Ego allein zu Haus? Federwolke7

Von allen gemachten Erfahrungen ist eine fĂŒr viele besonders gravierend. Das Alleinsein macht den Meisten die grĂ¶ĂŸten Probleme. Ich denke gerade ĂŒber den Unterschied zwischen dem Alleinsein und der Einsamkeit nach. Auf den ersten Blick ist das Alleinsein ein Zustand, wĂ€hrend die Einsamkeit eine Empfindung ist. Wir können allein und einsam sein, oder allein sein, aber nicht einsam. Am traurigsten ist es, dass viele von uns nicht allein sind und trotzdem sich einsam fĂŒhlen… Ich finde es ist ein wichtiges Thema und deshalb will ich darauf nĂ€her eingehen. Vielleicht gelingt es mir dabei fĂŒr andere eine Idee, oder einen Denkanstoß zu geben, wie sie diese Erfahrung einordnen  und wie sie das fĂŒr sich interpretieren können, aber nicht mĂŒssen.

Die Frage ist, warum diese Erfahrung wichtig und gut fĂŒr uns ist, auch wenn es sogar schmerzhaft sein kann, und was hat das mit dem Ego zu tun? Du weißt wovon ich spreche? Aber eins nach dem anderen


​Warum ist Alleinsein fĂŒr viele so unertrĂ€glich, bis schmerzhaft und was genau ist es, das uns so viel Schmerz und Unbehagen bereitet? Warum leiden wir, wenn wir in völliger Abwesenheit von anderen Mitmenschen sind?

Wenn wir dieser Frage auf den Grund gehen wollen, ist es wichtig als Erstes zu begreifen, wer wir wirklich sind. Wir sind in der Vorstellung befangen, dass wir das sind, was wir denken es zu sein
 Doch das, was du denkst zu sein, bist nicht wirklich du. Es ist nur eine Vorstellung von dir. Es ist das, was man als Ego bezeichnet. Es ist deine persönlich kreierte Idee, welche du dir selbst von dir gemacht hast. Das Bild, was in deinem Bewusstsein erscheint, wenn du nur deinen Namen sagst, hörst, oder nur denkst. Und selbst der Name gehört zu dieser Vorstellung. Es ist die Legende, die du dir selbst von dir erschaffen hast. Es ist die Sammlung deiner archivierten Erinnerungen und gemachten Erfahrungen. Sie sind wie kleine Puzzleteile, die dein Bild von dir selbst zusammensetzen. Ihr Ursprung beginnt in deinem Umfeld und sie geben dir deine PrĂ€gung. Diese wertvolle, einzigartige und sehr individuelle Sammlung von allen in deinem Leben gemachten Erfahrungen und verbliebenen Erinnerungen, haben sich zu einem großen Konzept entwickelt. Nennen wir es das Selbst-Konzept.

Wie wĂŒrde aber dieses Konzept aussehen, wĂ€rst du woanders auf der Erde geboren? Du hĂ€ttest dann eine andere Familie, Freunde, eine andere Vergangenheit, andere Erinnerungen und somit ein anderes Ego. Das bedeutet, dass das Ego völlig variabel und nichts Festes ist. Es Ă€ndert sich im Laufe der Zeit stĂ€ndig und hĂ€tte auch völlig anders sein können, wenn dein Leben einen anderen Lauf genommen hĂ€tte, oder, wenn du dich selbst anders definiert hĂ€ttest 
 Und im Spiel auf der BĂŒhne des Lebens hĂ€ttest du ganz einfach eine andere Rolle eingenommen. Aber nun spielst du diese Rolle, und du spielst diese Rolle so authentisch und mit so viel Hingabe, dass du schon ganz vergessen hast, dass es sich nur um eine Rolle im Spiel handelt. Stell dir einen Schauspieler vor, der so gut in seiner Roller aufgeht, dass er in dem Moment, wo er nur schauspielert, wirklich glaubt die Figur aus dem BĂŒhnenstĂŒck zu sein. Die moderne Welt der Computerspiele hĂ€lt fĂŒr den Spieler zahllose IdentitĂ€ten und Welten, wo der Spieler in eben solche gĂ€nzlich vergessend eintauchen kann.

Und genauso geht es den allermeisten Menschen. Völlig identifiziert mit ihrem Ego und dem Irrglauben, das Ego zu sein.

Wenn du aber nicht dein Ego bist, wer bist du dann?

Hier ist das Geheimnis: du bist reines Bewusstsein und somit völlig neutraler und nicht wertender Beobachter. Du bist die Intelligenz hinter dem Bildschirm, die den Spielablauf lenkt. Du bist der Zuschauer, der das Ganze beobachtet. Du bist nicht der, der ein Leben lebt, sondern der, der sich den Film deines Lebens, völlig Wert neutral, anschaut. Das heißt, immer, wenn du eine Lebenssituation auf irgendeiner Art und Weise mit Gedanken bewertest, bist du im Ego-Modus, denn alle bewertenden Gedanken entspringen aus dem Ego… Wie gesagt, du bist schließlich ein neutraler und nicht-wertender-Beobachter. Ohne Gedanken. Du bist pures Bewusstsein. Im hier und jetzt.

