Wintersonnenwende: Die Wiedergeburt des Lichtes
Die Wintersonnenwende ist die tiefste und längste Nacht des Jahres. Die Nacht der Wintersonnenwende trägt daher auch den Namen Mutternacht oder althochdeutsch Modranecht. Die neu geborene Sonne entsteigt dem Schoße der Mutter Erde. Das Licht nimmt von nun an wieder stetig zu, mit jedem einzelnen Tag geht die Sonne ein wenig früher auf und ein wenig später unter. Bis sie zur Sommersonnenwende in ihrer vollen Blüte steht. Und ewig dreht sich das Jahresrad.
Die Wintersonnenwende
Die Geburt der Sonne steht für den Neubeginn allen Lebens. Der Kreislauf des Jahres beginnt von vorne. Das Licht triumphiert über die Dunkelheit.
In der Nacht der Wintersonnenwende nehmen die Hexen von allem Abschied, was im Dunkeln verborgen bleibt und heißen das Licht willkommen. Diese Wandlung eignet sich hervorragend für ein spezielles Hexen Ritual zur Wintersonnenwende.
Mit der Wintersonnenwende beginnt die Zeit der Rauhnächte. In der ersten Rauhnacht kehren wir zum Ursprung unseres Selbst zurück, wir finden unsere eigene Quelle. Aus dieser können wir in den kommenden Rauhnächten schöpfen.
Die Geburt der Sonne
In Edda, einer Sammlung nordischer Dichtungen des 12. und 13. Jahrhunderts, findet sich folgende Überlieferung:
„Eine Tochter gebiert die strahlende Göttin, ehe der Wolf sie würgt.“
Früher glaubten die Menschen, der Wolf versucht die Sonne zu verschlingen. Die Zeit um die Sonnenwende im Winter herum hieß auch die Zeit des Wolfmondes. Es ist die Zeit der Wilden Jagd. Die Nächte Odins und seiner Frau Frigg, liegen vor uns.
Der Winter hat heutzutage zumeist an seiner einstiger Schärfe und Frostigkeit verloren. Doch einst waren die Winter hart und kalt. Es war eine gefährliche Zeit für die Menschen. Jeder Winter war auch ein Kampf um das Überleben der eigenen Sippe. Reichen die Vorräte, gibt es genügend Brennholz, verschonen uns die bösen Geister und Dämonen, überlebt das Vieh?
So schenkt das Fest der Wintersonnenwende Mut, Hoffnung und Kraft. Die Nacht ist lang, kalt und dunkel, aber das Licht ist da. Selbst, wenn das Feuer des Himmels noch nicht hoch am Himmel steht, so können die Menschen es spüren und ehren. Die Dunkelheit ist noch nicht vorbei, aber sie hat ihren Kampf bereits verloren. Diese Gewissheit war Anlass genug für ein zauberhaftes Fest, welches bis heute nicht in Vergessenheit geraten ist.
Mittwinter: Fest der Sonne und der Erde
Mit der Nacht der Wintersonnenwende, auch des Mittwinters, kehrt die Stille ein. Es folgt mit den Rauhnächte Reinigung, der Rückschau, eine Zeit der Segnung und der Weihung dessen was auf uns zukommt. Es ist die Zeit der Vorbereitung auf das neue Jahr. Die Kraft der Ahnen ist deutlich spürbar. Sie begleitet uns durch die Zeit außerhalb der Zeit. Wir beginnen uns von dem Dunkel, dem alten Jahr, zu lösen und bereiten uns auf das Licht, das neue Jahr vor.
Das neue Jahr liegt als Winzling in unserem Schoß und wird dieser Tage behütet und genährt, auf das es stark und leuchtend neu aufsteigen kann.
Die Wintersonnenwende verbannt die Dunkelheit
Mit der Geburt der Sonne beginnt die Verbannung der Dunkelheit. Die Nächte werden wieder kürzer und alles was tot schien, erwacht zu neuem Leben.
