Milena Fluss: „Ich gehöre zum Narbenclan!“

Zu wem gehörst du, wurde sie in der
letzten sternenklaren Vollmond-Nacht
gefragt.
Willst du das wirklich wissen, fragte sie
zurück und in ihren Augen lag eine Klarheit,
die sie selbst ein wenig zurückschrecken ließ.

Ich gehöre zum Narben-Clan, lächelte sie
dann leise in die kalte und so hell erleuchtete Nacht.

Ich bin eine von denen, die seit ewigen Zeiten
durch die Welten wandern.
Ich bin eine von denen, die ihre Narben ehren,
sie aber nicht zu sehr beachten.

Ich bin eine von denen, die um ihre ur-alten Verletzungen,
ihre aufgerissenen Herzen und ihre gebrochenen
Seelen wissen.

Ich bin eine von denen, die sich nicht über Andere
erheben und trotzdem aufrecht gehen.

Ich bin eine von denen, die sich Anderen nicht unterwerfen
und trotzdem ihre Kraft nur an richtiger Stelle einsetzen.

Ich gehöre zu den Menschen, die sich gegenseitig
mit ihren Narben zumuten. Wieder und wieder.

Ich gehöre zu den Menschen, die durch ihre Vergangenheit
gelernt haben, sich auf das Wesentliche zu beschränken,
ohne bescheiden zu sein.

Ich gehöre zu den freien Wesen, die sich mit dem
nächsten Wimpern-Schlag binden und einlassen
können, wahrhaftig einlassen können und sich ebenso
ehrlich wieder trennen können.

Ich gehöre zu denen, die mit der Liebe gehen.
Ich gehöre zu denen, die stehen bleiben können,
um Kraft und Atem zu holen und trotzdem wachsen.

Ich gehöre zu denen, die keine Angst vor neuen
Verletzungen haben, weil ihr Vertrauen in sich und
ihr Leben größer ist.

Ich gehöre zu dem Clan, der wegen seiner Narben,
denen des Kollektivs und jeder einzelnen Seele,
Geschichten erzählen muss, die wie Medizin wirken.

Ich bin eine Reisende.
Eine Wanderin.
Eine Grenzgängerin.
Eine Eingeweihte.
Eine Botin.
Eine Heilerin.

Ich gehöre zum Narben-Clan, mein Herz.
Mir ist (fast) nichts unbekannt, obwohl ich
vieles nicht kenne.

Ich gehöre zu denen, die tief tauchen.
Zu denen, die tief in die eigenen Seelen-Räume hinabsteigen
und in die Seelen derer, die es wollen und
mich einladen.

Ich komme und gehe mit dem Wind,
dem Mond und den Sternen.
Du erkennst mich nur, wenn du eine/r dieses
Narben-Clans bist, mein Herz.

Auf den ersten Augen-Blick.
Beim ersten tiefen Lauschen.
Bei unseren Seelen.

Text aus 2017: Milena Fluss – psychologische Heilpraktikerin/
spirituelle Begleiterin

 

Wunder und Mysterien

 

Bildquelle / Pixa Bay / Freie Nutzung / Danke an Nini

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