Wenn dein Ego Gedanken erschafft, dann bist du der, der diese Gedanken beobachtet. Wir kennen alle Gedanken, die sich uns regelrecht aufdrĂ€ngen. Meistens sind es PausenfĂŒller des Egos, das sich in Erinnerung bringt. Es sind oft zusammenhanglose und Thema verfehlende Gedanken. Aber, wenn du die Gedanken beobachten kannst, dann kannst du ja nicht die Gedanken sein, denn du kannst dich niemals selbst beobachten. Auch wenn du dich im Spiegel siehst und verfolgen kannst, so beobachtest du nicht dich selbst, sondern nur dein eigenes Spiegelbild
 Auch eine Kamera kann sich nicht selbst aufnehmen, auch nicht mit einem Spiegel, denn auch da wĂŒrde sie sich nicht selbst beobachten, sondern nur ihr Spiegelbild, was sie durch das Licht und den Spiegel zurĂŒck reflektiert wird.

Ergo: Du bist all das was du nicht beobachten kannst, also bist du weder deine Erinnerungen und Erfahrungen, noch dein Körper, denn all das kannst du schließlich beobachten. Du bist das Unbeobachtbare. Du bist reines Bewusstsein und alle diese Ideen, die du denkst zu sein, erscheinen dir im Bewusstsein.

Versuche nach dem Ausschlussverfahren alles wegzustreichen, was du beobachten kannst, dann wirst du dich selbst erst ganz am Ende finden. Denn ganz am Ende bleibst du dein blankes, wahres und authentisches Selbst.

Aber kommen wir nun zurĂŒck zum Thema »Alleinsein«.

Wenn dich das Alleinsein verletzt, so bist du nicht als Bewusstsein verletzt, denn Bewusstsein kann man nicht verletzen. Bewusstsein ist die essentielle und reine PrĂ€senz deiner Selbst. Das, was verletzt ist, ist dein Ego, denn dein Ego entstand und entsteht durch die Beziehungen zu deinen Mitmenschen, deinem Umfeld. Das Ego wurde durch dein Umfeld und die Menschen/Gesellschaft geprĂ€gt, und â€șernĂ€hrtâ€č sich durch das Wechselspiel der Aufmerksamkeit.

Das Ego lebt durch die Beziehungen, die du zu deinem Umfeld aufgebaut hast. Es sammelt und archiviert stĂ€ndig alle Daten, um sich dadurch zu definieren – als Selbsterhaltungsstrategie. Es kann nur im Bezug zu etwas bestehen. Es geht ein, wenn es diese â€șDatenâ€č nicht hat. Es ist bewertend, also definiert sich im Bezug zu etwas: kleiner, grĂ¶ĂŸer, besser, schlechter, weiter, oben, unten


​Wenn du ein netter Mensch bist, kannst du allein nicht weiter nett sein, wenn du ein böser Mensch bist, kannst du allein nicht weiter böse sein, denn dazu brauchst du die Aufmerksamkeit eines/der Anderen, als Bezugspunkt. Wenn du nett oder böse bist be(ob)achten dich die Menschen. Sie können nicht neutral zu dir sein – sie haben auch ein Ego – und sie handeln aus demselben Interesse – der Aufmerksamkeit. Bedienen sich lediglich anderer Mitteln. Und hier gibt es kein besseres oder schlechtes Mittel, denn das ist nur eine Frage der Bewertung. Das Ego ist grundsĂ€tzlich individuell, wie unsere ganze individuelle Rolle im Leben.

Diese IndividualitĂ€t als Unterscheidungsmerkmal und Vergleichsmöglichkeit, gibt es im Alleinsein nicht, denn dir fehlt der Bezugspunkt. Du kannst in einer Gesellschaft individuell auftreten, aber IndividualitĂ€t ist im Alleinsein, im Sinne des Egos, eine Illusion. Wenn du allein bist, wirst du nach der Auflösung des Unechten ein Ganzes sein. Das â€șIch Binâ€č. Alleinsein heißt nĂ€mlich ganz sein mit sich selbst. Jegliche IndividualitĂ€t verschmilzt und wird zum â€șEins mit Allemâ€č. Das Ego-Selbstbild kann sich nicht mehr halten. Das Ego kann ohne Daten, Koordinaten, Vergleiche zu ziehen nicht existieren und wird sich schnell auflösen. Dem Ego wurde der NĂ€hrboden entzogen und die Datenerhebung verweigert. Es ist ein Ego ohne Halt, ohne StabilitĂ€t und eingebildete Sicherheit.

