Anja Reiche, Ablehnung oder Anpassung

Ablehnung, Ausgeschlossen werden, das hätte als Kind den sicheren Tod bedeutet. Es war also sehr ratsam, sich anzupassen, zu gehorchen, zu funktionieren, sich selbst zu verlassen und zu verbiegen, teilweise bis zur Unkenntlichkeit. Ich würde heute nicht hier sitzen. Es hat mein Überleben gesichert. Gut gemacht!

Heute bedeutet Ablehnung allerdings nicht mehr den Tod. Wir können damit aufhören, gefallen zu müssen. Diese gefühlte Bedrohung, die wir durch Ablehnung empfinden, ist eine Reaktion aus kindlicher Erinnerung heraus, aber nicht mehr adequat im hier und jetzt als Erwachsener. Viel mehr würden wir tatsächlich sterben, wenn das Verbiegen weitergehen würde. Ich habs am eigenen Leib erfahren. Ich weiß, was da im Körper passiert und wie wichtig es ist, sich eben nicht mehr zu verraten und anzupassen.

Wenn es heute darum gehen soll, unser Überleben zu sichern, dann ist tiefer, ehrlicher Selbstausdruck unerlässlich. Auch wenn das Ablehnung bedeuten kann.

Für viele ist genau das ein Kampf, eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Sterben an Ausgrenzung und Ablehnung oder Sterben an Selbstaufgabe. Ersteres darf jetzt als unwahr und nicht mehr existente Bedrohung entlarvt werden. An Ablehnung sterben wir nicht mehr. An Selbstaufgabe tatsächlich, wirklich schon.

Die Wahl dürfte jetzt einfach sein. Ablehnung in Kauf zu nehmen, bedeutet „nur“ noch einen inneren Tod. Den Tod einer kindlichen „Wahrheit“, die als Erwachsener die Gültigkeit verloren hat.

Ablehnung fühlen, alle Gefühle, die damit einhergehen. Nicht von allen gemocht werden. Sogar verurteilt zu werden. Das alles darf sein und bedarf keiner Richtigstellung, keiner Klarstellung. Die Menschen dürfen über mich denken, was sie wollen. Auch die mir Nahestehenden müssen nicht alles gut heißen und dürfen mich scheiße finden.

Mein höchster Wert ist die Treue zu mir. Nicht meinem Ego – das nichts anderes ist als Trauma. Ich meine mit ICH das wache, erlöste Ich. Mit dem will und „muss“ ich klar sein, meinem Herzen treu, mit meiner Seele im Einklang, mit meiner Natur, meinem universellen Auftrag, meinem Platz, meiner Wahrheit.

Das sichert mir nicht nur mein körperliches Überleben, das gewährleistet mir auch wirkliches Leben in Form von Lebendigkeit in jeder Zelle, Erfüllung, Frieden und Gemeinschaft. Denn die, die bleiben, sind dann die, die wirklich wegen MIR bleiben und nicht wegen meiner Rolle, die ich für sie spiele.

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