Die Berührungskünstlerin
Alles kann so sein oder auch ganz anders: Rahel Müller lässt in ihrem Werk viele Wege offen. | © Michael Lünstroth
Sie ist Malerin, Fotografin und Twitter-Königin: Rahel Müller ist eine der vielseitigsten Künstlerinnen der Ostschweiz. Eine Begegnung
Pfyn also. Hierher, in die kleine Stadt mit der langen Römergeschichte, muss man fahren, um eine der vielseitigsten Künstlerinnen der Ostschweiz zu treffen. Fabrikstrasse 9, ein altes Industrieareal, im früheren Pförnterhäuschen hat Rahel Müller ihre kreative Heimat gefunden. Hier arbeitet sie, denkt nach, grübelt, schreibt und hinterfragt die Welt. Mit ganz verschiedenen künstlerischen Mitteln. Malerei und Fotografie stehen im Zentrum ihres Werkes, aber von ihr stammen auch Performances, Installationen, Kunst-am-Bau-Projekte und Texte. „Mir gefällt, dass ich nicht so festgelegt bin. Mein inneres Gefühl entscheidet darüber, mit welchem Material ich an einem Thema arbeite“, erklärt die Künstlerin ihre Vielseitigkeit.
Geboren 1964 in St. Gallen wusste die junge Rahel schon früh, dass sie was mit Kunst machen will. Sie ist 13 Jahre alt als sie das Bild eines Transvestiten malt. „Das war wahnsinnig hässlich und zugleich tief beeindruckend“, blickt Müller zurück, „in diesem Bild habe ich etwas gesehen, mein Weg war für mich danach klar.“ Linear verlief er allerdings nicht. Ihre erste grosse Einzelausstellung hat sie im Alter von 18 Jahren, sie entscheidet sich Kunstgeschichte, Philosophie und Psychologie an der Universität Zürich zu studieren. Das mit der Kunstgeschichte lässt sie dann aber schnell wieder bleiben: „Es hat meine eigene Kreativität extrem gestört. Dieses Pendeln zwischen Kunstvermittlung und Kunst-Selbermachen hat mich gelähmt“, sagt die Künstlerin. Ihre Konsequenz: Sie bricht das Kunstgeschichts-Studium ab, will lieber selbst künstlerisch schaffen. Dafür nimmt sie einige Jahre in Kauf, „in denen ich mich immer irgendwie durchgewurstelt habe“. Geht ins Ausland und arbeitet teilweise aus Italien, Portugal oder den USA. Ab 1990, so vermerkt es ihre Vita, ist sie dann auch offiziell als freiberufliche Künstlerin tätig. Arbeiten von ihr sind seit 1993 auch Teil der Sammlung des Kunstmuseum Thurgau.
Beitrag vom 24.02.2018
Darf ich vorstellen: Das neue Bild beim Öffnen des Blogs wurde mir von Rahel Müller zur Veröffentlichung überlassen. Du möchtest mehr von Rahel wissen, sehen und lesen … bitte sehr:
Biografie
1964 geboren in St. Gallen, aufgewachsen im Kanton Thurgau, wohnt in Zürich, arbeitet im Atelier in Pfyn TG.
Studien der Kunstgeschichte, Philosophie und Psychologie an der Universität Zürich, 1985–1990. Seit 1990 freiberuflich als Kunstschaffende tätig in den Bereichen Malerei, Fotografie, Installation, Performance, Text, Kunst und Bau.
Mitglied visarte ost + ProLitteris.
Welt angehalten, zu sein
In der Themenpalette Blickwechsel, Schichtung, Verdichtung, Verletzlichkeit, Transparenz, Veränderung und Auflösung bewegt sich Rahel Müllers Arbeitsweise. Das Flüchtige, das nicht ganz Fassbare, das, was am Werden – und im Werden bereits schon wieder am Vergehen ist – inspiriert und beschäftigt sie. Im Wandel finde ich Spuren, formuliert sie es. Das leise Träumen der Dinge, winzige Abweichungen, Verflechtungen, der Saum der Tage, Schweben und Fallen, Zeitlupenblumen, Dämmerungsgesänge.
