Die beiden Updates vom 31.Oktober waren gerade erst im Entstehen, als sich immer mehr die âAufforderungâ ihren Weg bahnte, dass ich in den nĂ€chsten Tagen eine Reise zu unternehmen hĂ€tte, weil es âdringende Arbeitenâ zu machen gĂ€be. Als eine Art Versuch gab ich ein Datum ein und schneller als erwartet, war alles gebucht. Erst beim nĂ€heren Betrachten der Zeit, die ich in Prag verbringen sollte, wurde mir klar, um welche bedeutenden Tage es sich dabei handelt. Erst da konnte ich dann das Ausmass der Arbeit ein wenig erahnenâŠ
Am Tag der Fahrt nach Norden wĂŒrde der rĂŒcklĂ€ufige Planet Uranus noch einmal fĂŒr mehrere Monate zurĂŒck in den Widder gehen, was Bedeutung haben wird. Gleichzeitig ist es der Tag der US-Midterm-Wahlen.
Am Tag darauf, dem Haupttag dieser Reise, wird Neumond sein und zugleich wird der Mondknoten fĂŒr eineinhalb Jahre vom Löwen zum Krebs wechseln. Auch das ist gross. Der Maya-Kalender beendet an diesem Tag die erste Welle im neuen Kalender-Umlauf. Etwas geht also zu EndeâŠ
Und schliesslich wĂŒrde am Tag der RĂŒckfahrt der Planet Jupiter (der Königsplanet) fĂŒr ein Jahr in den SchĂŒtzen wechseln, der seine Heimat ist. Eine neue Welle beginnt in der Maya-ZĂ€hlung: es ist die des Jaguars und Magiers.
Mit dem Zug ging es dann Richtung Prag und die holprigen UmstĂ€nde dieser Fahrt deuteten an, dass es keine âfreie Bahnâ geben wĂŒrde im Bezug auf die Arbeit in dieser Stadt. AuskĂŒnfte wegen der stĂ€ndigen Ănderungen gab es keine und das Zugpersonal erinnerte an lĂ€ngst vergangene (Ostblock-) Zeiten. Bei unserer Ankunft in Prag war es aufgrund der VerspĂ€tungen dann bereits dunkel geworden.
Ein erster Blick in die nĂ€chtliche Stadt war wichtig, denn am nĂ€chsten Tag sollte es gleich âin medias resâ gehen â mitten hinein in die Arbeit, die zu machen war. Massen von Menschen waren noch unterwegs und je spĂ€ter es wurde, desto dichter wurden sie.
Ich bewegte mich zunĂ€chst entlang des Moldau-Flusses, um dann weiter hinĂŒber in die Innenstadt zu wandern. Monumental erschienen all diese Bauten, von denen sich einer an den anderen reiht. Sie stehen schwer am Boden und die Besucher werden nach und nach von dieser âBodenhaftungâ erfasst. Es ist ein wahrlich schrilles GetĂŒmmel, das sich auf den grossen PlĂ€tzen hier abspielt, aber es schien keinen Weg zu geben, einen Kontakt zum Kern und zum Herzen dieser Stadt zu bekommen.
Vielmehr fĂŒhlt man sich nach einer Weile von der Architektur wie erschlagen und die Schriften von Franz Kafka, diese dunklen, abgrĂŒndigen und schwermĂŒtigen Satz- und Sinn-Konstrukte, werden plötzlich verstĂ€ndlich.
Da wird jemandem âDer Prozessâ gemacht, in der Missachtung von Menschlichkeit und Gesetzen und zwar durch eine Macht, die im Hintergrund agiert und die keiner durchschauen kann, gegen die auch keiner etwas ausrichten kann.
In der ErzĂ€hlung âDas Urteilâ treibt der ĂŒbermĂ€chtige Vater den Sohn in den Tod durch Ertrinken, indem er ihn fĂŒr die fehlende Unterwerfung unter seine Macht genau dazu verurteilt.
Wenn Kafka dann noch in seinem Roman âDas Schlossâ jene hintergrĂŒndige Macht beschreibt, die von einem Schloss ausgeht und die alles beherrscht, dann ist er sehr nahe an die RealitĂ€t heran gekommen. Prag wird tatsĂ€chlich von dem beherrscht, was da im Hintergrund als âdie Burgâ steht⊠jener Ort, an dem am kommenden Tag nun bestimmte Arbeiten zu machen waren.
