Weisheit
Eine riesige Welle hat sich vor uns aufgebaut und wir spĂŒren es alle. FĂŒr viele steht sie bedrohlich da, doch wer seine FĂ€higkeiten trainiert hat, die Wellenbewegung des Lebens in sich zum Ausdruck zu bringen, der kann diese Welle auch reiten. In Hawaii gibt es Wettbewerbe, die man âTow-in-surfingâ oder âSurfing the Jawâ nennt. Von dort aus verbreitete sich das Riesenwellen-Surfen ĂŒber alle Kontinente⊠und ihr blosser Anblick verlangt mir immer noch viel Respekt ab. Das ist auch genau der Punkt: Wir werden viel Mut brauchen, uns in diese Welle hinein zu begeben und sie, indem sie nach oben steigt, zu durchqueren⊠statt sie ĂŒber uns herunter-krachen zu lassen.
Diese Welle ist das Ergebnis einer langen Entwicklung, kombiniert mit einer stĂ€ndig steigenden Energie, mit der die Erde und unser Sonnensystem seit ein paar Jahren bereits geflutet wird. Es war deshalb nie die Frage, ob sie kommen wird und in ihrem Gefolge noch einige mehr, sondern nur, ob wir bereit sind, sie fĂŒr einen Höhenflug zu verwenden, den wir uns bisher noch kaum vorstellen können.
Unaufhaltsam strömen dabei Energien auf uns ein, die verschiedenes in uns aktivieren⊠und die unsere Erinnerung wecken. Wir bekommen deshalb jetzt sehr viel Wissen im Hinblick auf das, was momentan tatsĂ€chlich geschieht und was in der Geschichte der Menschheit und der Erde geschehen ist. DafĂŒr ist die Technik, die uns heutzutage zur VerfĂŒgung steht, genial und perfekt⊠weil sie es uns ermöglicht, sehr schnell sehr viel zu erfahren.
Das bringt freilich auch die Gefahr mit sich, uns den Kopf anzufĂŒllen und uns zu verwirren. Doch wir lernen dabei auch, wie wir in dieser ganzen Flut an Wissen und Informationen das eine vom anderen unterscheiden können. Wir lernen, wie wir das Unnötige loslassen, wie wir den Kopf immer wieder entleeren und uns von Anhaftung befreien können⊠damit wir die FĂ€higkeit erlangen, hinzuschauen und zu verstehen, ohne uns aufzureiben, ohne Werturteile und ohne daran zu zerbrechen. Vieles davon ist nĂ€mlich ein Wissen, das hart zu nehmen ist, weil wir bisher mit jeder Faser unseres Seins darin fest-gehangen sind. Und wir haben dabei zahlreiche Probleme bekommen, derer wir uns erst jetzt langsam bewusst werden (und bewusst werden können).
Es gab da einen bedeutenden deutschen Philosophen, der vor fast 250 Jahren folgendes sagte: âHabe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienenâ. Es war Immanuel Kant und er setzte damit denkerisch ein Zeichen âgegen die selbst-verschuldete UnmĂŒndigkeitâ der Menschen. Das war fĂŒr ihn das, was man âAufklĂ€rungâ nennt. UnmĂŒndigkeit war dabei fĂŒr ihn âdas Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet aber sei sie, wenn sie nicht aus einem Mangel an Verstand kommt, sondern aus einem Mangel an Mut.
Ob Kant heute wohl, anbetrachts des âcovid-2019-Intelligenz-Testsâ, an der Menschheit und an deren FĂ€higkeit, sich ihres Verstandes zu bedienen, verzweifeln wĂŒrde? In welchen Zustand aber war die Menschheit damals schon, dass einer wie Kant so etwas sagen musste? Und in welchen Zustand ist sie heute? Gibt es da ĂŒberhaupt einen Unterschied?
War damals etwas ĂŒber die Menschheit herein eingebrochen, das so einschneidend war, dass man sie zu etwas auffordern musste, das man eigentlich als selbstverstĂ€ndlich betrachten wĂŒrde? Oder hatte der Philosoph â gemeinsam mit anderen â soeben eine revolutionĂ€re Entdeckung gemacht? Woher wusste er ĂŒberhaupt, dass die Menschheit sich ihres Verstandes bedienen konnte? Oder warum wusste er, dass sie es nicht tat? War er vielleicht einer, der sich erstmals mit dem PhĂ€nomen der TrĂ€gheit der Massen beschĂ€ftigt hatte?
