt anzusehen.
Wenn Geist zu Materie wird
Sofern der gesunde Menschenverstand angesichts der bisherigen AusfĂŒhrungen rebelliert und die Schlussfolgerung âIch bin allesâ als realitĂ€tsfern betrachtet, möge man bedenken, dass es nicht der Besinnung auf die Quantenphysik bedarf, um zu derartigen Einsichten zu gelangen.
Es gibt ein sehr naheliegendes Beispiel, das uns im alltĂ€glichen Dasein immer und immer wieder begegnet und ebenfalls verdeutlicht, dass das Bewusstsein Formen annimmt. Bevor Menschen ein Bauwerk errichten, ist dieses nicht mehr als ein gedankliches Konzept. Durch die darauffolgende Umsetzung der Idee wird aus einer bloĂen Vorstellung sichtbare RealitĂ€t. Das Familienhaus, das zuvor nur auf theoretischer Ebene in Form von Gedanken existierte, nimmt Form an und manifestiert sich nach und nach im vermeintlichen âAuĂenâ. All das beginnt im formlosen âInnerenâ des Menschen.
Betrachten Sie, liebe/r LeserIn, eine einfache Tasse, einen Stuhl oder den Fernseher in Ihrem Wohnzimmer. Der Ursprung all dessen ist das unbegrenzte Schöpfungspotential des Bewusstseins. Menschliche Erfindungen und die faszinierende Ordnung in der Natur legen gleichermaĂen die KreativitĂ€t einer Intelligenz offen, die auf tiefster Ebene der Betrachtung identisch mit dem Gewahrsein ist, welches sich jetzt dieser Zeilen gewahr ist. Das gesamte Universum ist offensichtlich von Bewusstsein durchdrungen und letztlich ein Ausdruck desselben.
âWer Wahrheit sucht, der zĂ€hle nicht die Stimmen!â
Wir haben stets die Wahl zwischen eigener Erfahrung und Konditionierung, zwischen Praxis und Theorie. Entweder wir vertrauen unserer unmittelbaren Erfahrung oder der allgemein akzeptierten Weltsicht der westlichen Kultur, die tief in uns verankert ist.
Diese geht mit völliger SelbstverstĂ€ndlichkeit davon aus, dass die âDingeâ auch dann noch vorhanden sind, wenn wir unsere Aufmerksamkeit von ihnen abziehen. Wir wurden darauf konditioniert zu glauben, dass wir Ă€uĂerst beschrĂ€nkte Individuen sind, die als winzige Partikel und getrennt voneinander in einer riesigen, bedrohlichen Welt existieren. Man belĂ€chelt die ĂuĂerung der Feststellung, dass es jene Welt ohne uns ĂŒberhaupt nicht gibt.
Das Hauptargument fĂŒr die Entscheidung zugunsten der kulturellen Konditionierung â auch wenn unsere unmittelbare Erfahrung keineswegs damit ĂŒbereinstimmt â bezieht sich meist darauf, dass die Mehrheit der Menschen einer Hypothese zustimmt und sie als absolute Wahrheit akzeptiert.
Ich möchte daran erinnern, dass vor nicht allzu langer Zeit ein gewisser Mann eine ĂŒberaus einflussreiche Position ĂŒbernahm, weil die Mehrheit der WĂ€hler ihn als kompetent einschĂ€tzte, was verheerende Folgen hatte. Vor einigen Jahrhunderten war es eine allgemein anerkannte âWahrheitâ, dass die Erde eine Scheibe sei. Stets zu empfehlen:
Wer sich auf die Suche nach der Wahrheit begibt, möge sich nicht zu stark von vorgefassten Meinungen beeinflussen lassen und dargebotene Ideen einer grĂŒndlichen ĂberprĂŒfung unterziehen.
Es gibt noch nicht einmal einen unerschĂŒtterlichen Beweis dafĂŒr, dass die âanderenâ Menschen, mit denen wir in unserem Leben tĂ€glich interagieren, absolut real und nicht nur bloĂe Einbildungen sind (womit ich dies aber nicht postulieren möchte). Einzig die allem vorausgehende Erkenntnis âIch binâ lĂ€sst sich nicht in Frage stellen. Das Bewusstsein selbst kann keine Einbildung sein, denn jede Einbildung findet wiederum in einem Bewusstsein statt!
