Heike Kühnemund: „Das Außen entfernt sich“

Es ist ein seltsames Gefühl … ich habe gerade meinen Tag begonnen, nachdem ich nachts erneut umgezogen bin und Sachen sortiert habe (ein Traum, den ich in den letzten Tagen so oft hatte). Ich fühle … nehme wahr, dass da ein „stehendes Feld“ sich zeigt. Stille. Ich. Und ich sehe, dass ich mich scheinbar immer weiter vom Außen entferne. Es irritiert schon.

Es ist in diesen Tagen auch auf eine Art ein „Gleichklang“ zu spüren. Angezeigt auch durch das Wetter – gleichbleibend strahlend sonnig und frühlingshaft warm – aber auch durch das, was ich in mir wahrnehme. Wie gesagt, es ist wie ein großes, weites Feld. Hier bin ich. Ich stehe da und schaue. Überlege, was ich hier mache bzw. machen will. Schaue, wie sich mein Tag entfalten mag und sehe, es ist dasselbe wie all die anderen Tage.

Ohne Wertung, es ist nichts, was jetzt nicht in Ordnung wäre. Eher so, wie als Kind sich die Ferien anfühlten oder wenn man ganz lange Urlaub hat und wirklich aus dem Alltag raus ist. Dieses weite, freie, stabile Feld beinhaltet alles … aber auch das große Nichts. Eine besondere Art von Leere. Hier verlaufe ich mich auch manchmal. Vermisse Menschen oder mal etwas ganz anderes. Erinnere mich an einst und meine, dies wäre doch jetzt schön … oder träume … doch die Träume sehen dann genauso aus wie dieses stille Feld. Da zeigt sich nichts, was mich aufgeregt erwarten ließe oder wohin es mich ziehen könnte … es ist ein komplettes Nichts.

Es irritiert mich – mich als Mensch – als Wesen, das meint, etwas tun zu müssen, zu wollen, weiter zu wollen, etwas zu bewegen … doch tue ich das nicht auch so? Ich z.B. ackere ganz schön in meinem Garten 😉 … aber aus Freude und weil ich alles schön haben will. Also tue ich doch etwas, etwas, was bleibend ist, was nährend ist, mich selbst enorm nährt und stärkt, mich gerade hält und trägt. Hier draußen ist diese Stille, dieses Feld für mich auf eine Art vereint mit allem …

Meist genieße ich, manchmal bin ich aber auch frustriert oder einfach k.o. 😉 … ja, körperliche Arbeit hat es in sich. Und wenn dann die Trockenheit jetzt schon so enorm ist, darf ich auch immer wieder ins Vertrauen gehen, dass trotzdem alles einen Sinn hat und alles gut wird.

Diese Tage sind so tiefgehend, obwohl vermeintlich wenig passiert. Doch auf Ebenen, die (vielleicht noch) nicht sichtbar sind, geschieht viel, sehr viel. Schon allein das, was an Lichtenergien herein donnert (und das stetig), ist immens. Der Körper ächzt manches Mal ganz schön und wohl dem, der gut schlafen kann. Doch es sind weniger die Nächte, die mich gerade beschäftigen, es ist mein Verständnis für all das, was geschieht. Meine Vorstellungen, wie sich alles entwickeln würde … ich spüre, es ändert sich da was. In mir ist weiterhin die Gewissheit, dass dieser Wandel alles verändert. Und doch nähere ich mich den Gedanken an, dass es anders geschehen wird, als ich meine und vielleicht auch länger dauert. Was dann natürlich heißt, noch mehr darauf zu achten, was die eigenen Kräfte angeht. Noch mehr sich selbst anschauen, fühlen und ebenso langsam sein. Noch mehr die Stille aushalten lernen, sich dem zu öffnen, was in jedem Moment gerade da ist, noch mehr zu vertrauen.

Die Sonne geht gerade auf. Ich ahne – ein weiterer Tag mit enorm viel Sonnenenergie steht bevor. Mein Garten ruft, die Vögel auch 😉 … ich fühle hinein, was heute sein mag … und – ich denke, es geht wieder hinaus in die große, weite Stille, um zu fühlen, wahrzunehmen und um mich zu öffnen … wer weiß, was sich zeigen mag (oder auch nicht) …


https://wandelaktuell.wordpress.com/2020/04/18/das-aussen-entfernt-sich/