Der Karneval – Fasching nennt man ihn bei uns in Österreich oder Fasnacht in der Schweiz und in Teilen Deutschlands – geht seinem Höhepunkt entgegen. Überall buntes Treiben: Bälle, Parties und Umzüge (Paraden) mit einer Vielzahl an kunstvollen und traditionellen Masken und Kostümen. Alkohol fliesst dabei in Strömen. Für eine Weile verwandelt sich die Schwere des Lebens in die Leichtkeit wein- und bier-seliger Gemüter.
Es ist der Kampf der Frühlingskräfte gegen den langen Winter, kurz gesagt: des Guten gegen das Böse (wobei viele Österreicher den Winter überaus schätzen). Schon am 11.11. um 11Uhr11 wird in vielen Orten jenes Prinzenpaar bestimmt, das dann mit den zuständigen Faschingsgilden die Vorbereitungen bis hin zum Höhepunkt der Saison lenken wird. Man habe diese Zahl gewählt, weil sie angeblich die der Narren sei – eine teuflische Zahl, sagt man auch.
International und national sind immer wieder der Karneval in Rio oder in New Orleans in aller Munde, genauso wie hier in Europa die Basler Fasnacht, der Kölner und der Mainzer Fasching, der Nürnberger Fastnachtszug und so fort.
In Österreich gibt es zahlreiche Arten von Faschingsbällen, so etwa einen Wildererball, einen Piratenball, einen Burschenschafterball, einen Tuntenball, einen Jägerball, einen Blondinenball … flankiert von mehr oder weniger traditionellen Umzügen und Kabarett-Veranstaltungen, wie dem Villager Fasching, den Bad Ausseer Flinserln und Trommelweibern, den Ebenseer Fetzen, dem Imster Schemenlauf, dem Absamer Fasnachttreiben, dem Rauriser Fasching, usw. Dazu kommen noch zahlreiche Kinderfaschingsumzüge, Pfarrbälle, maskierte Ski- oder Schlittenrennen… All das findet sowohl auf hoher als auch auf dörflicher Ebene statt.
Unendlich dicht ist das Netzwerk von Ballveranstaltungen, die das ganze Jahr über stattfinden… also auch dann, wenn die Narren sich längst verabschiedet haben und wieder in den Untergrund gegangen sind. Alleine in Wien gibt es mehr als 400 solcher Veranstaltungen, so zum Beispiel: der Zuckerbäckerball, der Ball der Pharmacie, der Philharmonikerball, der Regenbogenball, der Kreativball, der Vegan Ball, der Ukrainische Ball, der Rosenball, der Flüchtlingsball, der Life Ball, der Diversity Ball, der Kaffeesieder Ball, der Ball der Officiere, Ärzte, Juristen…
Am gerade abgelaufenen Opernball in Wien traf sich “Seicht aber Wichtig” mit Lustig und Bürgerlich, und der Aufmarsch diverser Figuren zeigte Kunst und Kultur im Gewande von politisch korrekten Kostümen. Der Aufruf “Alles Walzer” eröffnet zeremoniell jedes Jahr für eine kleine Weile den Zutritt zum “Hof der Eitelkeiten”.
Gut nur, dass eine neue TV-Serie mit dem Titel “M” dem liederlichen Balltreiben und der Dauer-Bespassung entgegenwirkt und Wien zur “Metropole des Grauens” macht. Das bringt uns wieder einigermassen in die Realität zurück.
Der Erdenball ist eröffnet – jahraus-jahrein – und er erscheint ständig in einem anderen Kleid. Flankiert von einem Netz an unter- und übergeordneten Veranstaltungen geben die elitären Narren das Motto vor – entsprechend dem Shakespeare-Stück “Wie es euch gefällt” (oder mehr wohl “Wie es ihnen gefällt”).
Masken und Kostüme sollen ver-kleiden, sodass kein Blick auf den Träger dieser Erscheinung möglich ist. Und irgendwie hat es sich zugetragen, dass die Verkleideten zur normalen Erscheinung geworden sind – was freilich über längere Zeit nur haltbar ist, wenn geistige Getränke oder erleuchtende Drogen die Regie übernehmen, wie wir es auf der höchsten Ebene diverser Narrenveranstaltungen immer wieder sehen können. Da braucht es dann freilich einen dauerhaften Notfall-Ärzteball, der die dadurch hervorgerufenen Hexenschüsse oder Veitstänze professionell behandeln kann.