Oder sind wir hiermit etwa an jenem Punkt angekommen, an dem die Menschheit bereits seit Jahrhunderten und Jahrtausenden steht⊠als sie die FĂ€higkeit, sich ihres Verstandes zu bedienen, verloren hatte? Blickt man in der philosophischen Literatur zurĂŒck, dann zeigt sich bei den frĂŒhen Griechen bereits das PhĂ€nomen der menschlichen Unbewusstheit â wie etwas im Höhlengleichnis von Plato. Aber auch sein Lehrer Sokrates und andere weisen auf die Wichtigkeit von Bildung hin und auf die Notwendigkeit, das Wissen durch richtige Fragen und einen konstruktiven Dialog aus den Menschen herauszuholen⊠damit sie in der Folge dann richtig handeln können.
Noch viel weiter zurĂŒck weisen Zeugnisse der Urvölker wie die der Hopi, die davon berichten, dass in frĂŒheren âWeltenâ bzw. Zeitaltern stets nur wenige dazu berufen waren, in speziellen Schulen eine höhere Ausbildung zu durchlaufen und dass nur wenige dann auch die FĂ€higkeit hatten, ihr Volk zu lenken und zu fĂŒhren sowie die Menschenkultur weiter zu entwickeln. Die Masse der Menschen scheint da also seit jeher Anleitung und FĂŒhrung zu brauchen.
Auf diesem Hintergrund zeigt sich dann die Kantâsche Aufforderung (an alle Menschen), sich des eigenen Verstandes zu bedienen, ziemlich revolutionĂ€r. Es stellt sich jedoch angesichts des Geschehens der vergangenen Jahre immer noch die Frage, wie viele Menschen dazu tatsĂ€chlich auch fĂ€hig sind.
Doch es war ein Aufwachen zu bemerken in diesen Wochen und Monaten und eine Tendenz, sich zumindest einmal in die Richtung eines Wissens zu wenden, das nicht mehr staatlich oder obrigkeits-verordnet ist. Da die Menschen dabei geradezu mit Wissen ĂŒberflutet wurden, mussten sie auch lernen, auf bestimmte Weise RĂŒckschlĂŒsse fĂŒr sich zu ziehen oder sich zusammen zu tun und daraus gemeinsam neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Wissen und AufklĂ€rung ĂŒber bestimmte ZusammenhĂ€nge und Geschehnisse ist eine wichtige Grundlage und Teil des umfassenderen Bewusstseins eines jeden Menschen und auch eines jeden Volkes. Verstand und klares Denken sind dafĂŒr die Voraussetzung und auch das Werkzeug. GrundsĂ€tzlich zeigen Kinder noch einen recht gesunden Menschenverstand, bis sich dann verschiedene âFilterâ darĂŒber legen und ihnen emotional schwierige Erfahrungen die klare Sicht nehmen. Ihr Umfeld prĂ€gt immer mehr ihre Art, Dinge wahrzunehmen und sie sprachlich zu erfassen.
Oft bringen sie auch aus âfrĂŒheren Erfahrungenâ etwas Unsichtbares in ihr Leben mit, das dann langsam alles âeinzufĂ€rbenâ beginnt und schliesslich Situationen hervorbringt, die logisch nicht erklĂ€rbar und deshalb unverstĂ€ndlich bleiben. Das allerdings ist viel hĂ€ufiger der Fall, als wir es uns in unserer scheinbar so logischen und vernĂŒnftigen Welt zugestehen wĂŒrden.
Und da mĂŒssen wir nun unterscheiden lernen zwischen angelerntem Wissen und âwahremâ Wissen. Angelerntes Wissen ist das Nachsagen von Dingen, die andere uns vorgeben. Und es wird solange Ă€usserlich und damit fremd bleiben, bis wir es auf eine gewissen Weise verinnerlichen und dabei das loslassen, was nicht passt. Denken und Wissen brauchen Sprache als Basis, zunĂ€chst vor allem die eigene âMutter-Spracheâ (die in manchen Kulturen auch als âVater-Spracheâ bezeichnet wird).
