Ich musste immer dafür kämpfen, dass ich gesehen werde. Ich musste immer auf mich aufmerksam machen, auf meine Feinfühligkeit, darauf, dass ich viele Dinge einfach nicht so gut haben kann, wie andere. Hochsensibilität ist das Stichwort. Ich musste immer erst STOP sagen. Mein Umfeld, meine Ursprungsfamilie, Kollegen, Familien von Partnern, Freunde – sie konnten nicht mit meinen Augen die Welt sehen, sie konnten sich nicht in mich hineinversetzen. Deswegen haben sie auch nie von sich aus mal gefragt, ob dies oder jenes für mich in Ordnung ist.
Da war nie Interesse für mich und mein Anderssein. Es hat sich nie jemand die „Mühe gemacht“, sich mal mit meiner Welt, meinen Empfindungen, meinen Ängsten, Herausforderungen, meinem Glauben, meinen Überzeugungen und später auch meinem Wirken zu beschäftigen. Niemand „wollte“ mich verstehen. So zumindest mein subjektives Erleben. 😉 (Heute weiß ich, dass sie nicht können, selbst wenn sie wollten.) Ich musste mich von mir aus erklären, gut für mich sorgen und mich mitteilen, wenn ich nur ansatzweise einen Platz haben wollte in solchen Gemeinschaften von „Normalfühlenden“, wenn ich dabei sein wollte und es erträglich für mich sein sollte.
Ich bin es daher gewohnt, gut für mich zu sorgen, die Komische zu sein, die Anstrengende, die, die immer alle versteht und selbst nicht verstanden wird. Ich komme klar alleine. Ich musste es ja immer. Ich habe gelernt mir selbst genug zu sein und eigentlich ist das auch der Weg für einen jeden: Sich selbst genug sein.
Dennoch sind wir soziale Wesen und die Erleichterung war unfassbar groß, als ich gemerkt habe, dass es da Menschen gibt, die genauso „schräg“ wie ich sind. Meine Soulfamily!!!! Was für ein Aufatmen! So wundervoll, Gemeinschaft ganz neu zu erleben. Da sind auf einmal Menschen, die sich tatsächlich für mich interessieren, weil sie es kennen und können. Sie kennen das tiefe Fühlen, das viele Fühlen, die geistigen Welten, die kosmischen Wahrheiten, die großen Zusammenhänge. Sie kennen sich selbst, wie ihre Westentasche und können deswegen – genau wie ich – anderen mit unfassbar viel Empathie und Verständnis begegnen.
Dadurch wurde noch deutlicher, dass ich weder die Ursprungsfamilie wirklich „brauche“ – im Sinne von „sie müssen mich doch endlich verstehen“, noch dass ich die Familie des Partners brauche, die mich verstehen „müssen“ und ich brauche es auch nicht von meinem Partner. Ich brauche im Prinzip nur mich und meine Herde, in der ich mich selbst noch tiefer verstanden habe. Wir erkennen uns nun mal nur in Beziehung zu anderen.
Jetzt ist etwas passiert, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe. Aus diesem Freilassen der Ursprungsfamilie, des Partners und der Familie des Partners, ist es geschehen, dass da plötzlich Achtung und Wertschätzung kam, dass da plötzlich einer stellvertretend für alle auftaucht, der sich für mich und meine Welt interessiert, der sich selbst so tief geschaut hat, dass er mich in der Tiefe erkennen kann und das, was er vielleicht noch nicht ganz versteht, lässt er sich erklären.
Quasi aus dem Nichts heraus, aus dem „komplett mir genug sein“, aus dem Nichtmehrbrauchen kommt nun jemand daher und beschenkt mich so reich. Es fühlt sich nach einem Ausgleich an für so viele Leben und Erfahrungen voller „übersehen werden“, „verkannt werden“, „unterschätzt werden“, „ausgegrenzt werden“. Es ist für mein Gefühl ein karmischer Ausgleich. Ohne dass ich bewusst danach gestrebt habe, ist es einfach passiert.
Die Tränen liefen in Sturzbächen. Die Kleine von früher, die nie gesehen wurde, die nie wirklich erkannt wurde, nach der nie gefragt wurde, wurde nachträglich gesehen. Von einem Familienmitglied meines Partners. Die Frau, die Hexe, die Heilerin aus so vielen alten Leben wurde erkannt und gesehen, nachträglich. Die Tiefe und Weite des Wirkens, das Ausmaß dessen, zu was sie wirklich in der Lage ist.
Plötzlich ist da Achtung wo so lange keine war. Ich hatte irgendwann letztes Jahr schon einmal darüber geschrieben, dass es nun an der Zeit ist, dass aus Verachtung Hochachtung wird und habe genau DAS gemeint. Die Familien, die wir in diesem Leben haben, die Familien unserer Partner – wir kennen einige Mitglieder schon viele Leben lang – sind nicht umsonst in diesem Leben um uns. Wir haben uns wiedergefunden, um genau diesen Ausgleich stattfinden zu lassen.
Die, die uns früher auf den Scheiterhaufen gebracht haben, bringen uns jetzt Hochachtung entgegen. Es muss so sein, damit das Spiel enden kann, zu Ende gespielt ist. Das ist der Ausgleich. Ich für meinen Teil weiß, dass ich es erleben wollte, dass sie dieses Mal nicht damit durchkommen, uns zu beseitigen. Ich bin gekommen, um zu bleiben. Sie sind gekommen, um sich zu verneigen und beiseite zu treten, das Zepter zu übergeben.
Dieses Mal ist es umgekehrt. Auf menschlich irdischer Ebene „scheitern“ nun sie mit ihrem alten Weltbild und nicht wir. Der „Scheiter“haufen der anderen Art. Das Ganze ist für mich nicht mit Groll verbunden. Da ist keine Ladung drauf. Da ist kein Hass, kein Vernichtungsgedanke. Niemand muss ausradiert werden. Überhaupt nicht. Es ist die bloße Erfüllung unserer Verabredung in diesem Leben. Dieses Mal sind die Rollen eben so verteilt, damit jeder noch „zu Ende“ spielen kann.
Es geht um Heilung, um Erlösung, um Vollendung von einem Zyklus, um Befreiung von allen Beteiligten. Es geht darum, dass das geschieht, was uns zurück zu unserer wahren Natur bringt, zurück in die Verbundenheit, zurück in den Geist des All-eins-Seins. Es dürfen die die Führung übernehmen, die sich dieser Natur bewusst sind und das sind die Hexen und Heiler von damals und eben nicht mehr der Klerus und die scheinbar Gelehrten. Hier an dieser Stelle wird die Führung übergeben. Stabsübergabe. Das ist unser Deal. Das ist die Wahl der Schöpfung. Wir sind mittendrin in diesem Übergang.
Geschrieben von Anja Reiche
https://www.anja-reiche.de/2021/11/der-karmische-ausgleich-findet-statt.html