Alexa Szeli: Die Welt / Das Universum im Tarot (21) – Tanz der Seele

Die letzte Trumpf-Karte im Tarot, »Die Welt« / »Das Universum«.

Auf der Reise durch das Tarot steht uns am Ende die ganze Welt offen. Der Kreis der großen Arkana schließt sich mit der 21. Karte „Die Welt“ oder wie bei Aleister Crowley „Das Universum“. Die Seele des Narren ist aufgestiegen. Betrachten wir die Karte also als eine Station des Lebensweges des Narren, so sind fürs Erste alle irdischen Anhaftungen gelöst, die Seele ist frei und fügt sich nahtlos in das göttliche Bewusstsein ein, wo sie schon immer zu Hause war.

Wahrsagerin mit Tarot Karten - Kerzen

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Die Welt im Rider Waite Tarot

Die Welt Waite Tarot Große Arkana

Ein nackter Mensch, nur mit einem Tuch verhüllt, scheint anmutig zu tanzen. Wieso schreibe ich Mensch, wenn doch eindeutig eine Frau zu sehen ist. Nun, nicht alles ist so, wie es scheint. Das Tuch bedeckt wohl nicht zufällig das Geschlecht. Da es zur Deutung der Karte passt, wird vermutet, dass das männliche Genital verdeckt wird. Es handelt sich also um einen Hermaphrodit.

Alchemistisch betrachtet vereinigt sich im Hermaphrodit das Prinzip von weiblich und männlich. Das Gold, der „Stein der Weisen“ – sprich die letztendliche Erkenntnis, ist gefunden, der perfekte Mensch, in dem alle Anteile ausbalanciert sind. In der Psychologie hat C.G. Jung der Zweigeschlechtlichkeit das »ganzheitliche Selbst« zugeordnet.

Diese Ganzheit spiegelt sich auch im Lorbeerkranz, der den Hermaphrodit umgibt. Im Christentum ist der Lorbeer ein Symbol der Auferstehung Christi. Es ist zugleich ein Zeichen höchster Weisheit und anerkannten Ruhms. Wer den Lorbeerkranz trägt, der hat es geschafft. Der Lorbeer ist energetisch ein schützendes und vor allem reinigendes Kraut. Der Narr ist den Weg der Heilung gegangen und nun ist diese vollendet.

Um den Lorbeer sind zwei liegende, feuerrote, also kraftvolle Achten geschlungen, eine wurde der Karte »Der Magier« entnommen, die andere liegende Acht ist auf der Karte »Die Kraft« zu finden. In beiden Fällen schweben sie als Symbol der Unendlichkeit über den Köpfen der dargestellten Personen. Der Magier war es, der eine erste irdische Schöpfung aus den unendlichen Potentialen des Narren wagte. Bei der Kraft galt es durch ein Innehalten und das Aufbringen einer stoischen Geduld, in die eigene Stärke zu kommen.

Der Magier hat aktiv das irdische Leben, die erste Schöpfung im Lebenszyklus gestaltet. Die Kraft übte sich in Passivität und schöpfte aus dem Energiefeld des Inneren – beide Pole bilden zusammen das Bewusste und das Unbewusste, sprich die bewusst beherrschte Macht der Handlung und die unbewusste Kraft , die nur in der Ruhe zu finden ist. Sie verschmelzen in dieser Karte »Die Welt« zur vollkommenen Einheit – alles ist in Balance.

Alle äußere Schöpferkraft hat sich entfaltet, alle inneren Schöpfungspotentiale sind erblüht. Das verdeutlicht auch der Kraftstab des Magiers, der auf der letzten Tarotkarte gleich in zwiefacher Ausführung abgebildet ist. Die beiden Stäbe sind perfekt ausbalanciert, einer rechts, einer links und beide zugleich auf der Mittelachse der Karte liegend. Vollendete Balance.