Die Wintersonnenwende ist der goldene Ausstieg aus der dunklen Jahreszeit, welche zu Mabon begann. Zur Sonnenwende greifen Sonnen-, Toten und Fruchtbarkeitsriten ineinander. Symbolische Handlungen unterstützen und aktivieren die Kraft des Menschen und der Natur.
In der Nacht der Wintersonnenwende erfüllt sich das Versprechen der Wiedergeburt allen Lebens. Wer hier an die christliche Form in ihrer Verkörperung durch das Jesuskind denkt, dem sei gesagt, dass die Geburt eines Sonnenkindes auf ältere Zeiten als die des Christentums zurück geht. Denken wir nur an den Sonnengott Ra bei den Ägyptern oder den Sonnenkönig Lugh bei den Kelten.
Die Wintersonnenwende ist ein fester Bestandteil der Jul-Zeit, auch Jol-Zeit. Hoch im Norden zeigt sich im Namen Jul/Jol auch noch der Bezug zu den alten nordischen Gottheiten. Er steht in enger Verbindung zu Odin, der bis heute den Beinamen Jolnir trägt. Odin führt also mit Frigg die Wilde Jagd an. Dieser Ritt durch die Nächte samt dem wilden Herr heißt in einigen Regionen auch heute noch Jolareidi. Dieser Begriff erinnert auch stark an das dort gebräuchliche Jodeln, mit welchen in den Alpenlanden noch heute die Percht gerufen wird.
Die Percht ist in den Alpen eine andere Bezeichnung der Frigg. Viele Bräuche aus den Rauhnächten sind dort nach wie vor völlig selbstverständlich in das Leben integriert. Frigg trägt nicht nur das Synonym Percht, sie hat viele Namen in den Landen des Nordens. Frau Holle, Perchta, Berchta, Holda oder Frau Gode sind nur einige davon.
Die Energien der Wintersonnenwende nutzen
So ziemlich jeder von uns trägt Schattenseiten in sich. Wir alle bergen Bereiche der Dunkelheit in uns. Diese Nacht dürfen und sollen wir nutzen um Licht in das Dunkel zu bringen.
Wir suchen nach Antworten, Lösungen und Wegen um uns aus diesen Schatten zu befreien.
Die Schatten sind nicht unsere Feinde, unser Feind ist die Angst davor. Fürchten wir uns nicht davor die dunklen Aspekte unseres Lebens zu beleuchten und zu hinterfragen. Wenden wir uns dem zu, was wir verstecken wollen. Es ist Zeit alle Seiten unseres Seins zu akzeptieren. Arbeiten wir mit unseren Schatten, statt sie zu verdrängen. Geben wir ihnen den Raum, den sie benötigen um sich aufzulösen. Wir können in der Dunkelzeit die geistige Welt bitten uns dabei zu unterstützen.
Um sehen und erkennen zu können was wirklich wichtig ist, bedarf es einer Klärung. Es ist wichtig dieser Tage diese Klärung alter Themen, tiefer Wunden und Unzufriedenheiten einzuleiten. Die Natur schweigt und ruht in einer neutralen Position und lässt nach der Nacht der Wintersonnenwende das Licht wieder aufsteigen. Halte es wie die Welt um dich herum und kehre neutral betrachtend in dich ein um dann dein Licht heller denn je erstrahlen zu lassen.
Räumen wir auf, bringen wir Dinge zu Ende und vergessen bei all dem nicht für all das dankbar zu sein, was das Leben uns geschenkt hat.
Du kannst die Wiedergeburt des (inneren) Lichtes auch energetisch unterstützen indem du Kerzen (in den Farben magenta, rot, schwarz und/oder silber) entzündest und deine Wohnräume räucherst.
