Wer jemals schon von einem solchen Tier in Besitz genommen wurde, der weiss auch, wie nagend und zugleich wie berauschend es immer wieder sein kann:
- dieses sÀgende und stÀndig wiederkehrende GerÀusch im Ohr
- sein eindringliches Verhalten
- und die damit verbundene ewige Wiederholung des Gleichen
- bis hin zum Ăberdruss und bis man âesâ nicht mehr hören kann
FrĂŒher einmal geschah es, dass man von einem solchen Ohrwurm einfach ĂŒberfallen wurde â unerwartet, spontan und hautnah. Auf dieselbe Weise verabschiedete er sich dann irgendwann auch wieder. Anders als Mehl- und RegenwĂŒrmer war ein solcher Ohrwurm niemals zu ergreifen und willentlich zu entfernen. Doch man hatte Spass miteinander â bis zu einem gewissen Grad zumindest.
Heute aber gibt es originelle Ohrwurm-Designer, die alles versuchen, um diesbezĂŒglich kreativ zu sein oder zumindest so zu erscheinen. Sie geben diesen WĂŒrmlein nicht nur Form und Inhalt vor, sondern auch noch die Zielrichtung, die Dauer, die Höhe des Tones⊠und zwar je schriller, desto lĂ€nger. Technisch sind sie deshalb nun einfach perfekt und es wird sich keiner mehr ĂŒber einen Mangel beschweren können.
Manche mögen einwenden, dass dieser Wurm nun immer mehr zur Plage wird, vor allem, weil er zunehmend massenhaft auftritt. Das mag tatsĂ€chlich Ă€rgerlich sein. Doch hĂ€ngt es vielleicht damit zusammen, dass ernstere Zeiten angebrochen sind â solche, in denen Spass und hautnaher Kontakt keinen Platz mehr haben können, weil uns das nĂ€mlich bis in die letzte Faser unseres Daseins gefĂ€hrden wĂŒrde. Der Ohrwurm als Alleinunterhalter droht damit eventuell seinen Platz zu verlieren. Genau das aber mĂŒssen wir in Kauf nehmen, wenn wir âgut durch diese harten Zeiten kommenâ wollen.
Andererseits mĂŒssen wir wohl verstehen, dass OhrwĂŒrmer der neuen Art ganz und gar zu unserem Schutz geschaffen wurden. Grosse Armeen von ihnen stehen deshalb nun bereit⊠und sie werden rechtzeitig losgeschickt, wohin auch immer und wann immer das allsehende Auge unserer ordnenden Macht es fĂŒr notwendig erachtet. Diese Macht nĂ€mlich hat erkannt, dass ein solcher Wurm sehr ideal sein wird, um ihn einem anderen listigen Kleinstwesen hinterher zu schicken: einem, das Ă€hnlich unberechenbar ist, wie der Wurm einst selber; einem, das einfach da ist und tut, als wĂŒrde die Welt ihm gehören; einem, das alle gefĂ€hrdet und niemandem gehorcht. Man hĂ€lt sonst von der Homöopathie nichts, aber in diesem Fall kann man Gleiches nur mit Gleichem bekĂ€mpfen â so die Befehlshaber der Wurmheere vor dem Angriff auf diese Killerhorde.
Um bei uns keinen Verdacht aufkommen zu lassen, nennt man die WĂŒrmer auch weiterhin OhrwĂŒrmer, wobei unter ihnen wohl keiner mehr fröhlich pfeifen oder gar ein Tanzbein schwingen wird. DafĂŒr mĂŒssen wir jedoch VerstĂ€ndnis aufbringen, denn schliesslich heisst es seit Tagen aus der Augen-Macht-Zentrale: âDie Lage ist ernst!â. Da nun aber treten die neuen Design-OhrwĂŒrmer in Aktion. Ihre Aufgabe ist es, SĂ€tze wie diese so lange zu wiederholen, bis es keinen Widerspruch mehr gibt. Immer und immer wieder. Es gilt dabei, alles so lange in unsere Köpfe zu hĂ€mmern, bis die Masse, die sich darin befindet, weich geklopft ist. Und das ist nur ein kleines Beispiel fĂŒr den grossen magischen Plan. Wir dĂŒrfen gespannt sein.