Das Lernen von Fremd-Sprachen unterscheidet sich grundlegend von der normalen Wissens-Aneignung, denn zum einen greifen wir da auf eine ânatĂŒrlichâ gewachsene Kultur eines anderen Volkes zu und zum anderen bedarf es dabei eines kĂŒnstlerischen und intuitiven Zugangs und der FĂ€higkeit, alles soweit zu integrieren, dass es uns von innen her zur VerfĂŒgung steht. Wer Sprache also wirklich âbeherrschenâ will, muss sich in sie hineinbegeben, um sie dann wie selbstverstĂ€ndlich nach aussen tragen zu können. Manchmal ist es auch ein vergangenes Leben, das bei Menschen bestimmte Sprachen wie angeboren erscheinen lassen.
Wissen besteht aus sehr vielen Facetten und auch ein sogenanntes Volkswissen ist Teil davon â mit oft sehr tiefgehenden Inhalten. Dieses grundlegende Wissen, das vielfach ĂŒber die Sprache, die mĂŒndliche Weitergabe von Kultur-Wissen, ĂŒber Sagen und Mythen weitergegeben wurde, ist seit dem vergangenen Jahrhundert den Völkern (und da wiederum vor allem denen der âwestlichen Weltâ) in einem ungeahnten Ausmass entzogen worden. Das ging und geht bis hin zur völligen Zerstörung. Momentan ist man dabei, die Völker gezielt zu vermischen, womit man sie dann vollends ihrer inneren Kraft und ihrer Ă€usseren Macht beraubt.
Insgesamt ist Wissen in unserer âaufgeklĂ€rtenâ, modernen Welt vor allem Schulwissen und heute immer mehr auch âMedien-Wissenâ. Die Menschen glauben dabei einfach, was andere ihnen vorsetzen und sie wiederholen es. Je öfter sie es wiederholen, desto mehr baut sich in ihnen eine Fassade von Wissen auf, die sie fĂŒr ihre Wirklichkeit halten. Dieses Glauben gilt im Bereich der Religion genauso wie in der der Wissenschaft, der Medizin, der Wirtschaft, in der Politik sowieso, usw. Man kann hier in allen Bereichen unglaublich viel Wissen anhĂ€ufen und dennoch nichts wissen. Mehr noch isoliert ein solches Wissen immer mehr von sich selbst und vom Leben.
âGlaubenâ als Wissen maskiert ist heute ein MassenphĂ€nomen und vielleicht ist das bereits seit Jahrhunderten und Jahrtausenden so. Und es ist gefĂ€hrlich fĂŒr die Menschen, denn sie zeigen dabei weder einen klaren Verstand noch eine ĂŒberzeugte Haltung. Das können sie auch nicht, weil dieses Wissen einerseits âvon obenâ aufgesetzt wird und weil es ihnen unbewusst wie ein enormer Fremdkörper erscheint â was zu natĂŒrlicher Abwehr und zu Abstossung bei jenen fĂŒhrt, denen man dieses âWissenâ in einen zumeist trĂ€gen und unausgebildeten Verstand hineinsetzt. Ein solches âWissenâ hat natĂŒrlich auch Auswirkungen auf das Handeln der Menschen.
Wie bei einer Organtransplantation muss deshalb alles getan werden, dass es im Volks- und Menschenkörper nicht stĂ€ndig zu Abstoss-Reaktionen kommt. Man greift dabei natĂŒrlich wieder nur zu rein kĂŒnstlichen (chemischen) Mitteln, ĂŒber die man alle und alles ruhig hĂ€lt. KĂŒnstliches Essen, kĂŒnstliche Strahlen, als Kunst ausgegebene Berieselungsprogramme und dazu chemische Medizien, mit Chemikalien verunstaltete Natur, chemisches Wetter⊠und vieles mehr. All das fĂŒhrt dazu, dass sich der krank-gemachte Menschen- und Volksverstand ruhig verhĂ€lt und in keiner Weise mehr aufbegehren kann.