Gerade betreten die Auserwählten den Laufsteg, denn es wird in Kürze die Prämierung der Masken und der Veranstaltungen vorgenommen werden. Musik ertönt und wir dürfen Platz nehmen und die Show geniessen. Geführt werden wir dabei von der Medien-Gilden-Jury, die aufgrund ihrer kreativen schwarz-weiss-Malerei für alles und jedes die zugelassene Beschreibung und Beurteilung finden darf. Die Prominenz sitzt in der ersten Reihe.
- Zunächst betreten ein paar fremdartig wirkende kleine, graue Männchen den Steg und ihre Haltung deutet an, dass sie aufgrund ihrer fehlenden Erdball-Erfahrung die Jury ziemlich in Atem halten. Sie hätte man hier am wenigsten erwartet… und die Kommentare dazu bleiben entsprechend wortkarg.
- Das aber ändert sich schnell, als eine Figur daherkommt, die mit ihrer (sozialen) Netz-Robe schnell alles umfasst und es in ein Flair von Beheimatet-Sein hüllt. Hier kann man sich dauer-äussern, was dauer-belohnt und geliked wird, solange man sich an die zens-Ur-Regeln hält. Die Jury fühlt sich bestätigt.
- Wenig Applaus gibt es für die Böse-Buben-Dauerbrenner (wie Syrien, Pakistan, Venzuela, …), die einfach nur ihre langweiligen Flaggen vor sich hertragen. Hat man ihnen doch schon länger angedeutet, dass es Preisgelder nur für jene gibt, die die Seiten wechseln und ihre Schätze herausrücken. Lachsalven aus dem Publikum und Dauerbeschuss durch die Jury bringen ihren Auftritt schnell zu Fall.
- Olympische Ringe aber scheint jene (brics) Gruppe zusammen zu schweissen, welche danach auftanzt und die Punkte-Vergeber ins Schwitzen bringt. Halb Freund, halb Feind… muss man Argumente finden, um zumindest die Ringe zum Bersten zu bringen. Extra-Punkte gibt es für den asiatischen Riesen aber wegen seiner planmässigen (digitalen) Gleichschaltung und die Vergabe von Punkten für alle, die sich den Netz-Regeln entsprechend genormt verhalten.
- Eine hohe Punktezahl ergeht dann an diverse Einzelkostüme, wie etwa an einen Crashpropheten, einen FötenVerwerter (Impf-Miraculix) und die dazugehörigen Zubringer aus der Schlächter-Garde (Abtreibung bis zur Geburt), ein rotgetupfter Masern-Hysteriker mit Glyphosat-verzerrter Masken-Mine, Lady-Gender-Gaga mit ihrem Freund, dem “Vater-und-Mutter”-Eliminierer aus dem Sprachgebrauch von Justiz und Schulen… und viele andere.
- Doch auch da gibt es Versager, die bereits ausgeschieden sind, bevor sie überhaupt ihre Laufsteg-Runde drehen können: das sind zum Beispiel solche mit gelben Westen oder der magyarische SingSang-Meister, der mit seinem Auftritt das eu-Jury-Mitglied bitterlich verhöhnt. Die Billigflieger- und Airbus-Show muss abgebrochen werden, weil deren hochfliegende Pläne immer mehr zu Boden gegangen sind.
- Wenig bis gar nicht in Erscheinung getreten ist heuer der Berliner Mädchen-Trupp. Ersatzhalber wird deshalb ein “Schweigen-der-Lämmer”-Kabarett aufgeführt… mit müdem Applaus.
- Umso erfrischender tritt dann der Deutsche Kasperl auf, dessen Mütze im Umriss bereits ein deutliches “Framing” durch seine mind-control-Master zeigt. Die darauf angebrachten, zart klingenden (DDR) Glöckchen haben bereits Altertumswert und wurden für den Auftritt neu poliert. Die Jury ist begeistert… und die Veranstaltung strebt damit nun ihrem Höhepunkt entgegen.
- Ein riesiger Tross betritt nämlich jetzt die Bühne. Atem-beraubt starren ihm alle entgegen, bis sie schliesslich von ihm eingenommen sind. Es ist ein Familien-Aufmarsch und stolz präsentiert man den jüngsten Zweig als 5.G(eneration). Sein Stammbaum lässt sich sehen, mehr noch aber sein strahlender Mantel, der ver-blendet. Früher waren solche Erscheinungen nur den Olympischen Göttern vorbehalten oder einer Madonna. Jetzt aber hat jeder darauf Anspruch. Die Jury gerät völlig ausser sich, denn dieses Modell würde ihre Wirkkraft ins Unendliche hinaus erweitern.