Die vorher genannte âZentraleâ ist damit auch im rechtlichen Sinne komplett âaus dem Schneiderâ, d.h. keiner wĂŒrde mehr etwas beanstanden können. FrĂŒher hĂ€tten böse Zungen bei der Verbreitung eines solchen Satzes vielleicht das Wort âPropagandaâ in den Mund genommen. So aber heisst es: âAchtung, Ohrwurm-Armee im Anflugâ. Und damit können wir alle âgut und gerne lebenâ.
Gut dabei ist auch, dass nun lÀngst nicht mehr alles so unberechenbar ist wie vorher. Seit Monaten hat man den Entwurf und den Einsatz einer solchen Armee erprobt und geprobt. Sie ist deshalb bereits ziemlich perfektioniert und bald schon absolut zielsicher und fehlerfrei.
Unsere Aufgabe wird es sein, uns mit dieser neuen Art von OhrwĂŒrmern anzufreunden. Vielleicht werden wir dabei entdecken, dass auch sie ziemlich orignell und unterhaltsam sind. Und Freundschaften aller Art sind in Zeiten wie diesen unbezahlbar. Sie werden uns auch so schnell nicht mehr verlassen, denn sie haben eine Aufgabe. FrĂŒher haben sie uns legendĂ€r aus dem Alltagstrott herausgeholt, um uns anderweitig einzulullen. Jetzt werden sie uns einlullen, um jeglichen Alltagstrott zu verhindern.
Ein Ohrwurm-Chor wird die Ohrwurm-Armee wenn notwendig verstĂ€rken und wir haben dabei die Wahl, mitzusingen oder eben nicht. Manche können nicht singen und anderen ist es bereits vergangen. Aber mit dem neuen Masken-Abstands-Desinfektions-Refrain dieses Chores sollten wir langsam wieder Sicherheit gewinnen und dann zurĂŒckkehren können in eine völlig neue NormalitĂ€tsrealitĂ€t. Das ist sein Ziel und je frĂŒher wir uns ihm anschliessen, desto besser fĂŒr uns. Wir ersparen uns dadurch nĂ€mlich einige Unannehmlichkeiten â so die Ohrwurm-Designer-Zentrale.
Wir hatten das GlĂŒck, den zentralen Machern ein wenig ĂŒber die Schulter schauen zu können, um zu erfahren, was denn so an Ohrwurm-KnĂŒllern geplant sei. Da zeigte sich jedoch zunĂ€chst ein kleines Problem, nĂ€mlich dass die neuesten Kompositionen bereits hinausposaunt werden, bevor die zustĂ€ndigen Heere und Chöre ĂŒberall angekommen sind. Man feilt deshalb noch an einer höheren Verschwiegenheit und damit ZuverlĂ€ssigkeit der kleinen Tiere, denn die anderen sind sowieso bereits ausser Rand und Band geraten.
Wie das geschehen konnte, trotz des horrenden Aufwandes und der unerbittlichen Schutzmassnahmen, bleibt selbstverstĂ€ndlich ungeklĂ€rt. Schliesslich haben wir es hier mit einer unglaublichen Verseuchung zu tun, die auch an der obersten Zentrale nicht spurlos vorbeigeht. Ein Aufschrei ging deshalb letztens von ihr hinaus in die Welt, der hoffentlich augenblicklich erhört werden wird: âEine Schockwelleâ habe sich in Bewegung gesetzt, hiess es mit gemimtem Entsetzen.