WĂ€re der menschliche Verstand geschĂ€rft und kĂ€me er gepaart mit einem gesunden Hausverstand, dann kĂ€me es zu einem ganz natĂŒrlichen Widerstand bis hin zur Weigerung, sich dieses zumeist verlogene, verdrehte, entfremdete Wissen einzuverleiben. Man setzt hier jedoch auf den alten Trick-Faktor der ewigen Wiederholung der gleichen Dummheiten, die dann irgendwann zum allgemein gĂŒltigen und einzig wahren Wissen werden⊠wenn wir jetzt auch immer mehr ganze Generationen vor uns haben, denen selbst dieses âWissenâ völlig egal ist. Sie werden nun ĂŒber das âVakuum-Wissenâ einer kĂŒnstlichen Intelligenz und deren externes Gehirn (wie Handies, Computer,âŠ) einfach nur mehr ferngesteuert und damit endgĂŒltig verdummt.
Ein klarer Verstand und ein gesunder Hausverstand verbunden mit einem intuitiven âBauchwissenâ⊠wĂ€ren die Voraussetzungen fĂŒr wahres Wissen. Jeder Mensch könnte sich diese Art von Wissen zu eigen machen⊠was dann wiederum die Basis fĂŒr Weisheit wĂ€re. Wer gelernt hat, sein Denken zu schĂ€rfen und es stĂ€ndig zu erweitern und wer sich zusĂ€tzlich die FĂ€higkeit angeeignet hat, auf innere Signale zu achten sowie auf sich selber zu hören, der bekommt Zugang zu einem Wissen, das unwiderlegbar fĂŒr ihn ist.
Das wird dann immer mehr zu einer tragfĂ€higen Basis, auf der er sein Leben aufbauen kann, verbunden mit einem unerschĂŒtterlichen Vertrauen in all das, was es mit sich bringt. Wissen heisst dann: tief in sich selber wissen, dass das, was man lebt und tut durch und durch stimmig ist. Auf einer solchen Basis wird ein Mensch dann auch stets das Richtige tun â und er wird keine Notwendigkeit sehen, sich sowie sein Denken und Tun vor anderen zu verteidigen.
An diesem Punkt zeigt sich das Zusammenspiel von Wissen in vielen Formen und gleichzeitig bildet sich hier der Ăbergang von Wissen zu Weisheit, der noch einmal eine grosse Transformation bedeutet. Ein klarer Verstand und damit die FĂ€higkeit, ohne emotionale Anhaftung (also frei) zu denken, zu kombinieren und daraus die eigene RealitĂ€t stĂ€ndig neu zu gestalten⊠ist fĂŒr beides die Basis und das unverwechselbar menschliche Werkzeug. Dieses Werkzeug will allerdings fortwĂ€hrend gepflegt und wie ein Kristall geschliffen werden.
Mit dem wahren Wissen haben wir bereits RĂ€ume betreten, die uns Weite vermitteln. Menschliche Sprache ist dabei die Grundlage und dennoch kommen da noch weitere âSprachenâ dazu, wie die Körpersprache, der Intuition und âdes (Bauch-)GefĂŒhlsâ⊠alles, was in Wirklichkeit sowieso Teil eines jeden menschlichen Sprachausdrucks ist. Hier liegt auch der Grund dafĂŒr, warum kĂŒnstliche Intelligenz niemals funktionieren kann, obwohl sie beeindruckende Leistungen zeigt. Doch auch menschliche Sprache grenzt den Raum ein: Menschen können nur denken, was sie sprachlich ausdrĂŒcken können. Ohne das Einnehmen des eigenen Sprachraumes gibt es weder wahres Wissen noch Weisheit.
Gerade in den vergangenen Jahrzehnten haben wir mit dem Einbrechen der kĂŒnstlichen Intelligenz in unsere Lebenswelt erfahren, wie schnell darunter der sprachliche Ausdruck leidet und degeneriert⊠und damit auch die menschliche DenkfĂ€higkeit. Unterwirft man diese dann noch einer grĂŒndlichen GehirnwĂ€sche, dann stehen wir dort, wo wir uns seit Beginn des Pandemie-Regimes wiederfinden: In der massenhaften und extremen UnfĂ€higkeit, sich des eigenen Verstandes zu bedienen.
Menschen sind (zumindest bis jetzt) keine programmierten Maschinen, die sich in einer sichtbaren und in einer virtuell unsichtbaren Welt befinden. Vielmehr leben sie in vielen RĂ€umen und Welten, von denen wiederum alles mit allem verbunden ist. âIntuitivâ verlassen sie immer wieder die Welt der Sprache und des vernĂŒnftigen Denkens, um sich zu verbinden mit dem, was man die psychische und die Seelen-Welt nennt. Sie kehren dabei in RĂ€ume ein, die sie aus der begrenzten Sprach- und Denkwelt herausnehmen und sie in die unendliche Weite des Lebens hineinfĂŒhren.