​Die IndividualitĂ€t, die sich ĂŒber den Ego-Modus definiert, der Selbstausdruck ist die eine Seite. Doch besonders die Einzigartigkeit jedes Individuums betrachten wir als den Abdruck der Schöpfervielfalt Gottes. Es gibt jedem Individuum das Besondere, ohne, dass es als besser oder schlechter angesehen wird. Es ist mir wichtig das zu betonen, denn jeder hat einen eigenen und individuellen Lösungs-/Lebens-Weg, sowie die Art mit den Gottgegebenen Gaben/FĂ€higkeiten und Talenten diesen zu meistern. Aber, wie gesagt, IndividualitĂ€t wird durch dein Umfeld und die Gesellschaft mitgeprĂ€gt. Sie sind wie zwei Pole eines Ganzen. Doch das löst sich dann auch auf. Und gerade diesen Ablösungs-Prozess erfahren wir als besonders schmerzhaft. Frage dich doch selbst, wieviel Zeit und Energie hast du deinem Ego bis jetzt gewidmet? Wie oft hat es dich mit Haut und Haaren verschlungen, oder besser, du hast dich von deinem Ego verschlingen und gĂ€ngeln lassen? Bist regelrecht eine Beziehung mit ihm eingegangen? Wie sollst du jetzt es einfach fallen lassen, das, dass du so innigst aufgebaut hast?… So einfach ist das nicht fĂŒr dich
 Stimmt’s?

​Aber was, wenn ich dir sage, dass diese Erfahrung fĂŒr dich auch ein Segen ist. Es ist heilsam. Du hast jetzt die Möglichkeit, dir all diese â€șSchmerzenâ€č bewusst nĂ€her anzusehen. Schaue es dir genauer an und schicke es nicht unbesehen wieder in den Container des Unterbewussten. Es kommt garantiert grĂ¶ĂŸer wieder auf dich zurĂŒck. Du kannst nur das loslassen/fallenlassen, das du â€șin den HĂ€nden hĂ€ltstâ€č. Nehme es an, sehe genau hin, warum dich etwas so triggert und lass es gehen.

Es ist das Ego, das tobt. Oft stellt man fest, dass es alte Verletzungen, wie VerlustĂ€ngste und ungestillte Liebessehnsucht sind
 Beobachte es ohne auf seine Trigger einzugehen und vergebe dir selbst und den Verursachern. Wenn sich dein Ego auflöst, fĂŒhlt es sich leer an. Fast, wie eine Hassliebe, weil du etwas plötzlich vermisst, das ein Teil deiner Komfortzone war. Wichtiger ist jedoch zu erfahren, dass du wunderbar ohne das aufgeblasene und bestimmende Ego leben kannst. Du lernst gerade das Ego zu zĂ€hmen und es so anzunehmen. Im Moment existiert nur dieser Prozess, welches sich fĂŒr dich wie Sterben anfĂŒhlt.

Du fĂŒhlst eine Leere, ein Vakuum in dir. Du könntest dich so fĂŒhlen, als wĂŒrdest du verrĂŒckt werden, als wĂŒrdest du dein Verstand verlieren, denn das Ego ist im Grunde dein Verstand. Und das ist auch genau das, was passiert: Das Ego kapituliert und verliert die Orientierung. Es versucht sich mit allen Mitteln zu wehren und wieder etwas Boden zu gewinnen. Jetzt sei einfach völlig losgelöst 
, denn dein Selbst-Konzept ist gerade im Umbau.

Es ist ein Prozess, wo du fĂŒr dich und deine Gedanken die FĂŒhrung ĂŒbernimmst.

Es ist ein Stelldichein mit deiner Seele.

Dein altes Selbst-Konzept und Umfeld, loszulassen ist nicht immer einfach.

Du fĂŒhlst dich wie verlassen und ausgeliefert und zum ersten Mal spĂŒrst du nur das â€șIch Binâ€č


Ohne Schnörkel


Und die Angst schwindet, denn all diese GlaubenssĂ€tze die Angst schĂŒrten, waren durch dein Ego kreiert. Es ist seine Angst. Wie fĂŒhlst du dich jetzt? Leichtigkeit? Wie im ruhigen Totem Meer auf dem RĂŒcken schwimmen? Geborgen und in sich selbst ruhend?

Es ist interessant, wieviel Tiefe und innere Balance man erfĂ€hrt durch diese Erfahrung. Stelle dich den Ängsten. Erst durch diese Erfahrung kannst du dich selbst im Ganzen be-greifen. Angst vor der Einsamkeit und dem Alleinsein hat sehr viel mit der Liebe und der Eigenliebe im Besonderen zu tun. Und jetzt schaue auf das, was dich, deine Seele, so bereichert hat. Du bist dir selbst in einer besonderen Art begegnet. Du hast gelernt, dass das Ego dir dienen, aber dich nicht gĂ€ngeln darf. Du hast erfahren, dass das Alleinsein nicht sofort Einsamkeit bedeutet, denn Einsamkeit bedeutet AbhĂ€ngigkeit, fehlende Selbstbestimmung, Selbstverantwortung und SelbstwertgefĂŒhl. Alles Aspekte der Eigenliebe


​Du hast verstanden, dass wir alle und stĂ€ndig an unserem Selbst-Konzept arbeiten und es korrigieren können. Du weißt jetzt, dass du nicht das Ego, oder dein Körper bist, sondern reines Bewusstsein.

Herzlichen GlĂŒckwunsch


​[https://www.federwolke7.de/ego-allein-zu-haus]