Davon zutiefst getroffen zeigte sich der nachbarliche MinisterprĂ€sident. Zum GlĂŒck war gerade unser oberster Chef bei ihm zu Besuch und so konnten sie einander Aug in Auge direkt beistehen und nach Auswegen aus diesen schweren Zeiten suchen. Gut, dass es noch keine Augenmasken gibt. WĂ€hrenddessen haben die hiesigen Ohrwurm-Heere hierzulande ordentlich trainiert⊠um nĂ€mlich das schultern zu können, was nach der RĂŒckkehr ihres obersten Befehlshabers auf sie zukommen wĂŒrde. Seither aber sind sie im Dauereinsatz und deshalb kaum zu beneiden.
Das Ergebnis des hohen Staatsbesuches hat freilich unsere schlimmsten BefĂŒrchtungen bei weitem ĂŒbertroffen. Dank des konzertierten Einsatzes der Ohrwurm-Chöre und âHeere aber waren wir schnell im Bilde. Und das ist notwendig bei soviel Gefahr, die da gerade ĂŒber unseren Horizont heraufzieht. Nicht nur ĂŒber unseren jedoch, sondern auch ĂŒber den der vielen anderen geplagten LĂ€nder. Deshalb hat die nachbarliche Kollegin unseres obersten Chefs zunĂ€chst das Wort ergriffen und ergriffen waren wohl auch ihre Untertanen, als sie mit besorgter Stimme sagte: âBleiben Sie wenn immer möglich zu Hauseâ, denn das Land sei jetzt âin einer sehr ernsten Phase der Pandemieâ.
Gesagt, getan⊠hat dann auch unser oberster Ohrwurm-Verbreiter das Wort ergriffen und verkĂŒndet: âWir mĂŒssen unsere Kontakte reduzierenâ. Um die HĂ€rte ein wenig abzufedern, zeigt man sich verstĂ€ndnisvoll ob der âGefolgsamsmĂŒdigkeitâ und weil man jetzt viele Opfer bringen mĂŒsse. WĂ€ren wir nicht in der Vergangenheit genau dafĂŒr schon abgerichtet worden, könnten wir damit vermutlich wenig anfangen. Man könne aber die Menschen verstehen, heisst es weiter. Es ist schön zu wissen, dass es noch so viele einfĂŒhlsame Politiker gibt.
Zu diesen beiden Hauptdarstellern gesellt sich hin und wieder auch ein gewisser Herr âNicht-mehr-ganz-bei Drostâ-en und er gibt uns Hinweise auf Sinn und Ziel der ganzen Ăbung. Ob er das immer ganz gewollt macht, kann man von seinen Lippen schwerlich ablesen, da er sie hinter einer Maske versteckt. Jedenfalls wissen wir durch ihn, dass die âstrikten Massnahmenâ auch nach einer Impfung aufrecht bleiben werden und dass wir uns zu Weihnachten, falls dann ĂŒberhaupt noch Besuche möglich sind, in VorquarantĂ€ne begeben sollten⊠um andere zu schĂŒtzen. Wie freundlich von ihm, uns solchermassen vor den Gefahren dieses Festes zu warnen.
Sodann lĂ€sst man den Ohrwurm-Chor einsetzen, der sich aus all dem einen Reim macht und uns diesen als Refrain einfach einhĂ€mmert, bis wir ihn verinnerlicht haben â auch wenn uns dabei ziemlich ĂŒbel wird. FrĂŒher hĂ€tte man einen solchen Chor als âgleichgeschaltetâ bezeichnet. Doch wir leben in modernen Zeiten, in denen es solche Dinge zum GlĂŒck nicht mehr gibt.
Damit das von all diesen Dingen zutiefst getroffene Volk ein wenig das GefĂŒhl bekommt, dass es auch selbst einen Betrag leisten kann, spielt man ihm die Verantwortung fĂŒr das Geschehen zurĂŒck, was dann im Klartext heisst: Wenn etwas schief geht (und wir wissen heute schon, dass es so sein wird, denn wir arbeiten genau darauf hin), dann seid ihr schuld daran.