Die liegende Acht, auch die Lemniskate genannt, erinnert ebenso daran, dass sich alles stetig verändert und nichts so bleibt, wie es war. Alles ist ein großer Kreislauf, eine spiralförmige Entwicklung, die in immer höhere Ebenen führt. Der Zyklus ist fürs Erste abgeschlossen, aber das Rad der universellen Gesetze von Natur und Leben dreht sich immer weiter und weiter …

Das führt mich zu den vier Figuren, die in jeweils einer der Ecken der Karte abgebildet sind. Es ist kein Zufall, dass sie uns das erste Mal auf der Karte »Das Rad des Schicksals« begegnet sind. Es sind die vier Cherubim: Löwe, Ochse, Mensch und der fliegende Adler. Vereinfacht gesagt, helfen die Cherubim dem Göttlichen. Auf der Karte des Schicksals hatte ein jedes Cherub ein Buch dabei. Es galt das alte Wissen zu studieren, die Kunst des Lebens zu lernen. Jetzt brauchen sie keine Bücher mehr, alles Wissen ist durch den Narr hindurchgeflossen.

Auffallend auch die Beinhaltung des Hermaphroditen, erinnert sie doch sehr an die Karte »Der Gehängte«. Sowohl im Rider-Waite Tarot als auch im Aleister Crowley Tarot war der Gehängte in dieser Pose abgebildet und auch bei der letzten Karte findet sie sich in beiden Decks. Der Gehängte war ein wichtiger Inititationspunkt auf der Narrenreise.

Der Gehängte stirbt an seinem Galgen nicht, an welchem er kopfüber baumelt. Im Gegenteil er wirkt recht entspannt, in sich ruhend. Er betrachtet die Welt aus einer anderen Perspektive und kann so nicht nur das Irdische, sondern auch das Göttliche erkennen. Auf dieser zwölften Karte weilte der Narr im Irdischen und fand das Göttliche. Nun weilt er im Göttlichen und hat doch den Bezug zum Irdischen nicht verloren. Die Beinhaltung ergibt eine umgedrehte Vier, ein Symbol der vier irdischen Elemente.

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Das Universum im Aleister Crowley Tarot

Hier ist nicht von der Welt die Rede, sondern vom UNIVERSUM, was mir mehr zusagt, denn allein dieser Ausdruck enthält so vieles von dem, was ich gerade erklärte.

Das Universum Crowley Tarot Große Arkana

Auch bei Crowley geht es um die innere Befreiung, die Auflösung des irdischen Angebunden sein und die Freiheit der Seele. Die Karten ähneln sich in einigen Aspekten. Wir finden die vier Cherubim, die vollkommen nackte Person im Mittelpunkt, die gekreuzten Beine und einen schützenden Kreis, der die Person umschließt.

Die vier Cherubim waren im Crowley Deck auf der fünften Karte »Der Hierophant« abgebildet. Dort existierten sie jedoch als blasse, unscheinbare Masken, denen erst noch Leben eingehaucht werden musste. Mit dieser Karte nun ist dies geschehen. Die Cherubim sind nicht nur lebendig, aus ihnen sprudelt der Geist der Erkenntnis. Es strömt aus Mund und Nase, vielleicht sind sie auch eine Quelle des (göttlichen) Lebens.

Unter dem Blick des Gotteskindes Horus tanzt die nackte Frau mit der Schlange, eine starkes Symbol der Transformation, denken wir an die Häutung, welche hier vollendet ist. Die alte Haut ist abgestreift.

Im biblischen wird die Schlange oft als Stigmatisierung des Bösen, Stichwort Sünde, verwendet. In den alten Religionen und Mythen ist sie zumeist eine urweibliche Kraft, von ungeheurem Ausmaß. In beiden Fällen steht der Schlangentanz für die geheilten Kräfte der Frau. Vielleicht ja auch gewissermaßen eine Versöhnung der Urgöttin Lilith mit dem Prinzip der Eva. Nicht zu vergessen die Schlange im Kundalini, die am Ende der Wirbelsäule sitzt und sich durch alle Chakren erhebt, wenn der Mensch erleuchtet ist.

