Was wir auf der Nordhalbkugel als Wintersonnwende feiern, hat seinen eigentlichen Ursprung weit zurĂŒck in mutterzentrierten matrifokalen Kulturen und unseren keltischen Vorfahren, die lange vor unserer Zeit das Leben und alle seine Formen geehrt, und als deren Ursprung das weibliche und mĂŒtterliche Prinzip verehrt und gefeiert haben.
Die Mutter gebÀrt das Kind
Mit der Wintersonnwende wird das Licht wieder geboren und so war es unseren Urahninnen und Urahnen ein Anlass zu groĂer Freude, nicht nur das Kind dieser Geburt zu feiern, sondern in erster Linie die Quelle, aus der das Licht und mit ihm das neue Leben, immer wieder neu geboren wird. Modraniht, Mutternacht, so nannten sie diese heilige Feier- und Zeremonienzeit, die den Beginn der RaunĂ€chte darstellt und die mĂŒtterliche Kraft und Quelle allen Lebens dankend und ehrend feiert und zelebriert.
Wir Frauen gebÀren die Menschheit
Alles Leben wird vom Weiblichen geboren, von ihm genĂ€hrt und wieder genommen. In Zyklen von Kommen, Werden, Reifen und Gehen wirkt das Weibliche im GroĂen wie auch im Kleinen. Alle Galaxien werden den ursprĂŒnglichen Schöpfungsmythen zufolge vom Weiblichen geboren. Wie es im Himmel ist, so ist es auch auf Erden: Wir Frauen sind die GebĂ€rerinnen der Menschheit und unser Zyklus ein monatliches Abbild dieser Urkraft, die in und durch uns wirkt. Es ist an der Zeit, dass wir diese Gabe wieder ehren und uns vor der mĂŒtterlichen Kraft, die alles Leben erschafft und wieder nimmt, tief verneigen. Im konkreten wie auch im ĂŒbertragenen Sinn.
Fruchtbarer Mutterboden
Modraniht, die Nacht der MĂŒtter. Ich sehe unsere Ahninnen und Ahnen vor mir, wie sie in diesen dunklen Tagen und NĂ€chten rund um ein wĂ€rmendes Feuer sitzen und das MĂŒtterliche anbeten, sich vor der Kraft der Urmutter verneigen, ihre Gaben darbringen und die Sehnsucht nach Leben, ihre Dankbarkeit fĂŒr die lebensnehmende und -spendende Kraft der Urmutter zum Ausdruck bringen. EingehĂŒllt in die Dunkelheit des Winters, die der Dunkelheit ihres fruchtbaren SchoĂraumes entspricht, der das Leben nĂ€hrt und austrĂ€gt und zu seiner Zeit gebĂ€rt.
Ich spĂŒre die Demut unserer Urahninnen und Urahnen angesichts dieses Wunders, das sich im Jahreskreis und im Körper der Frauen mit jeder Mondin vollzieht, die wir die irdischen Töchter der Urmutter sind. Ich spĂŒre die Verbundenheit der Frauen und MĂ€nner, die darin liegt, die WĂŒrde der Frauen, die sich in dieser Kraft von zyklischem Sein und Wirken wahrnehmen, die WĂŒrde der MĂ€nner, die diese Kraft verehren und ihre Entfaltung hĂŒten, die Schönheit einer Welt, die in allem Leben das Heilige ehrt. Dort lehne ich mich an und dehne meine Wurzeln wohlig aus. Das ist der fruchtbare und nĂ€hrende Mutterboden, auf dem ich gedeihe, auf dem alles Leben gedeiht, das dem Wohl aller Wesen dient.
Heilige Schwangerschaft
Die Mutternacht ist eine heilige Zeit. Sie symbolisiert den Eintritt in das letzte Drittel der Schwangerschaft. Seit der Sommersonnwende, der Zeit der EmpfĂ€ngnis, hat sich das Licht langsam nach innen zurĂŒckgezogen, und ab der Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche ist die Dunkelheit und mit ihr die Einladung zu Innenschau mit jedem Tag stĂ€rker geworden. Es wurde beendet und vollendet, was vorher war, und zu einem guten, wertschĂ€tzenden und friedvollen Abschluss gebracht.