Und so geht es nun lĂ€nder- und weltumgreifend auf und ab. Ohne diese gut aufgestellten Armeen und Chöre wĂŒrde keiner von uns mehr wissen, wie diese Sisyphos-Arbeit bewĂ€ltigt werden kann, vor die wir jetzt alle gestellt sind â ob wir wollen oder nicht. Auch Sisyphos musste einst erkennen: was immer ich mache, der Stein, den ich den Berg hinaufrolle â er kommt wieder herunter. Heisst ĂŒbertragen: Was immer wir machen, es wird nie genug sein. Selbst wenn wir die Idiotenmasken Tag und Nacht auf-hĂ€tten, wenn wir den Abstand zu anderen auf hundert Meter erweitern und wenn wir mehrmals tĂ€glich in DesinfektionsflĂŒssigkeit baden wĂŒrden⊠es wĂ€re nie genug.
Wie Horrorclowns treten sie dann vor die Kamera und sie lösen dabei einen Ohrwurm-Auftritt nach dem anderen aus⊠und zwar, um uns zu verkĂŒnden: Es muss (zur Strafe) leider wieder eine MaĂnahme erlassen werden. Wir appelliere daher an Sie, dass⊠Appelle sind die neuen Befehle. Meist dauert es dann auch nicht lange, bis ein Zuwiderhandeln geahndet und bestraft wird.
Mit einer ungeheuer subtilen Ohrwurm-Strategie wirft man den Menschen nun ins GemĂŒt, wie unverantwortlich und unsozial es ist, wenn man nicht gehorcht. Denn âwir brauchen wieder eine Teamstimmung in der Bevölkerung, wie im FrĂŒhlingâ (als wir euch das erste Mal brutal unterworfen haben â was freilich nur als stummer Refrain im Hintergrund lĂ€uft).
Empathische, also einfĂŒhlsame, Menschen seien jene â hiess es in einem kĂŒrzlich verbreiteten Ohrwurm-Schlager â die sich an âdie Regelnâ halten. Da viele das noch immer nicht begriffen haben, werden jetzt wohl VerschĂ€rfungen kommen mĂŒssen. Ansteckungen gĂ€be es nĂ€mlich vor allem im privaten Bereich. Endlich haben sie das wahre Problem entdeckt! Wir sind erleichtert.
In Kanada ist man dabei bereits so weit fortgeschritten, dass man flĂ€chendeckend QuarantĂ€nelager errichtet (frĂŒher hatten sie einen anderen Namen), in die man alle stecken kann, die GefĂ€hrder und Super-spreader sind. Vermutlich werden dazu bald auch wieder Kinder auserkoren werden. âWie es euch gefĂ€lltâ eben, wĂŒrde Shakespeare sagen.
Apropos Horrorclowns und Halloween: Interessanterweise findet eine US-PrĂ€sidentenwahl immer gleich nach Halloween statt. Das ist jener Zeitpunkt im Jahreskreis, von dem an die Dunkelmacht wieder das Szepter ĂŒbernimmt. Vermutlich ist diese Gleichzeitigkeit aber reiner Zufall⊠Abgesehen davon, dass genau diese Macht dort lange schon und das ganze Jahr ĂŒber gewaltet hat und dass sie jetzt noch einmal versucht, genau an diese Allmacht zu kommen.
Eigenartige VorfĂ€lle gab es dort auch in den letzten Wochen, vor allem im Zusammenhang mit dem (angeblichen) Hinscheiden jener obersten Richterin, deren energetische Natur weniger menschlich war, als so mancher es sich vorstellen kann. Das fĂŒr sie abgezogene Ritual hat diese Vermutung nur noch bestĂ€tigt. Der PrĂ€sident kam wegen Corona dann ins Krankenhaus und das BegrĂ€bnis entfiel â wohl um zu vermeiden, dass die Ăffentlichkeit dabei zusieht, wie man noch einmal das âTor zur Hölleâ zu öffnen versucht. Bei solchen Dingen verstummt natĂŒrlich der Ohrwurm-Chor. Er hat andere Aufgaben und ist alleine dafĂŒr abgerichtet worden. Er kennt auch nur die Notenwerte null und eins und eins und null â die Logik der technischen Matrix.
