Von Bethen, Jungfrauen, Saligen und der wilden Frau (C+M+B)

Drei Bethen – drei heilige Jungfrauen und ein Bogen zu ihren UrsprĂŒngen – den wilden Frauen, den Saligen, den Nymphen an den Quellen, die Frauen aus dem Wald  – in diese uralten Gefilden möchte ich dich heute entfĂŒhren. Alles ist eins und alles entspringt einer Quelle – wie auch immer wir sie nennen möchten.

Ich habe den Artikel bewusst fĂŒr den Dreikönigstag geschrieben, denn auch dorthin fĂŒhrt die Reise.

K (C) + M + B

Dies wird in diesen Tagen wieder an die TĂŒren geschrieben: Kaspar/Caspar, Melchior und Balthazar, doch es steckt mehr dahinter, als es auf dem ersten Blick scheint.

Auf dieser Reise durch die Geschichte besuchen wir auch die Percht / die Holle, denn auch sie ist mit dieser Nacht verbunden, so wird die Nacht zum Dreikönigstag auch die Hollenacht genannt, die letzte Rauhnacht des Jahres.

drei Bethen versus drei heiligen Könige

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Drei heilige Könige – Drei heilige Bethen?

Die Geschichte, die ich versuche in diesem Beitrag weiterzugeben, reicht weit in die vorchristliche Zeit zurĂŒck. Wir finden sie vor allem bei den Römern und Kelten. Insbesondere werde ich auf Sagen und Legenden aus dem Tiroler Raum Bezug nehmen, wo der alte Kult sich bis heute deutlich zeigt.

Möchtest du in die Tiefe steigen, so empfehle ich dir hier auch einen Blick in die Apokryphen zu werfen, jenen verborgenen Schriften, die nicht öffentlich verbreitet werden sollten, quasi verborgene BĂŒcher der Bibel. Auch dort findet sich die Dreigestalt in Form der Drei Marien wieder. Sie waren allesamt Töchter der Heiligen Anna und sie waren es auch, die als Erstes das leere Grab Christi fanden.

In Tirol treffen wir auf die Drei heiligen Madeln – Barbara, Margaretha und Katharina. Wir kommen auf sie zurĂŒck, wenn wir nach Dreikirchen reisen. Einige Forscher vermuten, dass die drei Heiligen auf den Aspekt der Drei Nornen zurĂŒckfĂŒhren, im römischen auch als Parzen bekannt. Burchard von Worms, ein einst fĂŒhrender Kirchenrechtler, klagte noch im 11. Jahrhundert an, dass die Menschen statt den drei Heiligen Ehre zu erweisen, sie noch immer den Parzen huldigten und zum Jahresende den Tisch fĂŒr sie deckten. Dieser Brauch ist bis heute erhalten geblieben, da noch immer Speiseopfer an die Percht gebrĂ€uchlich sind. Alles wandelt sich, aber bleibt seinem Ursprung treu.

Die Perchten spielen in diesem Zusammenhang keine unwichtige Rolle. Die Perchten-Frauen zogen in vielen LĂ€ndern Europas im Winter von Haus zu Haus und sprachen ihren Segen aus. Auch sie schrieben K+M+B an die TĂŒren, um das Haus vor dem Bösen zu schĂŒtzen.  Es gibt vielerlei Vermutungen fĂŒr dieses KĂŒrzel und eine davon lautet auch, es handle sich lediglich um eine stilisierte Erinnerung an die drei Speiseopfer fĂŒr die Percht, die Frau Holle – K fĂŒr KĂ€se, M fĂŒr Milch und B fĂŒr Brot.

Schon weiter verbreitet wird vermutet, es steht fĂŒr eben jene Katharina, Margaretha und Barbara oder wie auch schon erwĂ€hnt, die drei heiligen Könige: Kaspar, Melchior und Balthasar. Weit verbreitet ist auch der Glaube, es stehe fĂŒr den christlichen Segen „Christus Mansionem benedicat“ – Christus segne dieses Haus.

