Heute ist ein guter Tag, um zu verstehen, was es mit Selbstzweifeln auf sich hat. Für viele Menschen stellt es verständlicherweise ein Problem dar, dass sie an sich zweifeln, doch das eigentliche Problem wird dabei meistens nicht erkannt, da es sich sehr gekonnt hinter einer gut getarnten Illusion verbirgt. Diese Illusion liegt nicht nur in der Natur der Materie, sondern ist sogar eine der wesentlichen Aufgaben der materiellen Energie, deren Wesen die Vergänglichkeit und deren Hauptmerkmal die Täuschung ist.
Die materielle Energie bringt dich dazu, dich mit etwas zu identifizieren, das du nicht bist. Du identifizierst dich mit einem materiellen Ding: mit einem Körper, seinen Eigenschaften und seinem Umfeld. Du identifizierst dich mit deinem Geschlecht, deinem Namen, deinem Alter, deiner Hautfarbe, deiner Haarfarbe, deiner Grösse oder der Grösse deiner Extremitäten. Dann identifizierst du dich mit deiner Familie, deiner Arbeit, deinen Hobbys, deinen Vorlieben, Abneigungen und deiner Nation. Du identifizierst dich mit Gedanken, Gefühlen und Wünschen.
Alles, womit du dich identifizierst, ist Teil der materiellen Welt und somit Teil der verzerrten und verunreinigten Spiegelung der Höheren spirituellen Wirklichkeit. Du identifizierst dich also mit dem, was zwar da ist, was aber nicht wahr ist, da es nicht die ewige Wahrheit widerspiegelt, sondern die vergängliche aber reale Illusion.
Du bist all das nicht. Du bist das, was das alles wahrnimmt, beobachtet, erfährt, zuordnet, einschätzt, mag oder nicht mag, zulässt, verhindert, initiiert oder verleugnet. Das, was du bist, ist transzendental zu all diesen materiellen Erscheinungen, Erfahrungen, Eigenschaften und Auswirkungen, die kommen, wahrgenommen werden und wieder verschwinden.
Wenn du vor dem Spiegel stehst und dein Gesicht betrachtest, dann identifizierst du dich mit deinem Gesicht. Das ist der Fall, wenn du ein kleines Kind bist, ein Jugendlicher, ein Erwachsener und ein alter Mensch. Das Gesicht ist jeweils ein völlig anderes, und doch identifizierst du dich mit dem Gesicht. Du bist aber nicht das Gesicht. Du bist das, was einerseits hinter der Fassade des Gesichts steckt, und was andererseits und gleichzeitig das Gesicht wahrnimmt. Du bist das, was das an sich tote und leere Gesicht belebt. Du bist nicht die Materie, sondern das, was die Materie, in der du vorübergehend gefangen bist, mit Leben, Wahrnehmung und Bewusstsein füllt. Du bist die Ursache der Eigenschaften und Erfahrungen des Körpers.
Eine der vielen Eigenschaften des Körpers, der du nicht bist, liegt auf der feinstofflichen Ebene und erzeugt einen Modus, der von Selbstzweifeln geprägt ist. Das, was sich mit dem identifiziert, was nicht wahr ist, ist das falsche Ego. Das falsche Ego existiert nicht wirklich, sondern nur als Überzeugung. Es ist die Überzeugung, das zu sein, was du gar nicht bist. Das falsche Ego ist nichts weiter als eine Identifikation – die Identifikation mit dem, was du nicht wirklich bist.
Die Stärke des falschen Egos liegt in der Überzeugung, mit der es sich mit dem identifiziert, was es nicht ist. Das kann vielerlei Auswirkungen haben. Eine der gefährlichsten davon, da selbstzerstörerischer Art, ist der Opfermodus, in dem die Identifikation mit etwas überwiegt, das nicht nur nicht existiert, sondern das darüber hinaus auch noch als wertlos angesehen wird. Im Normalfall ist das, was als wertlos angesehen wird, nicht weiter schlimm. Es wird einfach nicht beachtet.
Im Opfermodus jedoch betrachtest du dich selbst als wertlos und identifizierst dich mit dem Wertlosen. Du hältst dich für das, was keinen Wert hat. Das Wertlose existiert aber gar nicht – ausser in deiner eigenen Vorstellung oder vielleicht noch in der Vorstellung anderer, die du möglicherweise auch von deiner Vorstellung überzeugen kannst oder bereits überzeugt hast.
Gleichzeitig hältst du dich für das, was keinen Einfluss hat, obwohl diese Identifikation gerade auf dem Einfluss beruht, den du hast. Hättest du keinen Einfluss, könntest du dich auch nicht selbst beeinflussen. Dann könntest du deine Wahrnehmung nicht beeinflussen, was du aber tust, indem du dich als Opfer ansiehst. Es ist deine Wahl, dich als Opfer anzusehen.
