Heute ist ein guter Tag, um das Spielfeld zu verlassen. Damit meine ich nicht, für immer und ewig aus dem Spiel des Lebens auszusteigen. Das ist dir gar nicht möglich. Du würdest dir damit nur grosse Probleme bereiten und noch viele Schlimmeres erleben als das, wovor du flüchten willst. Was ich mit Aussteigen meine ist, etwas Abstand von den Aktionen und Reaktionen zu gewinnen die du als Spieler auf dem Spielfeld des Lebens durchführst. Wenn du immer nur agierst und reagierst, hast du keine Gelegenheit, deine Taten und deine Reaktionen zu überprüfen. Das aber ist angebracht. Es ist unbedingt angebracht, denn je länger du spielst, desto mehr wirst du den eigentlichen Sinn des Spieles vergessen. Das Spiel wird dich verzaubern, und recht schnell wirst dich nicht mehr daran erinnern können, dass du nicht die Spielfigur bist, sondern der, der die Spielfigur bewegt.
Um deine Aktionen und Reaktionen zu überprüfen, musst du eine höhere Sichtweise einnehmen. Nur mit etwas Abstand zu den Verstrickungen innerhalb der realen Illusionen innerhalb der materiellen Welt kannst du das eigentliche Ziel wieder erkennen. Solange du durch das Labyrinth läufst, siehst du keinen Ausgang. Du siehst immer nur deine direkte Umgebung, und um den Ausgang, den zu finden das Ziel ist, brauchst du entweder eine gehörige Portion Glück oder sehr viel Zeit. Vielleicht findest du den Ausgang auch niemals ohne fremde Hilfe, oder du findest ihn, da du deine höheren Sinne einsetzt und dich von innen heraus führen lässt.
Würde sich in dem Labyrinth ein hoher Baum befinden, der weit über die Wände des Labyrinths hinausragt, so könntest du auf die Krone klettern, und von dort würdest du alles sehen: den Start, die Wege, das Ziel. Dann wäre es ein Leichtes, dir einen Überblick zu verschaffen, und mit richtigem Überblick, würdest du ohne Probleme den direkten Weg zum Ausgang nehmen. Das ist allerdings nicht der Sinn eines Labyrinths, und aus diesem Grund, gibt es in keinem Labyrinth einen derartigen Baum, der das Spiel verderben würde.
Und darum brauchst du Abstand, um eine andere Sichtweise einzunehmen als die desjenigen, der sich im Labyrinth verirrt hat und nun verzweifelt gegen Wände rennt, um einen Durchbruch zu erzielen. Mit etwas Abstand, Ruhe und klarem Kopf könntest du erkennen, dass das Labyrinth gar nicht dazu geschaffen ist, dass du lernst, dich zu verirren. Es ist dazu geschaffen, dass du lernst, wie du die Verirrung beenden kannst.
Dazu musst du die Verirrung erst einmal überhaupt erkennen. Du musst feststellen, dass du dich verirrt hast, denn solange du das nicht feststellst, glaubst du auf dem richtigen Weg zu sein. Dann glaubst du, es käme auf deine Schritte an, und so würdest du jeden Schritt geniessen und beherrschen wollen. Du würdest jeden deiner Schritte kontrollieren und dich im Kontrollwahn verfangen. Oder du würdest dem Genuss unterliegen. Wenn du verirrt bist, verlierst du dich in den Details, die aus deinen Aktionen und Reaktionen bestehen. Und dann identifizierst du dich mit deinen Aktionen und Reaktionen.
Aber der, der seine Spielfigur setzt, identifiziert sich nicht mit der Spielfigur, sondern mit seiner wahren Identität. Er weiss, dass er der Spieler ist, und als Spieler hat er ein Ziel. Sein Ziel ist es nicht, sich die kostbare Zeit zu vertreiben. Sein Ziel ist es, das zu erreichen, was als Ziel des Spiels definiert ist.
Kennst du das Ziel des Spiels mit dem Namen Leben?
Das Spielfeld ist kein Vergnügungspark, sondern eher so etwas wie eine Schule. Du bist nicht in der Schule um Spass zu haben – obwohl sie natürlich auch Spass machen kann. Der Spass ist schön und gut, aber was bringt er dir, wenn du nichts lernst, ausser dass du, wenn der Spass vorbei ist, leiden musst? Wieviel Spass auch immer du hast: Du wirst alt und krank, um dann zu sterben, um wieder geboren zu werden, Spass zu haben, alt und krank zu werden und wieder zu sterben. Das ist ein doch eher sinnloser Kreislauf, bei dem das Leid überwiegt. Du kannst gar nicht so viel Spass haben, dass er das Leid übertrumpfen würde. Du redest dir das nur ein und betrügst dich dabei selbst, um nicht wahrhaben zu müssen, was die Wahrheit ist: Du wirst sterben.
Und das ist auch nur der Ablauf, wenn du nach jedem Spass noch etwas Gutes und Selbstloses tust, um deine Selbstsucht auszugleichen. Dann erzeugst du negatives Karma und positives Karma, und das führt zu einem ausgeglichenen Karma-Konto, und mit ausgeglichenem Karma-Konto könntest du das Spiel des Kreislaufs von Geburt (Leid) – Spass (Illusion) – Alter (Leid) – Krankheit (Leid) – Tod (Leid) bis zum Ende des Universums spielen.
Im Normalfall gleichst du deinen selbstsüchtigen Spass aber nicht jedesmal aus wenn du Spass gehabt hast, und so werden die Miesen auf deinem Konto immer mehr. Das führt im nächsten Leben bestenfalls zu ungünstigeren Umständen. Vermutlich wirst du dich aber eher zurück entwickeln, was recht unangenehme Folgen haben kann. Mit etwas Glück wirst du vielleicht als Affe wieder geboren, und dann kannst du dich ganz materialistisch wieder hoch entwickeln, bis du die nächste Chance als Mensch bekommst. Es kann aber auch durchaus noch schlimmer kommen, je nachdem, welches Bewusstsein du im Laufe deines Lebens entwickelt hast und wo der Fokus deines Bewusstseins zum Zeitpunkt des Todes liegt.
Verstehst du jetzt, warum es angebracht ist, von Zeit zu Zeit aus dem Spiel auszusteigen und nicht nur die eigenen Aktionen und Reaktionen zu überdenken, sondern auch den Sinn des Spiels und die Strategie? Nimm dir heute Zeit für dich. Nicht um zu spielen, sondern um das Spiel zu verstehen. Nicht um weiterzugehen, sondern um zu verstehen, wohin du überhaupt gehen kannst und wohin du gerade im Begriff bist, zu gehen. Dafür solltest du das Spielfeld vorübergehend verlassen, innehalten und alle Spieldetails ausblenden, um dich selber zu verstehen, denn du bist der Grund, warum du das Spiel spielst. Und du bist der Grund, warum du in die Schule gehst. In Wirklichkeit geht es auch nicht darum, Details zu lernen, sondern das Ganze zu begreifen.
ICH BIN der Joker, der das Spiel betritt, um für Gott zu spielen, da er weiss, dass Materie nicht das Ziel ist.
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