Diese Art von OhrwĂŒrmer haben den Vorteil, dass man sie sowohl lokal als auch global jederzeit und ĂŒber Raum und Zeit hinweg einsetzen kann. Da uns bisher die angedrohte Killerhorde kaum gekratzt hat, sind wir aber froh, dass die Ohrwurm-Soldaten uns immer wieder eindringlich daran erinnern, wie gefĂ€hrlich es sein könnte⊠wenn wir ihren Aufforderungen nicht gehorchen wĂŒrden.
Bevor wir uns nun dem Chorproben-Plan fĂŒr die kommenden Wochen sowie einigen herausragenden HeeresĂŒbungen aus der Ohrwurm-Kaserne zuwenden, sollten wir uns noch einmal klar vor Augen fĂŒhren, was fĂŒr eine geniale WeiterfĂŒhrung diese Designer-WĂŒrmer sind ⊠ganz im Gegensatz zum âgemeinen Ohrwurmâ, der als Insekt das Fliegen verlernt hat und seither erd-gebunden uns hin und wieder ĂŒber den Weg kriecht und den einen oder anderen vielleicht an-ekelt. Die Neuen aber sind (wie die neuesten Designer-Masken) steril, vielfĂ€ltig, kunterbunt, welt-umfassend, alles-durchdringend und unwiderstehlich. Wir dĂŒrfen deshalb auch gespannt sein, was sie so alles in ihrem Repertoir haben:
- Das Allerseelenkonzert im Vatikan, normalerweise ein handfestes Kirchen-Requiem, wird heuer erstmals ersetzt durch ein Ohrwurm-Solisten-Konzert fĂŒr die Armen, vor allem die âpharmazeutisch Armenâ, wie der Papst neulich höchst-selber betonte. Man könne es deshalb nicht zulassen, dass die Reichen mit den zukĂŒnftigen Impfstoffen zuerst geimpft werden wĂŒrden. Nein, diese mĂŒssen universell sein und fĂŒr alle zur VerfĂŒgung stehen. Hoch-gelobt sei sein jesuitisch-ĂŒberirdisches Kompositionstalent. Es wĂŒrde natĂŒrlich keiner auf die Idee kommen, dass man die Armen hier wieder einmal als Versuchskaninchen verwendet will â jene, welche die Kirche sich schon so lange als Fundament hĂ€lt, um darauf ihren dunklen Kult abzuziehen.
- Parallel dazu und kurz zuvor wird die allmĂ€chtige UNO mit ihren Unter-Organisationen (wozu auch die WHO gehört) erneut eine Halloween-Ăbung durchfĂŒhren, bei der eine Geister- und Horror-Show die nĂ€chste ablösen wird. Eine paramilitĂ€rische Spezialeinheit von extra dafĂŒr abgestellten Ohrwurm-Piloten wird in ihrer Flugshow das Agenda-Programm 2021 gegen ein neues austauschen, das dann bis 2030 reichen und eine lĂŒckenlose Fortsetzung ermöglichen sollte. Damit wird auch dem bedrohlichen und feindlichen Winzlingsheer ermöglicht, in eine neue Form zu mutieren und so eine goldene Ăra zu seiner BekĂ€mpfung einlĂ€uten. Die Erleichterung wird gross sein, denn die Mikrobedrohung aus dem Jahr 2019 wird langsam zĂ€h wie ein Kaugummi.