FĂŒr die meisten Menschen verlĂ€uft das unbewusst und oft wird es auch als Störung wahrgenommen, aus der man sich am besten in âandere Weltenâ flĂŒchtet â solche, die sehr oft dann zu Suchtwelten werden. Die FĂ€higkeit aber, diese RĂ€ume und Welten bewusst zu wechseln und sie einzunehmen, wenn dafĂŒr die Zeit gekommen ist, fĂ€llt unter das, was wir Weisheit nennen. Es braucht viel Klarheit und Mut, diese Welten zu betreten und dabei Richtung und Halt zu bewahren, um auch wieder heraus- und zurĂŒckkommen zu können.
Ein solcher Mensch wird den Raum jedoch nur dann wechseln, wenn es fĂŒr ihn wichtig und notwendig ist und nicht, weil er sich gerade gelangweilt fĂŒhlt und sich deshalb â oft unter Anwendung von Drogen oder anderen magischen Mitteln â einen Zutritt dazu verschafft, der ihm unter normalen UmstĂ€nden verwehrt bleiben wĂŒrde. Sehr oft auch wechselt ein solcher Mensch auch den Raum oder den Bewusstseinszustand, um fĂŒr andere etwas aus entfernteren RĂ€umen zu holen⊠und ihnen dabei zu helfen, sich zu heilen und bewusster zu werden.
Wer den bekannten Raum (bewusst) verlassen will, muss ihn deshalb zuerst in der Hand haben, also lenken können ⊠statt von ihm beherrscht zu werden, wie es bei den meisten Menschen der Fall ist. Das können wir im Laufe unseres Lebens lernen und mehr noch könnten wir uns bei einer guten und konstruktiven gesellschaftlichen FĂŒhrung in frĂŒhen Jahren schon daran erinnern. Generell aber ist Weisheit das Ergebnis von tiefgehender Lebenserfahrung auf der Basis eines gesunden Wissens, eines umfassenden VerstĂ€ndnisses fĂŒr seine ZusammenhĂ€nge und eines liebevollen EinfĂŒhlungsvermögens in die GrĂŒnde und AbgrĂŒnde eines menschlichen Lebens.
Ein weiser Mensch hat das Wollen, das aus dem Ego kommt (und die jungen Jahre kennzeichnet) ersetzt durch ein Wollen, welches auf das höhere Selbst ausgerichtet ist. Dann gilt nicht mehr das trotzige âIch will (aber)â, mit dem bestimmte Dinge erreicht werden sollen, sondern das gelĂ€uterte âEs gescheheâŠâ, dem ein gesundes âIch willâ zueigen ist. Ein weiser Mensch ist auch einer, der sich trotz aller erfahrenen Widrigkeiten bewusst bleibt, dass Leben weitaus mehr ist, als das, was er in der physischen Welt erfĂ€hrt. Er hat deshalb die FĂ€higkeit erlangt, einen Standpunkt mit gesunder Distanz einzunehmen, wĂ€hrend er gleichzeitig mit grosser Gelassenheit ganz im Leben steht und sich davon berĂŒhren lĂ€sst. Ein solcher Mensch ist getragen von hohen Idealen, die aus seinem Wissen um die Perfektion und die ewige Existenz der Seele kommen.
Weise alte Menschen wĂ€ren eigentlich die Grundlage einer jeden gesunden Gesellschaft. Seit Jahrzehnten jedoch wird darauf hingearbeitet, sie von ihrer Aufgabe innerhalb der Generationen und von der gesellschaftlichen Verantwortung abzuschneiden ⊠indem man sie fĂŒr nutzlos erklĂ€rt, sobald sie ihr aktives Berufsleben beendet haben, wobei die meisten auch da bereits ohne wahres Wissen und Weisheit ankommen. Der Schock sitzt dann oft so tief, dass sie krank werden⊠woraufhin man sie abstellt und zwar immer mehr auch in stumpfen Seniorenheimen, in denen sie dann nur mehr ihren Tod erwarten. Eine solche Gesellschaft beraubt sich damit nicht nur des alten Wissens, sondern auch einer Weisheit, die eigentlich ĂŒberlebens-wichtig wĂ€re â besonders in Zeiten wie diesen.