Cailleach, Frau Holle, Frigg oder Percht? – Göttinnen der Wintersonnenwende
Die Zeit des Winters ist die Zeit der Frau Holle. Wir kennen sie alle aus dem gleichnamigen Märchen. Als einst die Heiden missioniert wurden, tat man gut daran die Namen der alten GötterInnen nicht zu nennen. Bis dahin war Frigg im Volke sehr verehrt. Sie ist es, die die Fäden des Schicksals spinnt, damit die Nornen aus ihnen das Wyrd, das Schicksal eines jeden Menschen webt. In den Rauhnächten aber stand ihr Spinnrad still. Die sonst so tüchtige Frigg legte alle Arbeit nieder und ließ es sich nicht nehmen mit Odin und der Wilden Jagd durch die Lüfte zu fliegen.
Die Menschen liebten und fürchteten Frigg gleichermaßen und als sie nicht mehr genannt werden durfte, begannen die Menschen sich Geschichten der Frau Holle zu erzählen. Sie war fortan der Menschen uralte Göttin. Den Namen erhielt sie aufgrund ihrer engen Verbindung zum Holunder oder war es umgekehrt? Niemand weiß es heute noch so genau.
In den Alpen heißt die Göttin Percht . Bei den Kelten wiederum regierte die weise alte Cailleach, welche zu Samhain den Holunderstab von Modron erhielt und diesen zu Imbolc an Brigid weiterreicht.
Bräuche der Wintersonnenwende
Vor allem in der Dunkelzeit hatten die Menschen jede Menge Zeit für Rituale und Bräuche, so auch zur Zeit der Wintersonnenwende.
Perchtenläufe
Um die Wintersonnenwende und zu den Rauhnächten finden im weitläufigen Alpenraum die Perchtenläufe statt. Die Percht hat zumeist eine dunkle und eine helle Seite, blondes und schwarzes Haar, ein liebliches und grausiges Gesicht. So wie auch das Jahr eine helle und eine dunkle Seite hat, wie das Leben von Geburt und Tod bestimmt wird. Heute wird die Percht oft von Männern dargestellt, aber an einigen Orten erobern sich die Frauen unter starkem Protest des Patriarchats ihre Percht zurück.
Die dunkle Percht wird schwarze Schiachpercht oder auch Todesgöttin genannt. Die helle Percht ist die Schönpercht oder auch die Göttin der Wiedergeburt. Einst war die Todesgöttin ebenso verehrt wie die Göttin der Wiedergeburt, doch das Verhältnis der Menschen zum Tod wurde durch die Christianisierung gebrochen. Seither wird sie oft als das Böse, das Teuflische dargestellt. Der Tod aber ist nichts, dass es zu hassen gilt. Er ist nur die andere Seite eine Medaille und wir täten gut daran ihm mehr Beachtung zu schenken.
Die Christen haben der Percht auch den Bösen Blick zugeschrieben, daher ist sie es, die alles weiß und alles sieht. Sie kennt die Geheimnisse des Lebens und des Todes.
Die Percht wird von den Perchten, den Saligen begleitet. Dies sind Heilerinnen der alten Zeit, im Grunde Schamaninnen und Priesterinnen des alten Glaubens. In einigen Gegenden ist auch von den Wildfrauen die Rede.
Den Tisch decken für die Percht, Frau Holle
Frau Holle, die Percht oder auch Frigg hatten ein enges Verhältnis zu den Menschenfrauen. Vor allem in Spinnstuben gingen sie ein und aus, wie viele Sagen noch heute berichten. Es ging ihnen nicht so sehr darum den Frauen die Kunst des Spinnens zu lehren, sondern vielmehr gaben sie das geheime Wissen des Lebens und des Todes weiter. Die Kleriker versuchten immer wieder jegliche Spinnhäuser zu verbieten, aber waren in ihrem Bemühen kaum von Erfolg gekrönt.
Nun wollte zur Zeit der Wintersonnenwende und der Rauhnächte jede Frau gerne von der weisen Göttin besucht werden, denn das versprach Glück und Segen. Sie deckten den Tisch mit „Percht“milch und Krapfen, Hafergerichten und Fisch. Da die weise Göttin auch die Kinderseelen in die Welt bringt, war auch die Hoffnung groß, auserwählt zu werden, einer dieser Seelen ein Heim bieten zu dürfen.
Zur Wintersonnenwende werden auch Früchte wie Äpfel oder Birnen verzehrt. Zudem werden Nüsse verspeist. Ein selbst gebackener Kümmelkuchen wird in Apfelwein getränkt. Des Weiteren sind gewürztes Bier, Hibiskus oder Ingwertee sehr beliebte Getränke an diesem Abend.
Der Julbaum
Lebender oder gefällter Baum, der feierlich geschmückt wird. Als Schmuck eignen sich zum Beispiel Girlanden aus Zimtstangen und getrockneten Rosenblüten, kleine Kräutersäckchen oder mit Draht umwickelte Quarzkristalle. Üblich sind auch Äpfel, Zitronen und Orangen.
Der Lichterkranz zur Wintersonnenwende
Der Kranz besteht aus fünf Kerzen. Davon sind vier Kerzen wie auf dem bekannten Adventskranz angeordnet, die fünfte Kerze befindet sich in der Mitte. Diese Kerze ist die Jahreskerze, welche einen das ganze kommende Jahr hindurch begleitet und zu allen Jahreskreisfesten leuchtet.
Der Kranz besteht aus immergrünen Nadelhölzern. Ein grüner Kranz bringt die Freude auf das kommende Fest zum Ausdruck und ist ein Zeichen der Lebendigkeit und des Lebens mit den Göttern.
Brauntöne symbolisieren die Zeit, die in dem Jahr bereits vergangen ist und was in dem Jahr mit den Göttern geteilt wurde. Die eigentliche Farbe der Wintersonnenwende ist ein tiefes Blau, wie der Mantel des Gottes Odin.
Der Kranz kann mit symbolischen Elementen dekoriert werden, zum Beispiel:
- Äpfel für Iduna
- Zapfen für Frey
- Eicheln für Thor
- Mistel für Frigg
Typisch sind heutzutage auch Zimtstangen, die nicht nur einen wundervollen Duft in die Wohnung bringen, sondern auch die Würze des Lebens symbolisieren.
Vier Wochen vor der Wintersonennwende werden die vier im Kreis angeordneten Kerzen entzündet. Die fünfte Kerze in der Mitte bleibt aus. Drei Wochen vorher brennen nur noch drei Kerzen, zwei Wochen vorher zwei und eine Woche vorher nur noch eine Kerze. Dies symbolisiert, dass die immer dunkler werdende Welt.
Zur Wintersonnenwende werden dann alle fünf Kerzen angezündet. Die Jahreskerze vom letzten Jahr entzündet zuerst die neue Jahreskerze in der Mitte, dann die restlichen vier Kerzen. Nehmen mehrere Personen an diesem Ritual teil, so kann jeder eine Kerze entzünden.
Das Licht ist nun endlich zurück gekehrt. Die Götter versprechen immer an der Seite ihrer Kinder auf der Erde, in Midgard zu stehen.
Das Wintersonnwendfeuer
Es symbolisiert die Wiedergeburt der Sonne aus dem heiligen Schoße der Mutter Göttin.
Einer alten Tradition folgend wird mit einem rituellen, weißen Messer in einen Holzblock oder Scheit aus Eiche (oder Fichte) das Symbol der Sonne geritzt.
Das Holz wird am Abend im Kamin entzündet. Das Feuer wird als brennende Sonne visualisiert und soll von den wärmeren Tagen, die kommen, erzählen.
Räuchern in der Sonnwendnacht
Die Nacht der Wintersonnenwende steht ganz im Zeichen der Sonne. So sind Sonnenkräuter eine gute Wahl für eine Räucherung zu Ehren dieses Festtages. Vertreibe auch aus deinen Tiefen die Dunkelheit und beginne dein Licht neu erstrahlen zu lassen. Kräuter wie Johanniskraut, Beifuss, Eisenkraut, Königskerze oder auch Arnika helfen dir dabei.
Wer die alten, vorchristlichen Traditionen lebt, für den beginnen nun auch die Rauhnächte. Im Artikel zur ersten Rauhnacht findest du eine ausführliche Anleitung für eine Reinigungsräucherung deines Zuhauses.
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