SpĂ€testens ab Samhain, dem keltischen Neujahrsfest von 31. Oktober auf 1. November, wo sich der Schleier zur Anderswelt gelĂŒftet hat, und wir uns mit den Seelen der Toten und Ungeborenen verbunden haben, um zu und mit ihnen zu beten, flieĂt die Aufmerksamkeit mit aller Macht nach innen. Die BĂ€ume ziehen ihre SĂ€fte in die Wurzeln zurĂŒck und alles bereitet sich auf das groĂe innere Sammeln fĂŒr einen neuen Zyklus vor, der erst erwachsen kann, wenn der alte zu einem guten Abschluss gebracht worden ist, wenn das Bisherige einen guten und fruchtbaren Boden und Raum fĂŒr das Neue bereitet hat.
Wie in einer Schwangerschaft, so sind alle KrĂ€fte darauf ausgerichtet, das neue, sich vorbereitende Leben im Mutterleib zu nĂ€hren. Die zunehmende Dunkelheit im AuĂen entspricht der nĂ€hrenden Dunkelheit der GebĂ€rmutterhöhle, damit alles Leben und Licht kraftvoll und neu erwachen und erwachsen kann.
In diesen groĂen Zyklus eingebunden, feiern wir in der tiefsten Dunkelheit die RĂŒckkehr des Lebens, dessen Kraft wir im kommenden FrĂŒhjahr bewundern können, wenn wir jetzt innig genug im RĂŒckzug sind, wenn wir uns und unserem Kind und neuen Projekt und Zyklus – auf konkreter wie symbolischer Ebene – den Raum fĂŒr seine Entfaltung geben. Dann werden, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist, Knospen prall sein und das neue Leben sich ekstatisch entfalten. Die Schwangerschaft wird in einer guten Geburt mĂŒnden.
Bilanz des Lebens: Was nÀhrt, was nicht?
Der heiligen Mutternacht gehen die VerschlieĂtage voraus, in denen wir dankbar-wertschĂ€tzend-wĂŒrdigend RĂŒckschau halten auf das, was war, auf den vergangenen Zyklus, um aus unseren Erfahrungen Erkenntnis und Weisheit zu gewinnen. Was war nĂ€hrend und hat sich als lebensfördernd herausgestellt? Was hat dem groĂen Ganzen gedient und was nicht? Wie und worin hat sich die Wahrheit verwirklicht und wo sind wir Irrpfaden und Illusionen gefolgt? Wovon haben wir uns abhalten, aufhalten und ablenken lassen und worin waren wir mutig, verbunden und weise?
Den VerschlieĂtagen mit ihrer RĂŒckschau und Bilanz folgt die Zeit der heiligen Mutternacht und die RaunĂ€chte. Eine Zeit, um die gewonnenen Erkenntnisse direkt umzusetzen, um nach vorne zu blicken, das Neue zu nĂ€hren, uns auf die Geburt vorzubereiten und zu öffnen fĂŒr einen neuen Zyklus, neue Möglichkeiten und Gelegenheiten, unsere Wahrheit und Medizin, unser Potenzial zu entfalten, zu verwirklichen und in die Welt zu gebĂ€ren, was und wer wir wirklich sind.
Die mĂŒtterliche Kraft ist die groĂe lebenshĂŒtende, -nĂ€hrende, -gebĂ€rende und lebensnehmende Kraft, die diamantklar sieht und sortiert, was dem Leben dient und was nicht. Wie der weibliche Körper in der Schwangerschaft alles zum Wohl des heranwachsenden Kindes ausrichtet, so sind wir eingeladen, alles LebensnĂ€hrende zu vertiefen und ihm allen Raum zu schenken, Lebenszehrendes zu erkennen und zu einem Ende zu bringen, um damit dem neuen Leben zu dienen.
Die Mutternacht öffnet uns fĂŒr diese magische QualitĂ€t des Winters. In der stillen Dunkelheit des symbolischen SchoĂraums sortieren sich die Dinge neu und wir erkennen, was wirklich seelenbedeutsam ist und was nicht. Was wir nĂ€hren wollen und was nicht. Was zĂ€hlt und dem Leben dient und was nicht. Was uns und die Welt besser macht, verbundener, heiler und friedvoller.
Radikal fĂŒr das Leben!
Die archaisch-archetypische Mutterkraft hĂŒtet und nĂ€hrt das Leben, indem sie radikal beendet, was seine Zeit hatte und was nicht mehr dient oder vielleicht nie gedient hat, was keine Zukunft (mehr) hat. Sie richtet sich auf alles aus, was dem Leben dient und was es nĂ€hrt. Sie ist die Lebenskraft, die Schneeglöckchen mitten im Februarschnee aufblĂŒhen lĂ€sst. Sie lĂ€sst Vögel singen, BĂ€ume blĂŒhen und gebĂ€rt Sterne und Galaxien. In der Mutternacht verbinden wir uns mit dieser Kraft und nehmen sie ganz in uns hinein. Wir sammeln ihre Essenz in uns, um aus ihr heraus zu leben und zu wirken.