In diesem Zusammenhang treffen wir in der Geschichte auch immer wieder auf den Begriff der drei Bethen. Möglich ist, dass der Begriff Bethen auf ihre gebrĂ€uchlichsten Namen zurĂŒckgeht: Ambeth, Wilbeth und Warbeth. Andere begreifen das Wort in einem weiteren Sinne und sehen darin einen Aspekt des all-umfassenden sich stetig erneuernden Lebens. Hans Christian Schöll schrieb dazu vor rund 60 Jahren:

Der kosmische Kreis, der seinen sichtbaren Ausdruck findet in Erde, Sonne und Mond mit ihren Beziehungen und Wirkungen, ist gefasst mit der Bezeichnung >Welt< (BET); dasselbe Wort BET hat aber neben dieser konkret-sinnlichen Bedeutung des Weltganzen noch die abstrakte Bedeutung Ewigkeit. Beides aber ist nur verschiedener Ausdruck des Lebens.Âč

Auch Schöll stellt die drei Bethen in die Tradition der dreigestaltigen, zyklischen Göttin dar, wie wir es in so vielen frĂŒhgeschichtlichen Kulturen finden. Er stellt auch die These in den Raum, dass das Wort „beten“ daher rĂŒhren könnte, dass einst diese drei Bethen angerufen wurden. Es finden sich ĂŒber diese Frauen verschiedene Theorien und Geschichten aus vielen Kulturen und Zeiten. Vielen gemeinsam ist, dass sie allesamt – wie auch die Große Göttin selbst – in erster Linie heilige Jungfrauen waren.

Es ist keine leichte Aufgabe, den umfassenden Aspekten der drei Bethen oder auch der drei heiligen Jungfrauen in einem Artikel gerecht zu werden. Ich möchte dich daher an drei Orte entfĂŒhren, wo die Geschichte selbst bis heute noch viel zu berichten hat: nach Dreikirchen in SĂŒdtirol, zu den drei Jungfrauen von Meransen und zu den drei göttlichen Frauen in Klerant.

Rauhnachtsstern

Eine Reise nach Dreikirchen in SĂŒdtirol

Noch im Mittelalter ist durch die Kirche belegt, dass im SĂŒdtirol ein Ort aufgesucht wurde, der aufgrund seiner Heilkraft aus den drei Quellen die Menschen magisch anzog. SpĂ€ter wurde dieser Ort zu dem Heilbad Dreikirchen.

Es wird davon ausgegangen, dass in vorchristlichen Zeiten der Bethenkult dort sehr verbreitet war. Die Begrifflichkeit Bethen taucht dort heute nicht mehr auf, auch finden sich keine Abbildungen, die direkt an sie erinnern. Es finden sich dort aber drei Kirchen und in diesen drei Kirchen treffen wir in mehrfacher Darstellung auf die drei heiligen Jungfrauen Katharina, Margarete und Barbara, welche dem Christenbild sehr stark angepasst wurden, aber die dreigestaltige Göttin blitzt noch immer durch.

Im Gegensatz zu den drei Bethen treten die drei heiligen Jungfrauen nicht immer zu dritt auf, sondern haben im Lauf der geschichtlichen Wandlung jeweils einen stark eigenstÀndigen Charakter erhalten. Im Alpenraum findet sich bis heute ein Spruch, der alle drei in Zusammenhang bringt:

Barbara mit dem Turm,

Margarete mit dem Wurm

und Katharina mit dem Radl,

das sind die heiligen drei Madl.

Barbara mit dem Turm

Ihren Aspekt als Teil einer Zyklusgöttin ist fĂŒr beispielsweise Tarot-Kundige auch im Turm erkennbar. Sobald ich in meinem Tarot-Zyklus den Artikel zum Turm geschrieben habe, werde ich ihn hier verlinken.

In Dreikirchen ist Barbara auch mit einem weiteren Aspekt abgebildet, dem Kelch. Der Kelch hat eine sehr komplexe Symbolik. Beginnend bei den matriarchalen Bild als GefĂ€ĂŸ des Schoßes hin zu einem patriarchalen blutgefĂŒllten Kelch, in dessen Symbolik der Aspekt der Auferstehung durchblitzt. Ich verlinke unter dem Artikel ein paar BĂŒcher zur gesamten Thematik des Artikels, unter anderem auch ein Buch zum Wissen ĂŒber die geheime Symbolik, welches allerdings an einigen Stellen zu matriarchalisch ausgerichtet ist – also das bitte immer im Hinterkopf behalten.ÂČ

Das heilige Blut der Wandlung ist ebenso alt wie die Verkörperung des Wandels beispielsweise durch die Schlange oder auch das Rad des Lebens – und unserem immer wĂ€hrendem Jahreskreis. Ehe er zum Heiligen Gral und zum christlichen Kelch des Abendmahls wurde, konnte er als ein Kessel der Göttin angesehen werden, in dem Wandel stattfand – die Toten gingen ihrer Wiedergeburt entgegen. Barbara, als Herrin des Kelches, ist somit auch eine Nachfolgerin der Lebens-, Toten- und Wiedergeburten-Göttinnen.

