Mit Arthos durch das Jahr, Tagesbotschaft 08. Dezember

Heute ist ein guter Tag, um Samen der Liebe zu säen. Liebe ist eine Kletterpflanze, von der es viele Arten gibt, und nicht jeder Gärtner kann und sollte die gleiche Gattung anpflanzen. Das würde zu einer Monokultur führen, was weder der Göttlichen Ordnung noch dem Wesen der Liebe entspricht. Liebe fördert nicht die Gleichheit, sondern Vielfalt. Sie richtet sich nicht auf das Unpersönliche, sondern auf das Persönliche, und Liebe dient dem natürlich Individuellen, nicht dem künstlich Vereinheitlichten. In anderen Worten: Liebe fördert das Leben, weil sie die Urkraft des Lebens ist.

Aus dieser Urkraft geht Vielfalt hervor, und so gibt es auch eine grosse Anzahl unterschiedlichster Kletterpflanzen der Liebe, die alle dem selben spirituellen Boden entspringen. Es ist der kraftvolle Boden des Herzens, der von Seele und Überseele belebt wird, so dass in ihm Samen keimen und Pflanzen gedeihen können. Die Pflanze der Liebe ist die mächtigste und wundervollste aller Pflanzen, denn sie berührt nicht nur durch ihre Schönheit, verströmt ihren einzigartigen Duft und den süssen Nektar ihrer Blüten, sondern sie wächst vor allem sogar hinauf bis in den transzendentalen Himmel. Das Ziel ihres Wachstums ist nicht die Vergänglichkeit, sondern die Ewigkeit, und ihr strebt sie entgegen.

Und so vereint die Liebe beide Reiche: das diesseitige und das jenseitige Reich. Sie ist der Pfad, der von hier nach dort führt, und wer diesen Pfad geht, wächst über sein falsches Selbst hinaus. Nur reine Liebe hat die Kraft, dich in die Höchste Wahrheit zu führen, und das Streben nach Wahrheit ist bereits ein Akt der Liebe, denn Liebe ist Wahrheit in Tätigkeit. Wer wahrhaft zu lieben vermag, erhebt sich über die die vier Ziele des Lebens, die da sind: 1. Dharma bzw. ursprüngliche Religiosität, 2. wirtschaftliche Entwicklung, 3. Befriedigung der Sinne durch Genuss und 4. Befreiung von den Fesseln des Lebens und der Illusion. Der wahrhaft Liebende verwirklicht das fünfte Ziel: Bhakti, oder auch hingebungsvoller Dienst.

Das, was dieses Ziel von den anderen Zielen unterscheidet, ist die Selbstlosigkeit. Der wahrhaft Liebende liebt nicht für sich selbst, sondern für das Objekt der Liebe. Er liebt nicht, damit es ihm selber besser bzw. gut geht, sondern damit es dem Geliebten besser bzw. gut geht. Der wahrhaft Liebende bietet dem Geliebten Halt, und egal, wie sich der Geliebte verhält, der Liebende erweist ihm Respekt und Ehrerbietung. Somit heisst Lieben nicht, dass du den Geliebten dir angleichst, sondern dass du ihn genau so akzeptierst und wertschätzt, wie er ist.

Das wiederum bedeutet jedoch nicht, auf Teufel komm raus alles was ist, anzunehmen und wertzuschätzen, denn nicht alles hat einen Wert, und nicht alles ist gut. Wenn du das Nicht-Gute, das Böse, das Übel, annimmst und wertschätzt, akzeptierst du es nicht nur, sodass es bleiben wird, sondern du stärkst es, sodass es sich auch noch ungehindert ausbreiten kann.

Zu lieben bedeutet also nicht, einfach nur lieb, sondern vor allem wahrhaftig zu sein, denn Liebe ist immer Ausdruck der Wahrheit. Wenn du glaubst, dass du liebst, während du die Wahrheit verleugnest, irrst du. Dann unterliegst du der Täuschung des radikalen Universalismus des New Age, der darauf abzielt, alles anzunehmen, zu relativieren und zu vereinheitlichen. Das aber mag bestenfalls in der Theorie gut klingen. In der Praxis gibt es keine Einheit, wo Spaltung vorherrscht. Es ist nicht alles gleich, und es ist nicht alles gut.

Wenn der von dir Geliebte ein Schwert ergreift, um damit dein Herz zu durchbohren: Liebst du ihn dann immer noch, heisst du seine Taten gut und förderst du ihn in dem, was er tut? Sagt dann die Liebe: Es ist egal, was er tut, alles ist gleich gut? Glaubst du wirklich, dass alle Wege nach Rom führen? Wenn du dich in München befindest, zum Bahnhof gehst und dir ein Zugticket nach Amsterdam besorgst und dann in den entsprechenden Zug einsteigst: Wird er dich nach Rom bringen? Nein.

Der Glaube, alles wäre eins, alles wäre gleich gut, gleich richtig und gleich wichtig, ist nicht nur eine Falle, sondern er verhindert jeglichen persönlichen Fortschritt. Wenn du Chirurg werden willst, dann musst du Medizin studieren und bei entsprechenden Chirurgen, die nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Erfahrung haben, in die Lehre gehen. Auf dem Weg zum Chirurgen bringt es dich nicht weiter, wenn du lernst, knusprige Brötchen zu backen, schneller zu rennen als andere oder virtuose Stücke auf deiner Geige zu spielen. Du musst dem Ziel entgegenstreben. Du musst es erreichen wollen und dich dafür einsetzen. Das ist der Weg, und nicht die Verstrickung mit Unwahrheit und die Ablenkung vom Wesentlichen.

Und so ist es auch mit der Liebe. Wenn du wahrhaft lieben willst, musst du lernen, wahrhaftig zu lieben. Entgegen der weitläufigen Meinung ist wahrhaftige Liebe keine Sache des Gefühls. Das Gefühl spielt dabei die geringste Rolle. Wenn du so etwas wie Liebe fühlst, mag es für dich schön sein, aber nur, weil es für dich schön ist, ist es noch lange keine Liebe. Der andere fühlt nicht, was du fühlst, sondern, was er selber fühlt. Liebe ist keine Sache des Gefühls. Liebe ist eine Sache des Ausdrucks.

Im Wesentlichen hast du drei Möglichkeiten, etwas auszudrücken: Durch deine Gedanken, durch deine Worte und durch deine Handlungen. Das ist es, was zählt. In Bezug auf Liebe ist es egal, was du fühlst. Was zählt, ist, was du denkst, was du sagst und was du tust. Darauf kommt es an.

Liebe ist eine praktische Angelegenheit, und keine theoretische. Theoretisch zu lieben, mag eine nette Beschäftigung für den Verstand sein. Aber der Verstand ist es nicht, der liebt. Es ist das Herz, das liebt, und wenn es liebt, nimmt es den Geist an die Hand, und gemeinsam bringen sie den Körper dazu Liebe auszudrücken. Dann dient der Körper dem Objekt der Liebe, indem er diesem Objekt der Liebe alles weiht und widmet, was er tut.

Liebe ist kein Gefühl, sondern ein Bewusstseinszustand, und in diesem Zustand liebt alles, was du bist, und nicht nur der Kopf oder der Bauch.

Es ist nicht die Aufgabe eines jeden, die gleichen Samen der Liebe zu säen, und nicht jedem stehen die selben Samen zur Verfügung. Der eine ist für Barmherzigkeit zuständig, der andere für Mitgefühl, der nächste für Freude und wiederum ein anderer für Wahrheit. Einer hilft den Schwachen, ein anderer bekämpft die Dämonen. Die einen decken auf, die anderen bauen auf. Was immer die Liebe ausdrückt und tut: sie drückt es nicht für sich aus und tut es auch nicht für sich, sondern für das Ganze. Liebe ist also die Kraft, die das Ganze stärkt, indem sie die Vielfalt in der Ganzheit fördert und sich nicht selbst in den Mittelpunkt stellt. Das ist Schöpfung in Demut.

Gott hat unendlich viele Aspekte, und du bist als Seele ein Ausdruck davon. Die Seele besitzt qualitativ einige der Eigenschaften Gottes, quantitativ jedoch bei weitem nicht. Du drückst nicht alle Eigenschaften Gottes aus, und das ist auch nicht der Sinn der Seele. Der Sinn der Seele ist es, die ihr innewohnenden Eigenschaften der Wahrheit zu entdecken und zu entwickeln, um sie Gott als Dienst in Liebe hinzugeben und Ihn, der weit mehr als das Ganze ist, zu erfreuen.

Das ist der Same der Liebe, der in dir steckt. Wenn du endlich aufhörst, hochmütig dein Ding durchzuziehen, um erfolgreich zu sein, um zu zeigen wie toll du bist, um immer Recht zu haben, um deine Sinne zu befriedigen, um nicht vorhandene Sicherheiten zu erlangen und um materiellem Glück hinterherzujagen, dann beginnt der Same, der du selber bist, zu keimen. Dann wächst aus dem fruchtbaren Boden der Wahrhaftigkeit der Liebe eine einzigartige Pflanze, deren Bestimmung es ist, Gott mit ihrem einzigartigen Duft, ihren individuellen Blüten und ihrem heilsamen Nektar in Liebe zu dienen und zu erfreuen. Dieser Dienst ist die freiwillige Hingabe der Pflanze an die Natur, die vielfältiges Leben in der materiellen Welt ermöglicht.

Du bist also selber der Same der Liebe, und es ist an der Zeit, diesen Samen zu bewässern, damit er keimen kann. Sobald er zu keimen beginnt, kannst du durch deine Gedanken, Worte und Handlungen in Liebe wachsen und auch dein Umfeld zum wachsen bringen.

Darüber hinaus aber bist du mehr als nur eine Pflanze, und wenn du dich voll und ganz dem Dienst in Liebe hingibst, richtet sich dieser Dienst nicht nur auf die materielle, sondern vor allem auf die spirituelle Natur. Diese ist transzendental zur vorübergehenden materiellen Natur, und so ist auch das, was du wirklich bist, sowie dein Dienst transzendental. Du dienst in Liebe nicht nur dem Ganzen, sondern auch und vor allem Dem, der hinter dem Ganzen steht, das Seine vielfältige Einzigartigkeit ausdrückt.

ICH BIN ein winziges Teilchen des Bewusstseins der Liebe Gottes, der durch mich eine Facette Seiner Einzigartigkeit, Schönheit und Grösse repräsentiert.

Diese Botschaft ist an Selina und mich gerichtet. Wir nehmen sie für uns an, richten uns danach und geben sie hiermit auch an all diejenigen weiter, die ebenfalls bereit sind, an sich zu arbeiten, um sich spirituell zu entwickeln. Spirituelle Entwicklung, das Ziel des Lebens, gipfelt in der Hingabe an Gott. Diese Hingabe setzt die Überwindung des falschen Egos voraus. Damit einher geht die Erkenntnis, nicht der Körper, sondern die Seele zu sein, die ein winziges Teilchen Gottes ist. Philosophische Grundlage dieser Botschaften ist das vedische Wissen von der absoluten Wahrheit Gottes wie es u.a. in der Bhagavad-gītā und im Śrīmad-Bhāgavatam verkündet wird.

Bild von S. Hermann & F. Richter auf Pixabay

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