Rahel Müller arbeitet mit grosser schöpferischer Kraft, die sie in den unterschiedlichsten Medien wie Malerei, Fotografie, Text, Installation und Performance zum Ausdruck bringt. Ihre Arbeiten sind geprägt von subtiler Sinnlichkeit und verdichteter Sprache. Die leisen und poetischen Zwischentöne zum Alltäglichen, die sie mit ihren Arbeiten auslotet, erschliessen sich oft erst nach einer vertieften Betrachtungszeit.
Gedanken zu silver shadow
https://www.rahelmueller.com/silver-shadow/
I c h m ö c h t e m i r e i n e W a s s e r k e t t e u m d e n H a l s l e g e n .
Die Schönheit ist Sand in einer Hand, ist Wasser aus der Quelle.
Ich hänge Wasserschnüre zum Trocknen auf.
Manche Gedanken sind wie Vögel.
Die Haut meiner Seele wird weich und weicher.
In aller Stille wache ich auf.
Bilder um Bilder überlagern die Siebe meines Fühlens.
Manche Gedanken kommen am liebsten beim Alleinsein.
Die Zeit jetzt: Sie ist alles, was ich habe.
Die Freunde des Alltags, die Gewohnheiten machen mich oft unruhig.
Zuhause bin ich meist in mir.
Ich möchte einen Raum schaffen, der vollkommen mein eigener ist.
Die Vergesslichkeit hat es schon manchem leichter gemacht.
Wo geht das alles hin, das gedacht, gefühlt, getan wurde?
Mein innerer Blick schwimmt hin und her, berührt in unsagbaren Augenblicken die Gleichzeitigkeit.
Berührung ist ein Tasten mit allen Sinnen.
Menschliche Machenschaften und menschliche Unterlassenschaften wollen beide die Verletzung überwinden.
Sein und Werden sind die beiden Aspekte der Liebe.
Ich erlaube mir, Informationen auf die zweckmässigste Weise zu ordnen und entsprechend zu handeln.
Zeit für sich zu haben ist ein überlebenswichtiges Grundbedürfnis.
Änderst du dich nicht, ändere ich mich vielleicht auch nicht.
Spiegel auf das Ich: spiegelst du dich und ich mich.
Ich erfinde meine Welt neu, jeden Tag und jede Nacht.
Wenn alle nichts sehen, nennt man es Nebel, manch einer ist darin aufgewachsen.
Innere Balance ist nicht nur Kampf, sondern auch vergnüglicher Zustand.
Wenn jeder sich selbst der Nächste ist, wo sind dann all die anderen?
Leidenschaft zahlt mit dünner Haut.
Echt ist, was Spass macht und gut tut.
Wunschtraum und Osmose, pflück mir eine Rose.
Um die eigene Achse tanzen ist was für Drehmenschen.
In der heutigen Zeit müssten eigentlich alle Menschen riesige Augen haben.
Wären alle Gedanken Fäden, wir würden schwer an ihnen tragen.
Der Tag steckt voller Überraschungen, Zeit genug, in ein Paar Augen zu blicken.
Die Schnelligkeit hängt mir wie ein Bleiklotz an den Füssen.
Manchmal halte ich inne und denke an dich.
Indem ich meine Überzeugungen ändere, verändere ich mein Erleben.
Komplexität: das Verstricktsein von allen mit jedem ohne Ende.
Was ich gerne vergesse: ich habe die Macht, die Beschränkungen meiner Überzeugungen hinter mir zu lassen.
Ich kann die Welt verändern, und mein Denken zuerst.
Ideologie ist die Geschwätzigkeit der heimlichen Zweifler.
Alle Systeme sind beliebig.
Ich bin eine Brücke zwischen Himmel und Erde.
In mir zittert Welt und ausser mir lockt Widerspruch: so gebäre ich eine Heldin mit Fantasie.
Grenze: die dramatische Erfindung eines unsicheren Kollektives.
Die Anerkennung der anderen zu bekommen ist ein Luxus, den ich mir gerne leisten würde.
Solange ich Wasser habe, gehe ich lachen in die Wüste.
Manchmal scheint Wahrheit ein simpler Mehrheitsbeschluss zu sein.
Ich behaupte meine Welt, jetzt, hartnäckig, leidenschaftlich.
Sieben Königinnen regieren das Feld meiner inneren Wahrheit.
Mobilität ist eine Bewegung im Kopf.
Schwester Lachen, meine beste Freundin hat immer Zeit für mich.