Auf manchen Abbildungen gleicht die Hostie im Kelch sehr stark dem Mond, was den Aspekt der Wandlung unterstreicht.

Katharina mit dem Lebensrad

Die alten, ursprĂŒnglichen Aspekte sind bei Katharina sehr gut zu erkennen. Bei ihr findet sich das Rad des Lebens, das Schicksals-, Sonnen- oder eben Jahreszeitenrad. Auch hier lohnt es sich unter anderem einen Blick in die Deutung im Tarot zu werfen: Das Rad des Schicksals (10) im Tarot

Das Leben erneuert sich stetig.

Margarete und der Lindwurm

Die dritte im Bunde findet sich mit einem Lindwurm dargestellt, einem naja etwas degradiertem Drachen. Oft gleicht diese Darstellung sehr einer Schlange. Die Schlange ist ein urheiliges Tier und auch sie trĂ€gt unter anderem den Aspekt der Wandlung in sich. Sie hĂ€utet sich. Dies betrifft vor allem die Wandlungskraft im weiblichen Sinne (egal ob nun bei Mann oder Frau). Sie steht aber auch fĂŒr das tiefe Bestreben, Weisheiten und Erkenntnisse zu erlangen, einem tiefen Wissen.

Komm, reisen wir zu einem weiteren Ort.

Rauhnachtsstern

Die Jungfrauen von Meransen

Meransen ist ein Bergdorf ĂŒber dem Pustertal in SĂŒdtirol. An diesem Ort treffen wir ĂŒberall auf drei andere Namen: Aubet, Cubet und Guerre. An einer Hauswand steht noch heute geschrieben:

Meransens Schutzfrau’n, Hohe, Hehre,

Ihr Aubet, Cubet und Ihr Guerre,

In Haus und Feld, in Stall und Scheuer,

Wenn Wetter toben, Mur und Feuer,

Wenn Pest und Hunger, Kriegeslohen,

Wenn Not und Tod der Heimat drohen,

Gedenket unser hilfsbereit,

wie Ihr getan in alter Zeit.

Diese drei Jungrauen, diese drei Bethen sind an diesem besonderen Ort tief verwurzelt. Wo auch immer im Leben der Schuh drĂŒckte, die Bethen waren dafĂŒr zustĂ€ndig, dass dieses DrĂŒcken ein Ende nimmt. Wichtig ist auch ihr Aspekt als Wetterheilige und Regenmacherinnen – eine offensichtliche Verbindung zu Wind und Wolken lĂ€sst sich nicht leugnen. Dies findet sich auch bei vielen Jungfrauen alter Mythen wider, wie den Saligen, zu denen wir am Ende dieses Artikel kommen.

Legenden und Sagen lassen vermuten, dass die drei Jungfrauen im Zentrum eines uralten Quell- und Baumkultes standen.

Immer wieder versuchte die Kirche in der Gegend von Meransen die ursprĂŒngliche Verehrung der göttlichen Frauen in ihrem Interesse  umzuwandeln und durchzusetzen. Aber die Menschen blieben standhaft und halten noch heute, wenngleich in stark verchristlichter Form, an ihren drei Bethen fest. Dies liegt vielleicht auch daran, dass dieser Ort nur schwer zugĂ€nglich und von seiner Umwelt gut abgeschnitten war.

In der Kirche des Ortes stehen noch heute die drei Jungfrauen Aubet, Cubet und Guerre auf einem eigenen Altar. Die Kirche selbst ist aber eigentlich dem heiligen Jakobus geweiht. Die Figuren der drei Bethen entstanden um 1520 herum und werden noch heute an jedem Sonntag, der nach dem dortigen Festtag am 16. September folgt, von ihrem Altar geholt und durch das Dorf getragen. Wenngleich die gesamte Prozession sehr an Fronleichnam erinnert, stehen noch heute die drei Bethen im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Urkundlich erwĂ€hnt werden die drei Bethen das erste mal im 14. Jahrhundert. Die Verehrung liegt höchstwahrscheinlich jedoch viel weiter zurĂŒck, was auch Belegungen aus anderen nahen Gegenden aus frĂŒherer Zeit bestĂ€tigen.