- Man wirft deshalb sogleich ein wachendes Auge durch das Publikum, um zu sehen, wie es auf die nächsten Auftritte reagieren würde. Da stand nämlich nun die mächtige Figur des Göttervaters, der Blitze wirft, dann wieder Regenwolken zerdrückt und die Sonne erbarmungslos hernieder brennen lässt. Und er zieht in seinem Schlepptau einen ganzen Schwanz an Gläubigen und Begleitmaskottchen hinterher.
- Beinahe hätte man ihm die Show gestohlen, denn hinter ihm trittt nun ein Gegengott auf und seine neue Religion ist bestechend. Sein momentane Trumpfkarte heisst “Omega-Wetter” und damit hat er den anderen himmelschreiend ausgestochen – einer, der zudem immer noch glaubt, dass er als Alpha-Tier alleine den Götterhimmel beherrschen kann. Das ist out. Zur Demonstration macht der Neue dann auch sofort eine Präsentation: zwei Tiefdruckgebiete als Omega-Ringe halten ein riesiges Hochdruckgebiet in der Omega-Schlaufe. Die Projektionsmaschine läuft an, um zu zeigen, was in einem solchen Hoch-Vakuum alles verbraten werden kann. Eigentlich sind sie beste Freunde, diese beiden Götter, weshalb ihnen die Jury am Ende auch einen Gleichstand an Punkten einräumt. Und die Medienregie wird morgen davon berichten, dass “wir das jetzt immer öfter haben” (O-Ton), dieses Omega – den Endpunkt.
- Das Publikum begehrt zunächst auf wegen der ungerechten Punktevergabe, verstummt dann aber zusehends, denn der Begleittross des Klimagottes wird ihm den Ausgleich bringen. Wieder gibt es eine Flugshow und diesmal bleibt die Formation auch oben. Nur ihre kreuzförmig in den Himmel gesprühten Segnungen rieseln langsam herunter und hüllen das Publikum unter Hustenanfällen gründlich ein. Ein wunderschön glänzender Metallschirm bleibt am Himmel hängen und ein Spassvogel zielt mit seiner (haarp) Waffe aus dem 3D-Drucker zum Gaudium aller genau dort hinein, bis dieser zusammenklappt, seine Form wandelt… und dann unsichtbar wird. Die australische Jurorin bekommt einen Hitzekollaps, nachdem ihre Stimme vorher in den Fluten erstickt ist, während der Herr aus Mitteleuropa plötzlich von einer Schneelawine erfasst wird und sein amerikanischer Kollege in der antarktschen Kälte erstarrt. Die Wetterkriegsshow hinterlässt Eindruck… und erreicht: 100 Punkte für den Kandidaten.
- Diese werden sogar noch übertroffen, als ein Kinderauftritt die Herzen der Anwesenden erobert und so den Gott der neuen Religion noch viel menschlicher aussehen lässt: Das Märchen “Hänsel und Gretel” in seiner schwedischen Ausgabe zeigt sich als gelungener Ausdruck der neuen “Kinder-an-die-Macht”-Revolte… und gleichzeitig als ein Abgesang an das bisherige, altmodische Märchen. Hier stiehlt Greta dem Hänsel die Show und als Lohn dafür wird sie von denen, gegen die sie den Hexenofen anwirft, auf das hohe Lebkuchen-Podest gehoben, unter dessen Zuckerglasur die böse Stiefmutter lauert. Diese gelungene Pointe wird von allen zum neuen Inhalt für Gute-Nacht-Geschichten erklärt. Auch für die Rosenmontagsausgaben der Lachnummernmedien wird dieses Märchen-Narrativ als stützender Rahmen (framing) für die neuen Religionsdogmen vorbereitet.
- Weniger bis gar kein Interesse gibt es dann für die Auffahrt eines alten Diesel-Oldtimers aus den Fred-Feuerstein-CO2-Zeiten, ebenso wie für ein Heer an Kohlegruben-Kumpels und Atommeiler-Robots. An ihnen illustriert dann ein Team von unsichtbaren Aufsehern, wie gefährlich ihre Gegenwart sei und mit einem provozierten Blackout löscht man ihre Existenz dann einfach aus. Die Bühne bleibt für eine Weile stockdunkel. Man schweigt.
