Wir werden eingetaucht
und mit dem Wasser der Sintflut gewaschen
wir werden durchnässt
bis auf die Herzhaut
Der Wunsch nach der Landschaft
diesseits der Tränengrenze
taugt nicht
der Wunsch den Blütenfrühling zu halten
der Wunsch verschont zu bleiben
taugt nicht
Es taugt die Bitte
dass bei Sonnenaufgang die Taube
den Zweig vom Ölbaum bringe
Dass die Frucht so bunt wie die Blume sei
dass noch die Blätter der Rose am Boden
eine leuchtende Krone bilden
Und dass wir aus der Flut
dass wir aus der Löwengrube und dem feurigen Ofen
immer versehrter und immer heiler
stets von neuem
zu uns selbst
entlassen werden.
(Aus: dies., Sämtliche Gedichte.
Copyright: S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2009)
Um die von Hilde Domin verwendeten Bilder in ihrer ganzen Tiefe zu entschlüsseln, kann sie z.B. nachlesen in:
1. Mose 6,5-9,17
1. Petrus 3,20-21
Offenbarung des Johannes 21,1-5
Daniel 3
Daniel 6