Dabei rückt das Opfer in den Vorder- und der Täter in den Hintergrund. Ironischerweise sind Opfer und Täter jedoch eins. Das Opfer des Selbstzweifels ist auch der Täter des Selbstzweifels. In beiden Fällen handelt es sich aber nicht um das, was du wirklich bist, sondern um das, wofür du dich hältst. Das ist das falsche Ego.
Das falsche Ego ist das Ich, das einzig und allein deiner Vorstellung entspringt. Es entspringt deiner Vorstellung, und wenn du diese Vorstellung nicht hast, ist dieses Ich auch nicht da. Es existiert nur, wenn du es in deinem Geist erschaffst. Hast du es erst einmal erschaffen und glaubst du dann daran, dann identifizierst du dich damit, und durch die Identifikation verfestigst du die Vorstellung. Du stellst dir das Gleiche wieder und immer wieder vor und errichtest damit eine Mauer in deiner eigenen Wahrnehmung. So mauerst du das, was du wirklich bist, ein. Und dann nimmst du nur noch die Mauer wahr, aber nicht mehr das, was sich dahinter befindet: du als das, was du wirklich bist.
Du identifizierst dich also letztendlich mit dem, was die Illusion erzeugt, wertlos zu sein, schuldig zu sein, machtlos zu sein und Opfer zu sein, und das ist deine Täterschaft. Als Täter hast du die Wahl. Als Täter kannst du das eine tun oder etwas anderes. Was auch immer du tust: du bist der Täter, und nicht das Opfer, selbst wenn du dich dabei opferst.
Wenn du dich mit dem identifizierst, was du nicht wirklich bist, dann ist es das, was du tust, und da du es tust, bist du nicht das Opfer, sondern der Täter, der selbstzerstörerisch agiert. Du opferst dich selbst auf dem Altar deines falschen Egos.
Und dann suhlst du dich im dadurch entstandenen Schmerz und Leid, anstatt die sinnlose und qualvolle Illusion zu beenden und in die kraftvolle Wirklichkeit zurückzukehren, die sich jenseits der selbsterrichteten Mauer in deinem Bewusstsein befindet.
Nur das falsche Ego kann an sich selber zweifeln, und nur das falsche Ego kann unter Selbstzweifeln leiden. Das wahre Selbst – die individuelle Seele – zweifelt niemals an sich, denn wie könnte ein Göttlicher Funke an sich zweifeln? Kann ein Sonnenstrahl an sich und an der Sonne zweifeln? Und wenn er es könnte: würde er es tun? Und wenn er es tun würde, was würde wohl mit dem Sonnenstrahl geschehen? Er würde erlöschen, denn am Licht zu zweifeln bedeutet, es mit Schatten zu bedecken. Durch den Schatten wird es vom Licht getrennt, und in der Trennung erlischt der Funke der Wahrheit und unterliegt der Illusion. So wird aus Licht Dunkelheit: Ihm wird die Wahrheit genommen.
Zweifeln kann nur das Unvollkommene, das, was sich vom Vollkommenen und von der Vollkommenheit getrennt hat. Zweifeln kann nur das, was ohne Wahrheit ist. Die Folge der Trennung ist die Erfahrung von Unvollkommenheit, die erst durch die Trennung entsteht. Vor der Trennung kann keine Unvollkommenheit erfahren werden, denn das Vollkommene und die Vollkommenheit sind eins. Das ist das Licht der Wahrheit. Es erlischt nur, wenn ihm die Wahrheit genommen wird, und das geschieht durch Zweifel und vor allem durch den Glauben an die Zweifel.
Die Seele ist ein vollkommener Teil des vollkommenen Ganzen. Wenn sie sich jedoch willentlich vom vollkommenen Ganzen trennt, um sich als vom Ganzen getrenntes Einzelnes zu erfahren, dann separiert sich die Seele, erzeugt einen Schatten und trennt sich so vom Licht. Sie beginnt, sich mit dem zu identifizieren, was sie als in die Materie geschlüpftes spirituelles Wesen mit ihren materiellen Mitteln und Werkzeugen wahrnehmen kann, was sie aber nicht ist.
Und so identifiziert sich die inkarnierte spirituelle Seele mit ihrem grobstofflichen Körper, seinen Trieben, Wünschen und Sehnsüchten. Dadurch fällt sie aus dem spirituellen ins materielle Reich, in dem sie sich mehr und mehr verstrickt, da sie sich mit dem identifiziert, was nicht wahr ist und dadurch an die selbst erzeugten Illusionen anhaftet. Sie vergisst ihre spirituelle Herkunft, ihre spirituelle Realität und die spirituelle Ursache aller Ursachen, die sowohl die Seele, als auch die spirituelle und die materielle Welt verursacht und beherrscht: Gott.