- Dieser Blackout kommt freilich dann der nächsten Gruppe ziemlich entgegen, weil er einen atemberaubenden Hintergrund bietet für den Tross, der sich nun mit einem riesigen Himmelswagen auf die Bühne senkt. Dort aber hat man die Kulissen schon vorbereitet für den “Gipfel an Heiligkeit”, der nun die Rotkäppchen-Brüder in alter Frische vereinen wird. Das Publikum wird Zeuge einer (in) züchtigen Veranstaltung, die gegen das Problem einer unzüchtigen Gruppe von verirrten Schafen in den eigenen Reihen vorgehen sollte. Die Pointe des “Gleich und Gleich gesellt sich gern” ist dabei ein wenig untergegangen, was am Ende jedoch durch eine hohe Punktevergabe wieder ausgeglichen wird.
- Ergänzend dazu kommt dann die Darbietung eines Sketches aus einem brasilianischen Gefängnis. Der Häftling von Rang und Namen (Hans im Glück oder auch Hans von Gott genannt) und unter dem Schutz der oben genannten Rot- und auch des Weisskäppchens stehend, präsentiert einen riesigen (Pädo) Ring, der bisher Goldes für ihn wert war. Viele aus dem Publikum kennen ihn entweder vom Fernsehen aus einer berühmten us-Show oder weil sie selber immer wieder hingeflogen sind, um von ihm geheilt zu werden. All das bringt ihm und der vorherigen Gruppe unzählige Bonuspunkte.
- Grosses Gelächter erregt dann der Bühnenflirt des eineiigen Zwillings “Van-Inselreich” und “Van-Festlandreich”. Und ihre mehrdeutigen Handlungen verweisen auf die harte Tatsache eines Exit-Interruptus. Standing ovations durch Publikum und Jury.
- Dem folgt auf den Fuss der Auftritt eines gerissenen Männchens, das immer wieder kreischend seinen berühmten Satz “Ach, wie gut, dass niemand weiss, dass ich Rumpelstilzchen heiss” in die Arena spuckt und das Publikum genauso wie die Jury vollkommen damit ein-balsamiert. Einer derartigen Menschen-Freundlichkeit, die noch dazu ständig alles nahtlos erfasst, kann keiner widerstehen … und man darf gespannt sein auf die Prämierung der besten Maske oder des besten Auftritts zur späteren Stunde.
- Die ihm hinterher eilenden Ströme an bunten Erscheinungen reissen dann, seiner Regie folgend, alle Grenzen ein, bis der Laufsteg bricht, das Publikum zurückweicht und ihre Masken immer wieder zu fallen drohen. Der Einfallsreichtum ihres Auftritts wird trotz der chaotischen Umstände aber über alle Massen anerkannt und willkommen geheissen. Rumpelstilzchen tanzt dazu um das Feuer, welches umgehend aus den Bühnenbrettern entfacht wurde. Is-is, die wunderbare Göttin aus dem Todeskult des Osiris, leistet ihm dabei wertvolle Gesellschaft… und hofft, dass dieses Männchen sie heimführen werde in sein Reich. Die Jury ist sprachlos.
- Damit ist die Show beendet – aber nein, hinten steht noch ein Darsteller. Die Jury rollt die Augen. Da die Bühne bereits zusammen gebrochen ist, muss er den alten Trump-elpfad verlassen und daneben vorbeiziehen. Hinter ihm her heult eine Figur, die irgendwie aus dem Sumpf heraus zu kriechen versucht, dabei aber umgehend in den deep state (water) fall hineinfällt. Das Publikum hält den Atem an. – Der Zaubermantel des Hauptdarstellers ist aus der Flagge seines Landes zusammengenäht und wechselweise schüttelt er aus seinen Ärmeln einen Shutdown oder einen Shutup, während um ihn herum die Mitglieder seiner beiden “Häuser” einen Eiertanz vollbringen. So sieht eben eine Mannschaft im Notstand aus, meint die Jury und zieht sich zurück.
Während das Publikum hinausströmt ins Freie, spielt die Kapelle weiter. Sie spielt und spielt, damit alles im Takt bleibt… Alles weitere verfolgt man dann zu Hause am Fernsehschirm: “Und der Oscar ergeht an…”.
Später dann, um Mitternacht, ist Demaskierung: da werden die Masken fallen! Lei lei – sagen dazu die hiesigen Faschingsnarren.
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