Spieglein sag mir, was ich hören will, so sprach es einst die Königin. Und so hätten wir es auch gerne immer noch. Ein Gegenüber, dass uns nach dem Mund redet…so wie es uns gefällt.
Was wir dabei völlig übersehen ist das uns unser Gegenüber sehr genau sagt und zeigt was mit uns so Sache ist. Ein bisschen anders, als es die Königin meinte, aber im Gegensatz zum Spieglein völlig unaufgefordert.
Spieglein, Spieglein
Ist alles was mir begegnet. Meine gesamte Umgebung spiegelt mir, was sich in meinem Inneren gerade so tut. Bin ich schlecht drauf, dann wird es mir im Außen genauso gezeigt, wie wenn ich gut drauf bin.
Jede innere Haltung begegnet mir, vor allem aber auch, was ich über mich und die Welt denke. Deshalb erleben so viele Menschen ganz unterschiedliche Filme, in denen sie sich befinden.
Chaosqueen
Bin ich verwirrt, herrscht in mir das Chaos, dann werde ich es um mich herum genauso erleben. Wenn ganz viele Menschen verwirrt sind, dann herrscht das Chaos weltweit. Und das ist genau das, was wir gerade erleben. Verwirrung innerhalb – Chaos außerhalb. Nun habe ich schon vor vielen Jahren im Kurs in Wundern gelernt, dass sich jegliche innere Überzeugung, die sich schlecht anfühlt, gerne eine Projektionsfläche sucht. Manchmal suchen sich ganz viele Menschen ein und dieselbe Projektionsfläche aus, um ihre ungeliebten Gefühle aus sich raus zu bekommen. Dann ergibt sich ein gemeinsames Feindbild. Und irgendjemand erklärt sich bereit, dieser Spiegel zu sein. Unsere sogenannten Bösewichter.
Zersplitterte Spieglein
Das war vor Corona einfacher, da passte es oft und es war ganz leicht einen Buhmann zu finden. Jetzt. In einer Zeit, in der die Verwirrung am größten ist, sich aber viele verschiedene Variationen der Projektionsfläche anbieten, scheint der Spiegel in tausend Stücke gesprungen zu sein. Und alle zeigen mir (und dir) was wir denken, was unsere tiefsten Überzeugungen sind oder auch, wovor wir am meisten Angst haben.
Und zack – noch nie gab es so viele Feindbilder gleichzeitig wie jetzt. Im Grunde reicht es schon, anders zu denken, und im Nu wird aus einem Freund ein Gegner und aus einem Familienmitglied ein Spinner. Grautöne sind aus unserer Welt anscheinend verschwunden, schwarz weiß reicht für viele Menschen gerade als Kolorierung aus.
Es könnte so anders sein
Sollte es mir gelingen, im Fluss zu sein, Neudeutsch: Flow, dann fließt die Welt mit mir. Sogar dann, wenn alle anderen um mich herum in einer schwarz-weißen Welt leben, kann meine Welt bunt sein.
Und da ich nicht das Opfer meiner Gedanken, sondern ihr Schöpfer bin, bin ich auch verantwortlich dafür, was mir begegnet. Dazu sind wenige Dinge nötig.
1. Ich schaue genau hin, was mir gespiegelt wird, was mir begegnet und wie es sich anfühlt.
2. Ich lasse diese Gefühle zu
3. Ich erkenne die Haltung und die Gedanken dahinter
4. Ich lasse sie los
5. Ich entscheide, anders zu denken und übe diese neuen Gedanken immer wieder.
Es fängt im Kleinen an
und nicht im Großen. Die große Geschichte „da Draußen“ kann uns überwältigen und dafür sorgen, dass wir den Zugang zu uns Selbst verlieren. Um das zu verhindern, bleibe ich am besten ganz bei mir. Bei all den kleinen Dingen, Gefühlen, Gedanken, die uns täglich bestimmen. Auch hier gilt es, das Spieglein zu sehen. Beginne ganz bei dir, mach deine Welt bunt. Und wenn das außer dir noch viele andere tun, wird auch die Welt im Großen immer bunter, denn Farben färben ab.
Spieglein, Spieglein.
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