Die sich nun mit der Materie identifizierende Seele vergisst, wer der wahre Herrscher ist, und so will sie selber der Herrscher sein. Sie will die materielle Welt beherrschen, um sie zu genießen, und sie will andere beherrschen, um sich besser und wichtiger zu fühlen. Dabei vergisst sie endgültig, wer der wahre Herrscher ist, und so vergisst sie auch ihre Beziehung zum wahren Herrscher.
Wenn sie dann merkt, dass ihre Herrschaft nur eine Illusion ist, neigt sie dazu, zu glauben, wertlos zu sein, und gewissermassen hat sie damit auch recht, denn das Falsche besitzt keinen wahren Wert – ausser dem, zu verdeutlichen, dass das Falsche nicht richtig und das Unwahre nicht wahr ist. Das falsche Ego ist nicht dein wahres Selbst. Du bist weder deine Identifikation noch dein Körper.
Du bist nicht der Herrscher, sondern der Beherrschte. Du herrscht nicht über die materielle Energie, sondern sie herrscht über dich, und Gott herrscht über sie. Er ist der Schöpfer und du bist Sein Geschöpf. Ihr seid gewissermassen eins und doch verschieden. Gott ist das Höchste Selbst, von dem dein wahres Selbst ein winziger Funke ist. Du aber hältst dich nicht für den winzigen Funken, sondern für das riesige falsche Ego, und das ist das Problem, was all deine Probleme verursacht. Nicht deine Probleme sind dein Problem, sondern die Identifikation mit den Problemen und vor allem mit dem, was sie verursacht.
Wenn du also an dir zweifelst, dann ist das eigentlich sinnvoll und gut, wenn du hinter die Oberflächliche schaust und tief bis auf den Grund tauchst. Der Selbstzweifel dient dazu, dass du erkennst, dass du dich mit dem falschen Selbst identifiziert hast, dem Selbst, das in der Tat wertlos ist, da es nicht wahr ist, und was nicht wahr ist, hat keinen Wert. Dein wahrer Wert steckt im wahren Selbst, und das ist so wertvoll, dass es nicht den geringsten Grund gibt, daran zu zweifeln. Du kannst nur am Falschen zweifeln. Das Richtige ist das Wahre, und das ist zweifelsfrei echt und vor allem liebenswert.
Wenn du dich nicht lieben kannst, dann erkenne, dass du dich nicht mit deinem wahren Selbst identifizierst. Sobald du dein wahres Selbst erkennst, kannst du gar nicht anders, als es und somit dich von ganzem Herzen zu lieben, denn das wahre Selbst, das in deinem Herzen weilt, ist der wahrhaft Liebende. Was du von ganzem Herzen liebst, wirst du niemals anzweifeln, da es das Wertvollste ist, das du dir vorstellen kannst.
Allerdings musst du erst wieder zu ihm vordringen, und dazu dienen die Selbstzweifel. Also ergötze dich nicht länger an ihnen, sondern nutze sie, um die Mauer einzureissen, die du errichtet hast. Nur wenn du die Mauer des falschen Egos entfernt hast, kannst du bis zum wahren Kern deines Selbst vordringen. Der Kern ist das, was du wirklich bist, und was du wirklich bist, ist Liebe. Liebe ist Bewusstsein in seiner reinsten und ursprünglichsten Form. Dich damit wieder zu identifizieren ist das Ziel deines Lebens. Das ist die Identifikation mit der Wahrheit, die sich jenseits aller Zweifell befindet. Jenseits der Dunkelheit bist du Licht.
ICH BIN das, woran nicht gezweifelt werden kann, denn mein Wahres Selbst ist Teil der Höchsten Wahrheit.
Diese Botschaft ist an Selina und mich gerichtet. Wir nehmen sie für uns an, richten uns danach und geben sie hiermit auch an all diejenigen weiter, die ebenfalls bereit sind, an sich zu arbeiten, um sich spirituell zu entwickeln. Spirituelle Entwicklung, das Ziel des Lebens, gipfelt in der Hingabe an Gott. Diese Hingabe setzt die Überwindung des falschen Egos voraus. Damit einher geht die Erkenntnis, nicht der Körper, sondern die Seele zu sein, die ein winziges Teilchen Gottes ist. Philosophische Grundlage dieser Botschaften ist das vedische Wissen von der absoluten Wahrheit Gottes wie es u.a. in der Bhagavad-gītā und im Śrīmad-Bhāgavatam verkündet wird.
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