Wie bei Athur Edward Waite kommt auch bei Aleister Crowley die Reise des Narren zu ihrem Ende. Die Karte »Das Universum« ist des Narren letzte Station. Der Kreis schließt sich, alles Karma ist abgetragen und jegliche Angebundenheit an irdische Fallstricke ist aufgelöst. Unschuldig, wie der Narr selbst, tanzt die nackte Schönheit vollkommen frei und ungelöst. Sie fürchtet weder die Blicke der Anderen, noch den Biss und somit das Gift der Schlange. Sie hat auf ihrer Reise alles überlebt und nichts in diesem Universum kann ihr jetzt noch irgendetwas anhaben. Sie hat erkannt, dass es ihr Universum ist.

Horus ist der alt-ägyptische Gottessohn von Osiris und Isis. Er ist der Gott der Wirklichkeit und nichts bleibt seinem Blick verborgen und nichts gibt es, was die Närrin nun noch zu verbergen hätte. Sie hat alles abgelegt, ist vollkommen frei und nackt. Sie trägt weder Kleidung, noch versteckt sie sich weiterhin hinter Masken. Wir sind zu unserem eigenen Ursprung zurückgekehrt und erkennen nun die Größe der eigenen Seele, welche keinerlei Grenzen kennt.

Es ist der Tanz der letzten großen Befreiung.

In der Hand trägt sie eine Sichel, mit welcher sie sowohl den Faden des Lebens durchschnitten hat, um in den kosmischen Raum einzutreten, aber auch alle anderen Verstrickungen im Spiel der irdischen Verstrickungen sind von ihrem Sein abgeschnitten. Das Ego existiert nicht mehr, alles ist reine, pure Seelenkraft.

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Was die Karte dir sagen möchte

Du bist eins mit dem Universum. Ziehst du die Karte »Das Universum« oder auch »Die Welt«, so meint es das Schicksal gut mit dir. Du hast deinen Platz im Leben gefunden, auch wenn du es vielleicht gerade nicht sehen kannst. Du bist stärker als du denkst, denn wenn es darauf ankommt, dann stehst du für dich ein und und bist vollkommen in deiner eigenen Kraft.

Du bist kein Mensch, der länger abwarten möchte, du gestaltest dir dein Leben selbst und zwar so, wie du es möchtest. Du hältst jeder Prüfung der höheren Ebene stand, fürchtest dich nicht mit Schlangen zu tanzen und deine eigene Schöpferkraft zu leben und sie voll auszuschöpfen.

Du warst lange auf der Suche nach dir selbst und nun hast du dich gefunden. Glaubst du es nicht, dann nimm dir die Zeit, um dich und dein Sein mal in Ruhe selbst zu betrachten. Wir sind es manchmal so sehr gewohnt, stets auf der Suche zu sein, dass wir es nicht immer mitbekommen, wenn wir längst gefunden haben, was wir einst verloren glaubten. Fühlst du dich trotz allem unfrei, so schaue auf die Bereiche, die noch im Ungleichgewicht sind. Konzentriere dich auf diese Punkte und nimm sie in Angriff, du wirst dabei von einer höheren Ebene unterstützt. Vermutlich ist der Knoten, der nun noch platzen muss, ganz klein. Entwirre ihn, befreie dich.

Vertraue deiner eigenen Intuition, deiner Wahrnehmung, sie ist richtig. Traue dich die Vollkommenheit anzunehmen und verstricke dich nicht weiter in den Nichtigkeiten des Irdischen. Lass den Verstand reden, aber erlaube ihm nicht die Herrschaft über deine Seele. Du bist stark, du bist das gesamte Universum. Es lebt in dir, wie du in ihm lebst.

Alles Leben steht dir uneingeschränkt zur Verfügung, du kannst dich in alle Richtungen ausdehnen, du bist grenzenlos. Die Welt wartet auf dich, schnapp sie dir.

Es liegen wirklich harte Zeiten hinter dir, viele Prüfungen hast du meistern müssen. Erkennst du nun, welche Werte wirklich zählen im Leben? Gelingt es dir, dich von deinem Ego zu lösen? Bist du bereit mit der Welt zu tanzen?

Schaffst du es nicht, dieses Urvertrauen zu halten, so wirst du als Narr widergeboren und beginnst die Reise durch die große Arkana noch einmal von vorne.

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