In einem Protokoll aus dem Jahr 1650 ist zu entnehmen, dass die Meranser sich bereits seit drei Jahrhunderten standhaft dagegen wehrten, die alten BrĂ€uche zu vergessen. Vermutlich hießen sie zu diesem Zeitpunkt schon Ambet, Cubet und Guerre, aber noch kurz zuvor im Jahr 1603 hießen sie noch: Anbete, Wilpete und Gwerbette – so ein Dokument aus dem Pfarrarchiv in LĂŒsen.

Was auch immer alles von der Seite der Kirche versucht wurde anzupassen, die Meranser blieben stur und noch heute heißen ihre drei Jungfrauen: Aubet, Cubet und Guerre. Sie hörten nie auf, ihre drei Bethen anzurufen und sahen sie stets als kraftvolle, eigenstĂ€ndige Frauen an, deren IdentitĂ€t nicht geraubt werden darf.

In einer Legende erblindete ein Pfarrer als er sich darĂŒber auf seiner Kanzel echauffierte, dass sie einfach nicht aufhören wollen ihre Heiden Aubet, Cubet und Guerre anzubeten. Die Menschen sollten gefĂ€lligst nicht mehr die Töchter des Heidentums verehren. Nachdem er daraufhin mit Blindheit geschlagen war, ging er in sich. Er besann sich bei der nĂ€chsten Predigt wieder der heidnischen Wurzeln, ehrte diese und stieg als geheilter Mann von der Kanzel herab.

Auch ist in Meransen die Verehrung heiliger BĂ€ume und Quellen sehr prĂ€sent und auch diese heidnische Unsitte konnte seitens der Kirche nicht unterdrĂŒckt werden. Ist schon ein tapferes und stures Volk dort. Aus alten Sagen lĂ€sst sich ableiten, dass viele Prozessionen zum heiligen Baum und zu einer heiligen Quelle fĂŒhrten, dem Jungfrauenrast, dem Wohnsitz der dort verehrten drei Bethen.

Auch ist im Zusammenhang mit den Flur-UmgĂ€ngen von alten kultischen TĂ€nzen die Rede. Im Mittelalter wurde immer wieder vom Verbot dieser so genannten „BeteltĂ€nze“ berichtet.

Besuchen wir eine letzte von vielen Stationen, die göttlichen Frauen von Klerant.

drei-heilige-Jungfrauen

Die göttlichen Frauen von Klerant

In Chorbogen der gotischen Nikolauskirche, welche Legenden nach einst die Seelsorgkirche aller umliegenden Berggemeinden war, findet sich eine Abbildungen von drei Jungfrauen mit goldenen Kugeln. Es war um 1470, kurz vor dem Erscheinen des Hexenhammers, als ein unbekannter, einheimischer KĂŒnstler (möglich ist auch eine KĂŒnstlerin) dieses Bildnis schuf.

Es zeigt drei Frauen in weite MĂ€ntel gehĂŒllt – eine in schwarz, eine in weiß-rosa und eine in rot. Es sind Ampet, Gewer und Bruen. Im rotgoldenen Haar sitzen mit Edelsteinen besetzte Kronen. Ihre Gesichter sind von Heiligenscheinen umrahmt. In den HĂ€nden halten sie, inzwischen nachgedunkelte, aber ursprĂŒnglich goldene Kugeln. Ampet hĂ€lt außerdem eine silberne Kette. Gewer hĂ€lt ihre linke Hand ans Herz und Bruen erhebt die Rechte zu einem Segen, wie wir es von Christus kennen. Ihre Blicke gehen in die Ferne und gleichzeitig nach Innen. Bei Bruen gibt es noch die Besonderheit, dass sie einem stets in die Augen schaut, egal, von wo man sie betrachtet.

Ihren goldenen Kugeln (das Stichwort Reichsapfel sei an dieser Stelle genannt) symbolisieren Himmel und Erde, den Kosmos und die ganze Welt.

Zwei der Frauen, Ampet und Bruen, tragen das Haar offen. Gewer hat es hochgebunden und mit schwarz-weißen BĂ€ndern kunstvoll umschlungen. Das offene Haar finden wir oft bei den jĂŒngeren der drei Frauen der Matronen, wĂ€hrend die Ă€lteren Matronen das Haar gebunden tragen. Der Umstand, die Haare auf eine bestimmte Weise zu tragen, ist gewiss kein Zufall.

Im Volksglauben spielte es schon immer bei vielen Ritualen eine tragende Rolle. Das Haar gilt als Sitz der vitalen Lebenskraft und der magischen StÀrke des Menschen. Ist das Haar lang und wild so zeugt dies von ungebÀndigter (auch erotischer) Kraft oder es nimmt (auch) Bezug auf den Totenkult. Wir finden es unter anderem bei Ereshkigal, der dunklen Schwester der sumerischen Göttin Inanna, aus der sich dann spÀter die griechische Göttin Aphrodite und noch spÀter die römische Göttin Venus formte.

Ob das Haar nun offen, gebunden oder hochgesteckt getragen wird, nimmt auch Bezug zur symbolischen Darstellung Macht zu binden und zu lösen. Böse KrÀfte können gebannt und unschÀdlich gemacht werden und gute und heilende Energien können freigesetzt und verstÀrkt werden. Hebammen lösten lange Zeit alle Knoten an Gewand und Haaren, um sowohl die Wehen als auch die Geburt nicht zu erschweren.

Den drei Bethen von Klerant gegenĂŒber befindet sich eine andere Frau mit langem, goldenen Haar bekleidet, die große Liebende, die Heilige Maria Magdalena.

Rauhnachtsstern

Im Tiroler Raum geht noch eine andere Frau um, ebenfalls mit langem, wilden und wallendem Haar, die bereits erwĂ€hnte Berchta, Percht(a) oder auch Frau Holle genannt. So hat sie ein Schneider einst in Lajen gesehen, begleitet von ihren Hunden. die Berchta ist eine lange Frau, so heißt es in der Geschichte, tief verschleiert. Man sah sie nach dem BetlĂ€uten im Dunkel des Abends verborgen.

Auch andere mythische Figuren waren tief verschleiert, sei es Hekate, Isis, Cailleach oder auch Demeter. Der Schleier tut genau das, was der Name schon sagt – er verschleiert. Dahinter liegen tiefes Wissen, verborgene Geheimnisse aus uralter Zeit.

Auch Frigg, welche mit Odin oder auch schon mal alleine die wilde Jagd anfĂŒhrt, wird von wilden Hunden begleitet. Sie wird auch Holla genannt, die Nebelfrau. Andere Namen sind Holda oder auch Hulda. In Tirol gilt die Hulda / Holda als die Königin der Saligen, der wilden Frauen. Sie ist es, die den Menschen lehrt, wie sie Flachs spinnen und weben. Die Nacht der Holle ist die Nacht vor dem Dreikönigstag.

Gibt es eine Verbindung zwischen den Saligen, den drei Bethen und den drei heiligen Jungfrauen?

Die wilden Frauen an der Quelle - Saligen

Die Saligen, 
 die wilden Frauen

Es existieren in den AlpenlĂ€ndern viele Sagen, die sich um die drei heiligen Jungfrauen ranken. Oft werden sie dort mit weiteren Namen benannt: die Saligen, die wilden Frauen, Vivanes oder auch WildfrĂ€ulein. Sie fĂŒhren auf eine Zeit zurĂŒck, in der die Missionierung noch nicht fortgeschritten war. In dem Wesen der Saligen spiegelt sich der Aspekt der dreigestaltigen Göttin wieder.

Es heißt, sie waren lauter Heiden. Wer auch immer sie bekehren wollte, dem erging es ĂŒbel. Vom Christentum wollten diese Frauen nichts wissen. So nannte man sie in KĂ€rnten auch die hadnischen (heidnischen) Frauen.

Aus diesen oft unverfÀlschten Sagen lÀsst sich ein ziemlich gutes Bild von ihrem einstigen Wesen ableiten, ihren Wirkungskreisen und dem ganzen dahinterstehendem Kult.