- Zum Ăsterreichischen Nationalfeiertag morgen in einer Woche ist ein spezieller Jodelauftritt der nationalen SĂ€ngerknaben gemeinsam mit den Ohrwurm-FallschirmjĂ€gern der ersten Kompanie links vorne geplant⊠Sie haben aber noch ein paar harte Tage vor sich, denn immer wieder tauchen im Lande rechte Wirrköpfe auf, von denen man weiss, dass sie infiziert sind, die sich aber nicht testen lassen wollen. Dann wiederum sind da solche, die die RealitĂ€t verleugnen, indem sie einfach auf ihren Feier- und Lebensrechten bestehen und ihr Denken nicht einschalten, obwohl sie das könnten â so ein Redakteuren-Ohrwurm-Chef. Sobald dann aber das neuartige Jodeln das Land der HĂ€mmer erfĂŒllt, wird es ruhig werden hier. Darauf können wir uns verlassen, sagen sie.
- Ein Techno-Konzert aus der app-Werkstatt des Obergott-Konzerns wird im Voraus bereits als Adventkonzert beworben. Es wird ein interaktives Konzert werden und damit fĂŒr uns alle ein besonderes Erlebnis. Bereit zu halten seien Handys oder sonstige GerĂ€te dieser Art⊠Es bedarf dann nur eines kurzen Abgleichs all unserer Daten, damit zukĂŒnftig alles in orchestrierten Bahnen laufen kann. Die KalendertĂŒrchen 1 bis 24 sollten ausreichen, um bis Weihnachten das grosse Finale zu erreichen, in das wir dann selbstverstĂ€ndlich einstimmen dĂŒrfen. Es braucht schliesslich nur mehr ein einziger Knopf gedrĂŒckt zu werden â und schon sind wir alle dabei, kurz und schmerzlos. Der österreichischer Beitrag dazu ist heute brandaktuell eingetroffen. Es wurde verlautbart, dass dem e-Impfpass nun nichts mehr im Wege stĂŒnde. Die Komponisten werden jetzt versuchen, diesen Beitrag als Counter-Tenor-Stimme in das Gesamtwerk einzuflechten.
- Als Santa tritt heuer ein gewisser âBilly, der Grosseâ auf. Statt âRudolph, the red-nosed Reindeerâ wird er die Single âGates to Heavenâ auflegen. Diese Show ist einmalig und es wird keine RĂŒckkehr geben. Tickets werden jetzt bereits gratis ausgegeben. Rudolph hat damit ausgedient, denn es wĂ€re undenkbar, ein rotnasiges, schnupfendes Schlittentier unter den gegebenen UmstĂ€nden die Weihnachtspakete zu den Menschen bringen zu lassen.
ErgĂ€nzend zu diesem Programm gibt es noch tausende Unterpunkte, die jedoch aus GrĂŒnden der Diskretion nicht angefĂŒhrt werden können. Es sei notwendig, genĂŒgend Raum zu lassen fĂŒr Ăberraschungseffekte, hiess es aus den ProberĂ€umen und HinterbĂŒhnen der neuen alten Macht. Anbetrachts der momentan schwierigen Weltlage sind auch Ănderungen im Programm jederzeit möglich und wir sollten darĂŒber nicht ungehalten sein. Wichtig ist, dass wir in jeder freien Minute dem Panik-Orchester lauschen, das stets und ĂŒberall abrufbar ist. Damit bleiben wir am Laufenden und werden langsam verstehen, warum geschieht, was geschieht. Mehr ist auch nicht notwendig.
Eine zukĂŒnftige Millionenshow und sonstige TV-Quiz-Sendungen werden ĂŒberwiegend Fragen zu âden FĂ€llenâ, âden Infiziertenâ sowie âden mit oder am Virus Verstorbenenâ beinhalten. Vor allem aber sollten die Teilnehmer immer auf die Gretchenfrage gefasst sein, nĂ€mlich âDu, wie hĂ€ltst duâs mit der Maske?â. Bei falschen Antworten kann es durchaus sein, dass man mal schnell die Faust im Nacken hat â oder neuerlich auch im Gesicht. Darum: âWehret den AnfĂ€ngen, indem ihr den neuartigen OhrwĂŒrmern lauscht und ihren Appellen gehorcht. Dann kann euch nichts passieren!â.