Feier der Heilung und FĂŒlle
Die Mutternacht, die den Winteranfang darstellt, erinnert uns an den zurĂŒckliegenden Zyklus von FrĂŒhling, Sommer und Herbst, und lĂ€sst uns erkennen, sammeln und danken, was das Leben und sein Gedeihen, die Entfaltung der Samen, die wir im FrĂŒhling ausgebracht haben, unterstĂŒtzt hat. Sie feiert die Fruchtbarkeit des vergangenen Zyklusses, und alles, was das Neue nĂ€hrt, auch wenn es noch nicht geboren ist.
In all dem ist die Urmutterkraft in uns schonungslos ehrlich, radikal und klar, und blickt auf die Schatten und das Unerlöste, was und wie es zu heilen ist. Sie verbrennt im Feuer ihres SchoĂes alles, was nicht der Wahrheit des Lebens entspricht.
Das ist die Kraft des MĂŒtterlichen, sie ehren wir in der Mutternacht: Wir feiern die Erlösung und Heilung, die fĂŒr uns und alle Wesen aus jedem Menschen erwĂ€chst, wenn wir das MĂŒtterliche und Weibliche in uns wiedererwecken. In der Mutternacht feiern wir die FĂŒlle, die uns durch die Leere des Winters trĂ€gt, in der bereits alle Möglichkeiten auf ihre Entfaltung warten, Samen sich im dunklen SchoĂ auf ihr Keimen vorbereiten. Die lebensspendende und hoffnungsschenkende Kraft des MĂŒtterlichen und Weiblichen, die in der Gegenwart eine gute Zukunft fĂŒr alle erschafft.
Ausblick auf neues Leben
Wir feiern die mĂŒtterliche Kraft und den Segen, den sie uns mit der Neugeburt des Lebens und Lichtes schenkt, und treten in die RaunĂ€chte ein, die uns einen Ausblick auf den neuen Jahres- und Lebenszyklus gewĂ€hren. Magische Tage und NĂ€chte liegen vor uns, die auf eine Art zeit- und raumlos sind. Diese heiligen NĂ€chte offenbaren uns, was sich im neuen Zyklus an Leben wachtanzen will, was durch uns geboren und verwirklicht werden will.
Ich wĂŒnsche uns und allen Wesen eine wundervoll glĂŒckliche Mutternacht und RaunĂ€chte. Mögen sie der Wiedererweckung der ehrenden und aufrichtenden, heilsamen und lebenshĂŒtenden Urmutter-Kraft in uns dienen. Wenn wir das MĂŒtterliche in uns und der Schöpfung ehren, wird die Welt wieder so, wie sie gedacht ist: Ein friedvoller, verbundener und sicherer Ort fĂŒr alle Wesen im Miteinander fĂŒr die Zukunft unserer Kinder und aller Kinder von GroĂmutter Erde. Wir gebĂ€ren nach einer immens dunklen Zeit das Licht wieder, wir stehen auf der Schwelle in die neue Zeit und sie gebĂ€rt sich in uns mit unserer FĂ€higkeit, mĂŒtterlich zu sein â mit allen Facetten, die dazugehören, in allen Geschlechtern.
Zur Autorin: Katharina Sebert ist Autorin, Seminarleiterin und Wegbegleiterin sowie GrĂŒnderin des Zentrums fĂŒr Tiefenheilung âIn guten HĂ€ndenâ (www.in-guten-Haenden.com) Sie versendet monatlich einen kostenlosen Inselbrief und du kannst bei ihr das Kartenset âAuf meinem Medizinpfadâ und die vier BĂ€nde ihres Buches âIm Kreis meiner Mitte â Einweihung in die 20 KrĂ€fte des Heiligen Kreisesâ bestellen. Katharina veröffentlicht auf ihrem Videokanal jede Woche eine Kartenlegung und Lesungen. Des Weiteren ist sie Kreiskoordinatorin und Mitglied des Wisdom Councils von Gather the Women Global Matrixâą, einer weltweiten Schwesternschaft von Frauen, die gemeinsam fĂŒr eine friedvolle, verbundene und lebensunterstĂŒtzende Welt ein- und aufstehen. â Anmeldungen und Kontakt unter Katharina@in-guten-Haenden.com
Unser Wirken dient der Liebe und Vergebung,
der Erinnerung und Heilung,
der Gemeinschaft aller Wesen und dem Weltfrieden.
Du bist von ganzem Herzen willkommen: