Veröffentlicht von Taygeta | Jan 13, 2021 | Bewusstsein & Spiritualität, Essays, Spirituelles Erwachen&Erkennen | 1 |
Von Paul Levy auf seinem Blog awakeninthedream.com
Um uns mit unserem Licht zu verbinden, müssen wir in der Lage sein, die Kräfte zu erkennen, die uns daran hindern, dies zu tun. Wenn wir damit beschäftigt sind, das Licht zu bejahen, während wir die Augen vor der Dunkelheit und ihren Operationen verschliessen, nähren wir unwissentlich die Mächte der Dunkelheit und lassen ihnen durch unser Ausweichen freien Lauf. An diesem kritischen Punkt unserer Geschichte haben wir die Aufgabe, uns mit der Dunkelheit auseinanderzusetzen, ein Prozess, der nur beginnen kann, wenn wir uns die Art und Weise, wie die Dunkelheit in unserem eigenen Wesen funktioniert, kennenlernen und uns mit ihr vertraut machen.
Wann immer im Laufe der Geschichte in unserer Spezies echte spirituelle Erkenntnis aufblühte, waren es auch genau die Zeiten, in denen die aktivierten unsichtbaren Kräfte der Finsternis bewusst erkannt wurden. Das zeigt, dass es sich nicht um zwei getrennte Prozesse handelt – das Aufwachen und das Erkennen der Finsternis –, sondern um ein und denselben Prozess, zwei Seiten derselben Medaille, die immer zusammen gehören. Sowohl in der alten als auch der neuen religiösen Ordnung (dem Alten und dem Neuen Testament) wurde das uns gezeigt, indem sowohl Moses als auch Jesus dies erkannten. Beide wurden aufgefordert, sich den Mächten des Bösen zuzuwenden und sich mit ihnen zu beschäftigen. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer schreibt: „Sicherlich wollen wir Jesus nicht vorwerfen, er ignoriere die Realität und die Macht des Bösen! Sein ganzes Leben war doch ein einziger langer Konflikt mit dem Teufel. Er nennt das Böse böse.“ Im Umgang mit dem Bösen müssen wir in der Lage sein, es zu erkennen und es beim richtigen Namen zu nennen. Umgekehrt sind die Zeiten in der Geschichte, in denen diese dunkleren Mächte nicht erkannt werden, auch jene, in denen sich die Zerstörung in dieser unserer Welt am eklatantesten ausspielen kann.
Der Kabbala [der jüdischen Geheimlehre] zufolge sind es göttliche Funken, psychische/spirituelle Schätze, die sich durch das gesamte Gewebe des Universums fädeln, die, sowohl in uns selbst verschlüsselt als auch im gesamten physikalischen Universum verborgen, darauf warten, entdeckt und befreit zu werden. Nach der Kabbala erfordert die Extraktion des Lichts die Anerkennung und den Aufenthalt im Reich der Finsternis, was psychologisch gesehen als schamanischer Abstieg in die Unterwelt des Unbewussten gedacht werden kann, was in der Kabbala als „Abstieg im Namen des Aufstiegs“ bezeichnet wird. Nach innen zu gehen bedeutet, im Bewusstsein nach oben zu gehen, dimensional gesprochen.
Symbolisch gesehen enthüllt der Prozess des Abstiegs – wie allgemein im Heldenmythos veranschaulicht –, dass wir nur im Bereich der Gefahr den alchemistischen „schwer zu erreichenden Schatz“ finden können. Um C.G. Jung zu zitieren: „Der Abstieg in die Tiefe wird Heilung bringen. Es ist der Weg zum totalen Sein, zu dem Schatz, den die leidende Menschheit ewig sucht, der an dem von schrecklicher Gefahr bewachten Ort verborgen ist. Dies ist der Ort des ursprünglichen Unbewussten und gleichzeitig der Ort der Heilung und der Erlösung, denn er enthält das Juwel der Ganzheit.“
Erst wenn wir durch Krankheit, äusserste Not oder (eine innere oder äussere) Krise gezwungen sind, uns mit unserer eigenen Natur auseinanderzusetzen, bietet sich die Gelegenheit, die düstere Kraft des Schattens als Botschafter des kreativen Potenzials zu erfahren, das in unserer eigenen Psyche lebt. So wie der Abend den Morgen gebiert, so wählt das Licht den Schatten, um sich zu offenbaren. Die Gestalt des Schattens trägt die gute Nachricht von dem in der Tiefe verborgenen Schatz, den Erich Neumann, der Gelehrte und brillante Schüler und Kollege von Jung, als „das Kraut der Heilung, das in der Dunkelheit wächst“ bezeichnet.
Ich liebe dieses Bild von etwas Natürlichem und Organischem – einem „Kraut der Heilung“ – das in der Dunkelheit wächst und aus ihr herauskommt. Das ist analog dazu, wie in der Dunkelheit der Erde ein Samen keimt, denn wie die Kabbala betont, ist es die Dunkelheit selbst, die das Licht gebiert. Das bedeutet, dass wir in dieser Zeit der überwältigenden Dunkelheit, die wir durchqueren, unsere Augen offen halten können für das Kraut der Heilung, das in unserer Mitte entsteht. Dies ist nicht notwendigerweise ein physisches Kraut, sondern könnte als eine immaterielle, regenerative Kraft aufgefasst werden, so etwas wie ein Geist, der in unserer Psyche auftaucht und sich durch unsere Handlungen potenziell in die Welt ausbreitet – eine erlösende und verwandelnde Essenz, die nur durch die Dunkelheit, die wir gewählt haben, um in uns selbst bewusst zu werden, sich offenbaren kann.
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