In mir ziehen sich die Stürme und chaotischen Energien der letzten Stunden noch nach. Ich hänge sozusagen „mitten im Feld“, wie frei in der Luft schwebend. Mein Verstand reagiert genervt, frustriert und völlig irritiert, wieder einmal. Ein leerer, gefüllter Raum, stehend und angebunden, gleichzeitig irgendwo im Nirgendwo frei schwebend. Ohne mich in diesem Tunnel an Seilen oder ähnlichem festhalten zu können. Gänzlich schräg, nicht zu greifen und für meinen Verstand einfach nur noch unübersichtlich. Meine Gefühle fahren Achterbahn und ich mittendrin. Als die Seele, die ich bin, versuche ich mich inmitten dieses Gewirbels mit all meinen Emotionen annehmend und liebend einigermaßen im Fluss zu halten, nicht an den Seitenwänden anzudocken.
Mir fällt dazu ein Gedicht aus meiner Schulzeit ein, das echt nicht besser zum momentanen, teilweise völlig gegensätzlichen Empfinden passen könnte:
Dunkel war’s der Mond schien helle,
Schneebedeckt die grüne Flur
als ein Wagen blitzeschnelle,
langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschossener Hase,
auf der Sandbank Schlittschuh lief……
(das vollständige Gedicht findet ihr hier: https://www.volksliederarchiv.de/dunkel-wars-der-mond-schien-helle/ )
In starkem Kontrast dazu, kann ich das Neue, zwar immer noch versteckt hinter dieser Nebelwand, die ich vor ein paar Tagen beschrieb, trotzdem fast schon „greifen“.
Es ist da, überall um mich herum, überall in dieser Welt, egal wer sich wo gerade befindet. Es ist bereits DA.
Yesss…
Ich habe noch nie etwas so deutlich gefühlt. Den Zeitpunkt der Nebelauflösung kann ich nicht nennen, nur die Vermutung, warum er sich noch einmal so kraftvoll um unsere Schultern legt, eröffnet sich mir immer deutlicher. Das Licht, welches wir in den letzten Monaten immer wieder so kraftvoll zu sehen bekommen haben, jenen Wegweiser, der uns am Ball hält und jenseits des Nebels zu finden ist, ist wie mit einer Silberschnur mit mir/mit uns verbunden, warm, strahlend hell, vertrauensvoll und voller Liebe.
Aktuell schüttelt uns eine weitere Presswehe gerade mächtig durch, drückt und kneift überall, piekst, sticht und schmerzt. Lässt und dann aber in schnellem Wechsel wieder durchatmen. Es geht nun Schlag auf Schlag oder Wehe um Wehe immer schneller und intensiver durch den Geburtskanal. Ja, als Mama ist mir bewusst, wie herausfordernd die letzten Minuten sein können. Wie müde, schmerzverzerrt und fast ohnmächtig du nur noch hoffst, es wäre bald vorbei. Weil du eigentlich schon gar nicht mehr kannst, mit letzter Verzweiflung und Kraft dich jeder neuen Wehe hingibst und doch immer mehr über deine eigenen Kräfte hinauswächst. Du weisst ganz genau, dass du weitermachen musst, weil dich nichts aus dieser Nummer herausnimmt, bevor das Kind nicht geboren ist. Es ist dabei in jeder Sekunde fühlbar, spürbar so nah und untrennbar mit dir verbunden. Du siehst es noch nicht, aber du kannst mit jeder Faser deines Seins spüren, wie sein Leben in dir pulsiert.
Es kann bei all dieser Beschleunigung und enormen Zunahme der Energien, verdeutlicht durch ein schier sprachlos machendes Chaos in der Welt und in unserem eigenen Inneren, nur noch eine kurze Wegstrecke bis zur Geburt dauern. Sehen wir die Heftigkeit des tobenden Sturmes also als wunderbares Zeichen, wie weit wir schon im Geburtsprozess vorangeschritten sind. Wir haben das Universum und unsere Sternengeschwister als erfahrene Geburtshelfer an unserer Seite. Vertrauen wir ihnen und dem Weg mit all der uns möglichen Hingabe und Liebe. Unsere Seelen wissen genau, wie jede Mutter instinktiv, was im richtigen Moment zu tun ist.
Der Seelenschmetterling
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