Kafkaâs Gedankenwelt wurde noch einmal wach beim FrĂŒhstĂŒck im Keller des kleinen Hotels⊠als in dieser beinahe geisterhaften Kulisse sich die Menschen bewegten, als wĂ€re ihnen der Prozess gemacht worden, in welchem sie dazu verurteilt wurden, sich selbst nur mehr als eine blasse und machtlose Figur am Schachbrett jener unsichtbaren MĂ€chte zu begreifen, die vom Schloss aus alles dirigieren.
Mit der Linie 22 ging es dann hinauf zum âHradschinâ, die Burg der weltlichen und geistlichen Macht, die zu den grössten der Welt gehört. Aber auch der Stadtteil unterhalb wird so bezeichnet. FĂŒr eine Weile residierten hier auch die österreichischen Habsburger und heute ist es der tschechische PrĂ€sident. Was die kirchliche Macht betrifft, so sollten sich bestimmte Dinge dort zeigen, wo ich mich nun hin begeben wĂŒrde: in den sogenannten Veits-Dom, der mĂ€chtig alles dominiert.
Draussen vor der Burg werden flughafen-Ă€hnliche Kontrollen durchgefĂŒhrt und der Ton dabei ist Ă€usserst militĂ€risch. WĂ€hrend ich die BrĂŒcke betrat, die an die Burg heranfĂŒhrt, raste eine Rettung mit Blaulicht an mir vorbei.
ErschĂŒttert erblickte ich zu dieser frĂŒhen Morgenstunde in diesem Teil des Burghofes Massen von Menschen und es war, als wĂ€re halb China hier vor Ort. SpĂ€ter sollten sie sich nur noch vervielfachen. Ich suchte nach einem Weg, um ein wenig Ruhe und Sammlung finden zu können, denn noch war alles ziemlich offen im Bezug auf das, was hier nun meine Aufgabe sein wĂŒrde.
Vor der Abfahrt gab es ein paar Anweisungen, nĂ€mlich dass jenes âBootâ (unseres Bewusstseins), das seit einiger Zeit wieder die Galaxie durchfuhr und seit kurzem am Nordpol platziert war, hier herein zu holen sei⊠denn es ginge hier um den Norden und um einen Knoten, der noch zu öffnen wĂ€re, damit die KrĂ€fte wieder fliessen könnten. Das blau-weisse Band von Donau und Wolga wĂŒrden dabei Schutz und Kraft spenden. Gestern, als wir mit dem Zug ĂŒber die DonaubrĂŒcke fuhren, war Danu da â die grosse Mutter-Göttin unserer DonaulĂ€nder. Tschechien gehört nicht dazu. Dieses Land aber wird von der Elbe durchströmt, welche hier entspringt und ihr Wasser dann Richtung Nordsee fĂŒhrt. Viele ĂltestenrĂ€te aus anderen Sternensystemen, die auch die Arbeiten zuvor begleitet hatten, waren ebenfalls nun anwesend.
Eine erste Runde um den Dom herum brachte zwar ein wenig Ruhe, doch der Blick hinauf in seine Fassade liess mich erahnen, was da nun auf mich zukommen wĂŒrde. Ăhnlich wie vom Stephansdom in Wien blickten auch hier dunkle Gestalten herab und wĂŒrde man sich eine Kirche nicht als menschenfreundliche StĂ€tte vorstellen, dann könnte man glauben, man sei hier an einer dĂ€monischen Geisterbahn angekommen.
Der Gang durch den Dom muss bezahlt werden und sobald man, nach einigen Hindernissen, seinen hinteren Teil betritt, tun sich die Schleusen auf: die Schleusen zur Hölle. Durch zwei Drehkreuze am linken KirchenflĂŒgel werden die Menschen eingeschleust â eine riesige Gruppe nach der anderen. Die einen sind versehen mit Audio-GerĂ€ten und Kopfhörern, die anderen mit mehr oder weniger fachkundigen FĂŒhrern.
Die Hoffnung auf einen ruhigen Platz in einer der KirchenbĂ€nke war schnell zunichte, denn die waren mit dicken Seilen abgesperrt. Die Menschenmassen wurden um sie herumgelenkt, hinter dem Hochaltar vorbei. Wenn sie bei Verstand wĂ€ren, wĂŒrden sie auf jeden Fall das Weite suchen. Aber sie schlafen alle und sie werden hier nur durchgetrieben⊠FĂŒr eine Weile lasse ich mich vom Strom dieser Gruppen mitnehmen. Jede Nische zu unserer linken Seite ist mit AltĂ€ren vollgebaut und mit Figuren, Engeln, GrabstĂ€tten, Schreinen und Reliquien irgendwelcher Heiliger versehen.