Wie sehr du dich zeigst, wenn ich hinschaue.
Was ist Materie wirklich, ausser Zwischenräumen?
Vielfalt und Absichtslosigkeit: Denken wird vielleicht niemals modern.
Vielleicht sind die meisten Herzen noch etwas zu klein gedacht.
Hellwache Sterne sind Lichtblicke in der Nacht.
Solange Erfahrung zur Flucht nach vorne führt, schaue ich rückwärts.
Gleichgültige Menschen entfachen meine Empörung.
Verborgenes kann sehr wirksam sein.
Meine Energie folgt meiner Aufmerksamkeit.
Zwar bin ich vom Himmel gefallen, habe aber nie wirklich aufgeschlagen.
Jede Sekunde so viel denken zu können, was für eine Freiheit, was für eine Müdigkeit.
Anfangen ist eine interessante Form von Aufhören.
Meine Arbeit ist mein Kunstwerk und Kunstwerke sind nie fertig.
Auf jeder Strasse gibt es zwei Richtungen, Blickrichtungen jedoch gibt es mehr.
Selbstverantwortung ist die Erlaubnis, sich und andere grösser zu denken.
Aussen ist mein umgestülptes Innen.
Was ich endlich einmal festhalten will: Beliebigkeit verdient keine Ausreden.
Wiederholung macht jeden Haufen grösser.
Ich hüte meinen Bilderzoo und die Tiere werden immer jünger.
Sonnen und Monde vergiessen mein Lächeln.
Wenn mir Information Platz frisst, soll sie woanders grasen.
Bewusste Aufmerksamkeit lenkt den Fluss der Energie.
Räume sind wie Herzen: kaum erobert, verweigern sie sich.
Spurensucher finden den Wandel.
Das Flimmern in der Luft: bekommt das Unsichtbare Gestalt?
Widerstand mache ich mir am häufigsten selber.
Ich behaupte meine Welt, jetzt, hartnäckig, leidenschaftlich.
Älter werden könnte wie tiefer atmen sein.
Gewohnheit und Überzeugung spielen gerne mit dem Liebling Beschränkung.
Es treiben schon einige Inseln auf dem Festland.
Sehnsucht hat wenig Ideen, viele Ziele, keine Geduld.
Wer sich nicht getraut, bleibt weiter unvertraut.
In einem unermesslichen Universum kann es keine absolute Wahrheit geben.
Aus praktischen Gründen ist Liebe die einzige Ethik, die es braucht.
Das Mass meiner Freiheit wird durch meine Erkenntnis und das entsprechende Handeln bestimmt.
Es gibt ein unbegrenztes Potential für den schöpferischen Geist.
Vollständigkeit ist wahre Entgrenzung.
Ich achte meine Unabhängigkeit, ich kenne meine Abhängigkeit.
Es gibt keine wirklichen Grenzen, und wenn es sie gäbe, ich würde sie abschaffen.
Ideologie ist die Geschwätzigkeit der heimlichen Zweifler.
Effektivität ist das Mass der Wahrheit.
Das Besondere entdecken: meistens steckt es genau dazwischen.
Das Ziel der Kunst ist das Leben.
Oft tritt das Geheimnis durch die Tür der Unwesentlichkeit ein.
Geheimnisse stecken im Sichtbaren.
Die Fähigkeit zum Glück ist dem Menschen angeboren.
Ich verlangsame mein Tempo: ich schaue hin.
Manchmal schliesse ich meine Augen, um zu sehen.
Die Vertikale geht genauso von oben nach unten wie umgekehrt.
Die Bewegung ist mehr als das Aneinanderreihen von Stillständen.
Die Anderen denken immer, was die Anderen denken.
Berührung ist mehr als das Anfassen von Haut.
Auch Wasser ändert seine Form, doch nicht sein Wesen.
Die Erinnerung wird genährt aus nützlichen und unnützen Mustern.
Ich nehme mir Zeit, nichts zu tun.
© 2017 Rahel Müller | ProLitteris
Kontakt
Rahel Müller
Atelier Pförtnerhaus VSP
Fabrikstrasse 9
CH 8505 Pfyn
T +41 52 721 54 65
M +41 78 612 69 20
email: mail[at]rahelmueller.com
homepage: rahelmueller.com
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