Die Erlebnisse der Saligen, der wilden Frauen, finden zumeist unter BĂ€umen, in Hainen, Quellen und BĂ€chen statt. Oft wohnten sie in Höhlen oder Felslöchern, mit manchmal unterirdischen GĂ€ngen. Sie sind frei, vollkommen ungebundene Frauen. Sie sind Herrinnen und HĂŒterinnen der wilden Tiere und erinnern oft an das ursprĂŒngliche Bild einer jungfrĂ€ulichen, frei lebenden Göttin, wie z. B. die Amazone Artemis.

Sie achteten streng auf die Einhaltung der Gesetze in der Natur, behĂŒteten die Pflanzen und die Tiere und nahmen Menschen mitunter in ihren Dienst. Bei Missachtung der gesetzlichen Ordnung wurden sie zornig und wussten sich zu rĂ€chen. Sie sind die Gebieterinnen ĂŒber Leben und Tod.

Sie nahmen Menschen jedoch nicht nur in ihren Dienst, sie halfen ihnen auch und waren gern mit ihnen zusammen. Nicht selten verhalfen sie Einigen zu Reichtum, GlĂŒck und Segen. Das segen- und glĂŒcksspendende Wesen kommt auch in ihrem Namen zum Ausdruck: salig oder salic stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie gesund, unverletzt an Körper und Geist, heil und ganz.

Das klingt nach einem recht friedlichen, ungestörtem Leben, aber die Sagen erzĂ€hlen auch von ihrer Entmachtung und der allmĂ€hlichen Vertreibung der Göttin. So wurde sie immer weiter in die WĂ€lder, Berge und Höhlen zurĂŒckgedrĂ€ngt und aus dem Alltag der Menschen herausgenommen, so dass sie mehr und mehr in Vergessenheit geriet. Das Bewusstsein der Menschen fĂŒr die Göttin schwand, als sie nicht mehr beieinander waren. Den Sagen ist zu entnehmen, dass vor allem die MĂ€nner die Göttin immer weiter fort drĂ€ngten.

Machmal werden in den alten Sagen jedoch nicht nur wilde Frauen, sondern auch wilde MĂ€nner erwĂ€hnt. Es wird da viel spekuliert, eine Vermutung lautet, dass es die frĂŒheren Heroen und Geliebten der Göttin gewesen sind, welche sich eines Tages gegen diese auflehnten und sie entmachteten.

Der Dreieraspekt der Göttin drĂŒckt sich unter anderem darin aus, dass meist drei wilde Frauen zusammenlebten, die gemeinsam einen Liebhaber teilten, welcher mit ihnen auch Kinder zeugte. Es ist jedoch nirgendwo niedergeschrieben, dass diese darĂŒber hinaus mit ihnen zusammen lebten oder gar als VĂ€ter die Kinder mit großzogen. Das erinnert stark an das Volk der Amazonen, ein matriarchales Volk der wilden Jungfrauen.

Die Saligen sangen gerne, liebten es, sich im Tanze zu drehen. Mit Gesang und Tanz hielten sie die Balance der Erde im Gleichgewicht. In manchen Sagen tanzen sie im Mondlicht und hinterlassen kreisrunde Spuren im Gras. Wo ihre FĂŒĂŸe das Gras berĂŒhren, da solle es besonders dicht wachsen. Als sie spĂ€ter verteufelt wurde, drehten sie diese Aussage um – dort wo sie tanzten, wĂ€chst nichts mehr.

Die Sagen im Tanz des Mondlichtes gehören zu den Àltesten. In ihnen werden sie noch die drei Jungfrauen genannt, was sehr an die Bethen und heiligen Jungfrauen erinnert, von denen schon die Rede war. Sie konnten ihre Gestalt beliebig wandeln, traten mal als Baum- oder Quellnymphen auf, mal als Nebelschleier. Sie standen eng mit der zyklisch, wandelnden Kraft des Mondes in Verbindung.

Unsere keltischen und germanischen Vorfahren verehrten Göttinnen und Götter, die sich jederzeit wandeln konnten, sei es in ein Tier, eine Pflanze, einen Stein oder in Wind und Wolken. So konnten sie den Menschen nahe sein und ihre göttliche Kraft offenbaren. Wo auch immer der Ursprung zu finden sein mag. Die göttliche Kraft ist Àlter gar als die Göttinnen und Götter selbst.

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