Ich setzte zunĂ€chst âdas Bootâ (unseres Bewusstseins) in das Kirchenschiff hinein, welches damals dem osirischen Totenkult abgerungen wurde, sodass es sich wieder dem Leben zuwandte statt dem Tod. Es war jetzt umgeben mit dem blau-weissen Band vom Nordpol (siehe letztes Update: http://inner-resonance.net/2018/10/31/der-innere-garten/) und fĂŒllte dieses kirchliche Schiff aus, welches noch immer Nacht fĂŒr Nacht Osiris in die Unterwelt bringt. Die herrschenden Götter brauchen dieses Ritual. Wie dort, so beherrschen auch hier Tod, Leiden und Verderben die Szene.
Als ich mich dann dem grossen Altar mit seinem Hochaltar nĂ€herten, stockte mir immer mehr der Atem. Alles um ihn herum war wie von einem chaotischen Wirbel erfasst und in seinem Zentrum ging eine dunkle Spirale nach unten. âDer Veitstanzâ, wurde ich erinnert und langsam erst war es mir möglich, einen halbwegs geradlinigen Gedanken zu fassen.
Es gab da am Anfang des 4.Jahrhunderts in Italien einen Jungen, den seine Eltern Vitus nannten und ihn weggaben, damit er eine christliche Erziehung erhielt. Angeblich war er Epileptiker und konnte Wunder tun. So holte ihn Kaiser Diokletian nach Rom, damit er seinen Sohn von einem bösen Geist heilt. Danach aber zwang er ihn, seinem Glauben abzuschwören und weil Veit sich weigerte, wurde er zuerst den Löwen vorgeworfen und dann in einen Kessel mit siedendem Ăl gesteckt. Da beides keine Wirkung zeigte, wurde er nach seinem dennoch frĂŒhen Tod von der aufkommenden Kirche als MĂ€rtyrer und Heiliger verehrt. Seit 1355 ruhen seine Gebeine im Prager Dom.
Etwa zur selben Zeit hat sich, laut Ăberlieferung, damals eine Art Volksepidemie ausgebreitet, die auf der Grundlage von religiösen Wahnvorstellungen unwillkĂŒrliche Muskelzuckungen hervorbrachte und die Menschen tanzwĂŒtig werden liess, bis sie erschöpft zusammenbrachen. Man glaubte, sie seien vom Teufel besessen und betete zum heiligen Veit, dass er ein Wunder wirken möge. Heute habe diese Krankheit angeblich organische Ursachen und sei vererbt, was auch immer die Medizin darunter versteht.
Hier nun aber zeigte sich der Veitstanz als Höllentanz jener MĂ€chtigen, die momentan das Geschehen auf unserem Planeten noch beherrschen â zumindest glauben sie es. Ihre innere Leere ist himmelschreiend, weil sie sich einst abgespalten haben von jener göttlichen Quelle, die alles durchströmt. Seither versuchen sie sich begierig auf alles zu stĂŒrzen, was ihnen zumindest vorĂŒbergehend âErfĂŒllungâ bringen könnte. Sie rauben, opfern und fordern Menschenleben, denn Blut ist ihnen âheiligâ. Und je mehr sie davon bekommen, desto grösser wird ihr Hunger. Das aber ist genau das, was hier passiert â immer noch und auf höchster Ebene. Das geht bis tief hinein in die kirchlichen und politischen Spitzen. Hier werden Menschen geopfert und Weltengeschicke gelenkt. Doch man kann sich nicht ewig von den Energien anderer nĂ€hren und deshalb sehen wir auch ganz offen jetzt schon, wie die Beteiligten immer mehr âgetanzt werdenâ von ihren eigenen Untaten.
Ich bewegte mich zunĂ€chst um den Haupt-Altar herum und der wilde Tanz beruhigte sich dort ein wenig. Ăberall waren WĂ€chter und Aufpasser, die darauf achteten, dass der Menschenstrom stets in Bewegung blieb und niemals ins Stocken geriet. Auf diese Weise schleuste man sie alle um einen Platz herum, der sie in seinen Bann nahm, ihnen einen ganz bestimmten Stempel aufdrĂŒckte und sie dann sofort wieder entliess. Das erinnerte mich an Nofretete im Ă€gyptischen Museum von Berlin.
Auf der drĂŒberen Seite angekommen, blieb ich stehen und starrte auf die Kulisse eines silbernen Altares, der von einem österreichischen KĂŒnstler stammt. Dahinter, und in der Mitte der Kirche war dann dieses Habsburger-Mausoleum zu sehen und hier machte ich Halt und kehrte um. Gegen den Strom ging es nun zurĂŒck auf die andere Seite und ich folgte wiederum meinen GefĂŒhlen, die direkt neben dem Altarbereich sofort abzustĂŒrzen drohten. Es war da plötzlich ein Loch, eine Niemandswelt, eine riesige Barriere. In meiner Hand hielt ich jenen Lapislazuli, der mit einem zweiten gemeinsam damals das Tor bildete, durch welches bei frĂŒheren Arbeiten die uralte Lebenskraft (der Dreizehnten Weisen) nach der Katastrophe von Atlantis wieder zurĂŒckkehrte.
âDer Knoten wird geöffnet!â, hiess es dazu und ich wiederholte es, bis ich wieder auf der anderen Seite angekommen war. Vor dem Altar blieb ich stehen, wĂ€hrend weiterhin Massen von Menschen vorbeizogen, Selfies machend und mit erhobenen Tablets, als wĂ€ren sie hier in einem Theater. Und auf eine gewisse Weise waren sie es auch.
Durch das Boot ging nun der âgrĂŒne Strahl der Erdeâ und er umfasste den Platz. Augenblicklich wurde es still. Die Umrisse der Szenen, die sich hier und weit unterhalb des Altares abspielten, standen klar vor meinen Augen und lösten sich anschliessend auf. Hier, an diesem Knotenpunkt wurden die Völker geknebelt, der Austausch und Durchfluss unterbunden und der Lebensgeist eingekerkert. Die Löwen in dieser Kirche und in der ganzen Stadt zeugen davon.
Der Platz wurde bereinigt und der Strahl ging dann tief in den HĂŒgel hinein. Er berĂŒhrte dort etwas⊠das sich erst spĂ€ter zeigen sollte. FĂŒr mich aber war diese Arbeit hier beinahe beendet. In Marschrichtung ging ich die Runde zu Ende und verliess die âheiligen Hallenâ, ohne mich noch einmal umzudrehen.
Draussen stand der riesige Obelisk, so wie sie ĂŒberall an solchen StĂ€tten stehen. Er wurde nach 1920 aus böhmischem Naturstein gefertigt, angeblich als Denkmal fĂŒr die Gefallenen des ersten Weltkrieges â angeblich. Erst vor etwa zwanzig Jahren bekam er dann eine vergoldete Metallspitze. Direkt neben ihm gab es das obligate Monument mit dem Drachentöter. Danach war der Weg frei hinauf in den Seitenturm. Zu Fuss etwa 300 Treppen hochgehen, das ist den meisten Touristen dann doch zu viel und so war es ein einsamer Aufstieg entlang der Wendeltreppe. Es war eine Wohltat nach all der menschenbedingten Enge in den Kirchenseiten und auch draussen am Burghof.
Der Blick hinunter machte das Ausmass dieser Burg erst sichtbar, wĂ€hrend die Stadt zur Mittagszeit noch in einem Nebeldunst lag. Das alles war fĂŒr mich aber zweit-rangig. Es galt nun, die Kraft dieses HĂŒgels auszuloten und dabei zu öffnen, was möglich war. âDas Bootâ begann sich langsam aus dem Dom heraus zu heben⊠wĂ€hrend ich bereits am Abstieg war. Vorne am Dom, dort wo der Altar liegt, berĂŒhrte ich die Aussenmauer noch kurz mit dem Lapislazuli. Das Tor öffnete sich und âdas Bootâ stieg Richtung Norden auf, um die Botschaft zu bringen⊠Auch die Seelen derer, die an diesem Platz ihr Leben lassen mussten, werden von hier aus nun befreit werden.
Langsam verliess ich die Burg und es dauerte eine Weile, bis ich durch die hereinströmenden oder nach vorne drÀngenden Menschenmengen meinen Weg fand. Ich atmete durch, bevor mich dann der Trubel der Stadt umfing.
Copyright: Magda Wimmer â http://inner-resonance.net
Da das Schreiben an diesem Update genauso anstrengend war,
wie die Arbeit vor Ort, werde ich es fĂŒr heute beenden.
Eine Fortsetzung unter dem Titel âKnotenpunkt 2â
wird in den nÀchsten Tagen erscheinen!