Sinneswahrnehmungen sind der PrĂŒfstein der RealitĂ€t. FĂŒhlen, Sehen etc. â dies sind die Instrumente, durch die wir das Vorhandensein der Welt bezeugen. Bekanntlich basieren sie auf der PrĂ€senz des Bewusstseins. Ausnahmslos alles, was wir kennen, kennen wir nur durch Bewusstsein. Es ist die alleinige Substanz der Wahrnehmungsinstrumente und damit auch der Welt. Wir wissen um Letztere, weil wir sie erblicken und erfĂŒhlen können â und Sehen und FĂŒhlen bestehen aus nichts anderem als Bewusstsein.
Sind alle Wahrnehmungen nur ein Traum?
Im Grunde sind alle Erfahrungen gleichermaĂen wirklich bzw. unwirklich, was sowohl fĂŒr âdiesseitigeâ als auch fĂŒr âjenseitigeâ in den Nahtoderlebnissen gilt. Ob Halluzinationen, TrĂ€ume, Wahrnehmungen im âWachzustandâ oder mystische Erfahrungen:
Das Bewusstsein allein ermöglicht sie! Es ist stets das alleinige Substrat jeder Wahrnehmung, und zwar unabhĂ€ngig davon, wie faszinierend und spektakulĂ€r diese ist. Als der unkonventionelle Lehrer Tony Parsons gefragt wurde, wie es zur Wahrnehmung eines Engels wĂ€hrend eines erweiterten Bewusstseinszustands kommen kann, wies er darauf hin, dass dies nur die Einheit (Bewusstsein) sei, die âengeltâ (âDas ist es â Vom Ende der Illusion des Getrenntseinsâ; Tony Parsons). Damit ist natĂŒrlich gemeint, dass das Bewusstsein die Form dessen annimmt, was in ihm erscheint â in diesem Fall eben die Form eines Engels.
Selbst wenn alle Wahrnehmungen nur ein Traum sind, verweisen sie auf etwas unbestreitbar Wirkliches â das Gewahrsein, in dem der Traum erfahren wird. Der Traum ist zweitrangig, der TrĂ€umende geht ihm voraus. Die Quelle ist stets von gröĂter Bedeutung.
Die Person transzendieren
SelbstverstĂ€ndlich bezieht es sich niemals auf die Persönlichkeit, wenn darauf hingewiesen wird: âDu bist alles!â Es gibt kein persönliches Selbst und es hat nie eines gegeben.
Eine solche RadikalitĂ€t schreckt selbst den GroĂteil der âspirituellen Menschenâ ab, weil sie ihre IndividualitĂ€t unter keinen UmstĂ€nden verlieren möchten. Aber die Angst vor dem Verlust des individuellen âIchâ lĂ€sst auĂer Acht, dass dieses nie wirklich existent war. Was nicht existiert, kann auch nicht verschwinden. Was verschwindet, ist lediglich die TĂ€uschung, indem das GedankengebĂ€ude zusammenbricht, welches die Grundlage der Illusion eines separaten Wesens war.
Jeder kann das anhand seiner eigenen Erfahrung ĂŒberprĂŒfen: Sobald wir aufhören zu denken, ist unsere Persönlichkeit nicht mehr aufzufinden, da sie keine von den Gedanken unabhĂ€ngige Existenz besitzt. Sie basiert auf der gedanklichen Vorstellung: âIch bin dieser Körper und habe diese und jene Eigenschaften.â Wenn keinerlei Gedanken auftauchen, gibt es nur noch reines Bewusstsein, das sich vorĂŒbergehend in einer physischen Erscheinung zum Ausdruck bringt. Im Buddhismus ist die Substanzlosigkeit des âIchâ ein zentrales Thema. Nach dem Studium von mittlerweile 100-150 BĂŒchern zum Thema muss ich die EinschĂ€tzung Ă€uĂern, dass kein Autor den âIch-Verlustâ, welcher die Nicht-Existenz des individuellen Selbst demonstriert, sowie die damit einhergehende, vom Verstand ausgehende Angst so zutreffend beschrieben hat wie Suzanne Segal in ihrem Buch âKollision mit der Unendlichkeit â Ein Leben jenseits des persönlichen Selbstâ.
Die persönliche Geschichte basiert auf Erinnerungen und wurzelt damit in der Vergangenheit, wĂ€hrend wir unser wahres Selbst nur in der zeitlosen Gegenwart hervorholen können. Die Vorstellung, die Persönlichkeit zu âverlierenâ, mag abschreckende Wirkung entfachen, wenn man sich mit ihr identifiziert und glaubt, dass GlĂŒck, Freude und Liebe sich auf jemanden beziehen. Alle angenehmen und unangenehmen ZustĂ€nde sind jedoch schon immer völlig unpersönlich gewesen â man kann das Leid nicht verleugnen, aber zu der Erkenntnis gelangen, dass es niemanden gibt, der leidet, sondern einfach Leid, das im Gewahrsein erscheint und von diesem erfahren wird. Niemanden, der sexuell erregt ist, sondern sexuelle Erregung, die im Gewahrsein erscheint und von diesem wahrgenommen wird (um nur zwei spezifische Beispiele zu nennen). An all dem ist wahrlich nichts Persönliches.
Erfahrung ist immer einheitlich!
Die Bilder auf der Leinwand des Bewusstseins gehen harmonisch ineinander ĂŒber, eine wirkliche Trennung gibt es nicht. Kein Objekt hat eine unabhĂ€ngige, eigenstĂ€ndige Existenz und besteht fĂŒr sich selbst. Genau genommen gibt es immer nur ein einziges farbenfrohes Bild! Es wird immer nur Eines erfahren, d. h. Erfahrung als solche ist unter allen UmstĂ€nden stets nahtlos, ganz und einheitlich, bevor der konditionierte Verstand sie in StĂŒcke reiĂt und jedes dieser StĂŒcke mit einem Etikett versieht und selbstgeschaffenen Kategorien zuordnet.
Die Verwechslung der Interpretation der Erfahrung mit der tatsĂ€chlichen Erfahrung fĂŒhrt unweigerlich zu Leid.
Die Erfahrung von einem Objekt bestĂ€tigt in erster Linie die Anwesenheit des Bewusstseins. Was auch immer vom Bewusstsein erfahren wird â dadurch weiĂ Bewusstsein um sich selbst. Bewusstsein erfĂ€hrt immer nur sich selbst. Ja, wir haben immer nur uns selbst erfahren! Alles, was wir sehen, jede erdenkliche materielle Erscheinung, beweist durch ihr Dasein nicht ihre eigene unabhĂ€ngige Existenz, sondern in erster Linie die PrĂ€senz des Bewusstseins. Somit verschleiern Objekte das Bewusstsein nicht, sie offenbaren es!
Alle Handlungen des Menschen grĂŒnden letztlich in der tiefliegenden Sehnsucht nach Einheit. Wenn klar erkannt wird, dass wir immer nur Eines erfahren und dass wir selbst diese Einheit sind, dann tritt die objektlose Freude hervor, die unter der OberflĂ€che als unser wahrer Wesenskern immer prĂ€sent ist und sich jeglicher Beschreibung entzieht.
Sich selbst als alles zu erkennen entfacht eine so unfassbar beglĂŒckende und friedvolle Wirkung, dass es mir â basierend auf eigener Erfahrung â am Herzen liegt, möglichst viele meiner Mitmenschen durch BeitrĂ€ge wie diese darauf aufmerksam zu machen, damit auch sie bewusst am Wunder teilhaben können.
Du bist alles!
Es handelt sich nicht um eine intellektuelle Erkenntnis und es bedarf auch keiner solchen, denn auf der Ebene des Verstandes werden ohnehin immer einschrĂ€nkende Zweifel verbleiben. Es ist keine Theorie, sondern ein unmittelbares Sehen: Alles, was ich wahrnehme, ist ein Ausdruck meiner selbst. GerĂ€usche, GerĂŒche, visuelle EindrĂŒcke â nur Bewusstsein, das die Form dieser PhĂ€nomene annimmt. Vogelgezwitscher â Stille (= Bewusstsein), welche die Form wunderschöner Töne angenommen hat.
Ein Vogel â Bewusstsein, das die physische Form dieser fantastischen Erscheinung angenommen hat, um sich selbst darin zu erkennen: Der Vogel ist nicht von mir verschieden! Das erkenne ich aber nur, wenn ich frei von Gedanken bin, weil alle Gedanken von der gesellschaftlichen Konditionierung belastet sind und somit an die Illusion der DualitĂ€t glauben. Wenn ich im gedankenfreien Zustand (= reines Bewusstsein) einen Wald (oder auch eine Stadt) durchschreite, eröffnet sich mir eine absolute IntimitĂ€t und Vertrautheit mit ausnahmslos allem â es ist so ĂŒberwĂ€ltigend! Keinerlei TrennungâŠ
Ich erkenne mich selbst in allem und jedem. Das ist Liebe. Nicht die an Bedingungen geknĂŒpfte âLiebeâ, welche Erwartungen stellt, diese erfĂŒllt haben will und nur unter jener Voraussetzung weiterhin Zuneigung gewĂ€hrt. Bedingungslose Liebe erlaubt allem zu sein, wie es ist, weil es als absolut perfekt erkannt wird, sobald die trennende Klinge der konditionierten Gedanken transzendiert wurde. Der spirituelle Lehrer Eckhart Tolle fasst das in seinem empfehlenswerten Werk âStille sprichtâ (S. 24) besonders schön in Worte:
âWenn du still einen Baum oder Menschen anschaust, wer schaut da? Etwas Tieferes als du in Person. Das Bewusstsein selbst betrachtet seine Schöpfung. In der Bibel steht, dass Gott die Erde erschuf und sah, dass sie gut war. Genau das siehst du, wenn du in gedankenfreier Stille schaust.â
NatĂŒrlich dĂŒrfen wir nicht vergessen, dass die Leinwand und sĂ€mtliche Bilder, die auf ihr erscheinen, zwar essentiell absolut identisch sind, aber dass die Leinwand (das reine Bewusstsein) dennoch von allen Bildern unabhĂ€ngig ist. Selbst wenn alle Bilder verschwinden (= wenn die âAuĂenweltâ verschwindet), ist deren Quelle noch da. Der Ozean ist mehr als die Summe aller Wellen. So ist auch die Leinwand mehr als die Summe aller Bilder. Jedes Bild scheint der Leinwand etwas hinzuzufĂŒgen, weshalb der spirituelle Lehrer Jean Klein die Welt der PhĂ€nomene als Erweiterung dessen, was wir sind, bezeichnete. Doch letztlich verĂ€ndert sich das Bewusstsein nie. Es bleibt so, wie es immer ist â eigenschaftslos, absolut vollkommen und ewig.
Es gibt nur EIN Bewusstsein, das sich parallel in den zahlreichen Formen zum Ausdruck bringt (womit die lineare Zeit als Illusion entlarvt wird). Nur mit dieser Erkenntnis ist jegliche Unterscheidung und Trennung wirklich konsequent und kompromisslos aufgehoben!
Wenn dieses Bewusstsein sich selbst als Essenz aller Geschehnisse erkennt, kann ihm dementsprechend kein Ereignis je wieder Angst einflöĂen.
Das ist der Moment, in dem Wahrnehmender und Wahrgenommenes kollabieren und nur reines Wahrnehmen ĂŒbrigbleibt. Nun gibt es auch kein Innen und AuĂen mehr, sondern nur nicht-lokales Sein, die unendliche Weite.
Alles erscheint im Bewusstsein als Bewusstsein. Es gibt nichts auĂer Bewusstsein. Nichts, was ich nicht bin. Alles ist eins. Das, was sich JETZT dieser Zeilen BEWUSST ist, ist dieses undefinierbare, namen- und formlose Eine, bis in alle Ewigkeit. Bewusstsein ist alles, das bedeutet:
Ich bin alles. Und ich spreche fĂŒr jeden!
29.03. 2018
Simon Bartholomé
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