Wir haben auch eine Medizin, die sowohl Geburt als auch Alter zur Krankheit erklĂ€rt hat⊠und fĂŒr die einzig und alleine sie zustĂ€ndig ist, mit ihrem stĂ€ndigem Durchleuchten der Körper, mit Dauermedikation und stumpfem Herumschnipseln. Sie ignoriert nicht nur die Weisheit des Körpers, sondern auch alle EinwĂ€nde, die aus der Erfahrung und dem Umgang der Menschen mit einer Krankheit oder einem Problem kommen. Gerade in den Zeiten einer Propaganda-Pandemie mussten wir erkennen, wie eiskalt diese Medizin bereits geworden ist und dass man alle hinausdrĂ€ngt, die sich ihrem Techno- und Industrie-Diktat widersetzen.
Menschen mit grossem Wissen sind jedoch dabei aufgetaucht und haben viele inspiriert, die verzweifelt dem Treiben zugeschaut haben. Immer wieder zeigten sich darunter auch weise Menschen, die aus ihrem grossen Wissen heraus klare und richtige Handlungsweisen ableiten und aufzeigen konnten. Es waren dabei auch jĂŒngere Menschen, die wie aus einer anderen Welt kamen und altes Wissen in neuer Form verbreiteten.
Weisheit ist das, was das Herz öffnet. Sie beginnt zu wachsen, wenn wir in einen Raum eintreten⊠in dem wir aufhören, etwas Vorgegebenes erreichen zu wollen. Sie ist dort zu finden, wo wir wieder ĂŒber alles wie ein Kind zu staunen beginnen und in dem wir dankbar sind fĂŒr jede Kleinigkeit, die das Leben uns schenkt. Weisheit kommt aus der Stille und wirkliches Wissen auch. Von dort her kommt auch ein gesundes Selbstwert-GefĂŒhl sowie die Kraft, alles zu meistern, was sich uns zeigt. Stille ist dabei der Raum, den wir in uns selbst geschaffen haben und den wir tĂ€glich besuchen und wie einen erholsamen Garten oder eine Insel in uns pflegen. Weisheit ist unser Erwachen zu uns selbst als göttliche Wesen⊠die wir immer schon sind.
Von Kindheit an sind wir von wilden Urahnungen verfolgt worden. Immer wieder haben wir eine vage PrĂ€senz gespĂŒrt und manchmal einen jĂ€hen Geistesblitz. Wir haben FuĂspuren in spiegelblanken TrĂ€nen gesehen, Spuren in TrĂ€umen entdeckt, in den unverstĂ€ndlichsten Regungen der Seele. In der eigenen Psyche haben wir einen vertrauten Atemzug gespĂŒrt, vielleicht ein undeutliches Grollen, ein unhörbares rufen. Wir wuĂten, daĂ uns etwas Wichtiges, unsere ganze Welt Bewegendes mitgeteilt wurde.
Wir konnten uns entziehen â und doch nie ganz. Etwas Leises in uns begann die Bewegungen der Wilden Freiheit zu beschatten, und sie erwiderte die Gunst. Sie heulte auf, und wir wollten antworten, auch ohne die Sprache zu kennen, auch ohne zu wissen, wem oder was wir in der lĂ€ngsten Seelennacht antworten muĂten. Aber sie, die Wilde Freiheit, blieb stehen und wartete. Sie wartet ein Leben lang auf uns. Das ist das Wunder. Trotz aller Blindheit sehen wir etwas, das vor dem Ego existiert hat und nach dem Ego existieren wird, das in diesem Augenblick hinter dem Ego steht und ihm die Kraft gibt zu existieren.
aus: Die Wolfsfrau, von Clarissa Pinkola-Estés
Weisheit bedeutet also das stetige Heimkehren in unser ursprĂŒngliches Land, das Mutterland der Seele, das uns instĂ€ndig ruft⊠Und es bedeutet, dass wir dabei die Dinge, das Wissen, unsere Geschichte und unsere Erfahrungen so verweben, dass im Laufe der Zeit daraus ein neues Meisterwerk entsteht.
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