Liebe Frauen und liebe Männer,
die helle Hälfte des Jahres ist ins Land gezogen und die weiße Frühlingszeit mit ihrer durchbrechenden und alles neu belebenden Kraft verabschiedet sich bald, um der roten, sinnlichen, jungen Liebeskraft den Raum zu öffnen. Die Erde ergrünt und erblüht von Tag zu Tag mehr und mehr unter der wachsenden Kraft der Sonne. Das fröhlich-lustvolle Zwitschern der Vögel, die sich allerorts entfaltenden jungen Blätter und die schon in voller Blüte stehenden Kirschbäume künden bereits von der bald wieder beginnenden, roten Zeit des Jahres. Denn am 1. Mai wird die junge Venus geboren. Die Liebeskraft, mit der uns Mutter Erde Jahr für Jahr beschenkt und verbandeln will. Sie, die sich bereits als Maibraut zu schmücken beginnt mit Millionen von weißen Blüten. Auch ihr Heros, ihr Jahreszeitenkönig, ihr Geliebter in Gestalt von Sonne, Wind und Regen ist bereit, damit dieses Jahr ein fruchtbares und ein sinnlich-lustvolles für uns alle werden möge.
Diese rote Lebens- und Liebeskraft wurde über Jahrhunderte unterdrückt, dämonisiert und auf den Scheiterhaufen verbrannt. Im christlichen Weltbild fand die sinnlich-erotische Liebeskraft wenig Raum zur Entfaltung. Zumindest scheint es vordergründig so. Blicken wir etwas unter das christliche Mäntelchen, so zeigen sich die alten Symbole der Liebesgöttinnen. So wie auch ihre Priesterinnen, Schamaninnen, Hebammen und Heilerinnen uns bis heute in Erinnerung geblieben sind. Sie wurden als sogenannte „Hexen“ verfolgt und ermordet, da sie an ihrer alten, angestammten Tradition festgehalten haben.
Dieser Frauen wollen wir zur Walpurgisnacht gemeinsam im Frauenkreis gedenken. Damit darf Wandlung geschehen in uns selbst, im systemischen als auch im kollektiven Frauenfeld. Am Feuer verwandeln wir alte Ängste und blockierende Hindernisse in Lebendigkeit, Verbundenheit und Liebe, damit unsere natürliche, freie Frauenkraft wieder ins Fließen kommen kann.
Anmerkung: Dies kannst du auch zuhause und/oder für dich alleine tun.
Möge Heilung geschehen … im systemischen, im individuellen und im kollektiven Feld der Frauen und Männer.
Möge sich der Raum öffnen für die Geburt der jungen Liebeskraft in der Welt, in den Herzen der Frauen und Männer, zwischen den Kulturen und Religionen. Mögen jene Strukturen, die seit Jahrtausenden die Liebeskraft in der Welt unterdrückt haben, zerfallen und weggespült werden von der heilenden Wasserkraft. Mögen das „Tor ins Leben“ und der „heilige Gral“ wieder in ihrer ursprünglichen Bedeutung als lebensschenkender, fruchtbarer, erdig-weiblicher Schoß in der Welt in Erscheinung treten und den Menschen den wahren Ursprung allen Seins erkennen lassen. Möge uns der Zauber des neuerwachten Lebens in all seiner Buntheit, Lebendigkeit und Lebenslust immer wieder umfangen und wir das Leben mit all seinen Facetten annehmen und erleben.
Mit einem herzlichen Wildmohnfrau-Gruß vom Haunsberg im blühenden Frühlingskleide,
Renate, Die Wildmohnfrau, 11. April 2019
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