Viel ist in Bewegung und das obige Programm ist ĂŒberaus flĂ€chen-deckend. Das Entscheidende bei all dem aber sei, so auch unser Ohrwurm-Kommandant, âdass die Bevölkerung mitmachtâ. Wir haben uns deshalb entschieden, ihn heuer als Christkind auftreten zu lassen. Mit seiner lieben und ĂŒberaus freundlichen Kinderstimme und zudem absolut perfekt im vorgegebenen Ohrwurm-Sprech, wirkt er wie der einstige Kinderstar Heintje, der sich mit seinem Ohrwurm âMaaaamaâ in die Herzen der Menschen sang. Vielleicht aber wird er uns auch dessen Lied âIch bau dir ein Schloss, so wie im MĂ€rchenâ singen, denn das wird es sein, was uns die Zeit bis zum Jahresende durchstehen lĂ€sst. Wir lieben sowieso seine MĂ€rchen, besonders jenes vom Wolf und den Millionen SchafenâŠ
Da aber ist demnĂ€chst auch Vorsicht geboten, denn ein Schreiberling einer grossen Tageszeitung hat unlĂ€ngst klar gemacht, dass MĂ€rchen, Sagen und Mythen dasselbe wie die heutigen fake-news sind. Wo kĂ€men wir denn auch hin, wenn Leute noch an MĂ€rchen glauben â das wĂ€ren dann wohl auch dieselben, die noch ans Christkind glauben! Und damit sollte nun aufgerĂ€umt werden. Ein Kehraus-Ohrwurm-Kommando wird diese Aufgabe bis zum Jahreswechsel durchfĂŒhren⊠und der heurige Christkind-Darsteller wird nĂ€chstes Jahr sowieso eine ganz neuartige Rolle bekommen.
SĂ€mtliche Nostalgiker könnten zum Zeitpunkt des Jahreswechsels ein allerletztes Mal ihr âAlle Jahre wiederâ trĂ€llern. Denn damit wird es nun wohl fĂŒr immer vorbei sein. Das ist gut so⊠und die neuen Ohrwurm-Chöre werden dann unseren Ăther fĂŒllen. Die neuartigen Ohrwurm-Heere aber werden viel Arbeit haben mit dem grĂŒndlichen ZertrĂŒmmern all dessen, was rĂŒckstĂ€ndige und altmodische Menschen bisher fĂŒr das Leben gehalten haben. Sie hatten keine Ahnung und werden alle nun eines Besseren belehrt werden. Wiederum können wir nur â im Namen dieser neuen und dienst-befliessenen Kreaturen â an Sie appellieren: âBleiben Sie ruhig, hören Sie zu und tun Sie, was von Ihnen erwartet wird. Nur so bleiben ihnen Nachteile und Unannehmlichkeiten erspart!â.
* * *
Anbetrachts all dieser Neuerungen könnten wir fast schon ein wenig sentimental werden und Sehnsucht bekommen nach diesem kleinen Tier, das einst immer wieder âin dir und mirâ sass und uns schmeichelte mit Liedern aus Grossmutterâs Zeiten und anderer Lieblingsmusik.
Oft hat es uns eine Welt herbeigezaubert, die im Alltag keinen Platz mehr fand. Vielleicht sollten wir es wieder einladen, uns einen Floh ins Ohr zu setzen: eine herz-erwĂ€rmende Melodie, die lĂ€ngst vergangene Zeiten mit heute verbindet. Denn momentan ist es gerade dieses Verbunden-Sein, das durch Heere von kĂŒnstlichen OhrwĂŒrmern abhanden zu kommen droht.
Und man versucht uns dabei auch zu verheimlichen, dass ein einziger alt-erwĂŒrdiger Ohrwurm tausendmal stĂ€rker ist, als sie alle zusammen!
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