Es war einmal ein Dorf, das beschloss, all jene, die sich nicht an die Regeln hielten, einzusperren. Die meisten Bewohner des Dorfes stimmten zu, immerhin konnten sie sich nun sicher sein, dass alles geregelt ablaufen würde.
So kam es, dass nach und nach immer mehr Bewohner des Dorfes in das Gefängnis kamen.
Ein Dorfbewohner, der Philanthrop war, bemerkte, dass im Gefängnis kein frisches Wasser zur Verfügung stand. Er nahm sein Vermögen und sorgte dafür, dass die Gefangenen frisches Wasser hatten.
Er fühlte, dass er damit seine Lebensaufgabe erfüllte und war glücklich.
Ein anderer Philanthrop bemerkte, dass die Gefangenen auf Stroh lagen und so kümmerte er sich darum, dass jeder einzelne ein Bett erhielt.
Auch er fühlte, dass er damit seine Lebensaufgabe erfüllte und war glücklich.
Und es gab noch einen Philanthropen im Dorf, der bemerkte, dass die Gefangenen lediglich Brot zu essen bekamen. Und auch er nahm sein gesamtes Vermögen und spendete hunderte von gesunden Speisen.
Wieder gab es da jemanden, der fühlte, dass er damit seine Lebensaufgabe erfüllte und glücklich war.
Doch dann kam ein Meister aus den hohen Bergen ins Dorf und bemerkte, was im Dorf vor sich ging. Niemand kannte ihn im Dorf und so konnte er sich darin frei bewegen.
Er sah all die Gefangenen, die sich nicht an die Regeln des Dorfes hielten und deshalb eingesperrt wurden.
Er fand die Schlüssel in der Nacht und befreite sie alle.
Was ist nun die Lektion aus dieser Geschichte?
Nun, es gibt Menschen, die einander dabei helfen, das entstandene Leid zu mindern.
Es ist nichts falsch an ihnen. Sie sorgen mit all ihrer Hingabe und Lebzeit dafür, dass Menschen zumindest „im Komfort“ leiden.
Doch es gibt auch jene unter uns, die eine andere Wahrheit erkennen und nach dem Schlüssel suchen, das Leid zu beenden, ihn finden und tun, was zu tun ist. Das sind …
Jene, die die Verstecke der Schlüssel kennen und die Gefängnistüren damit öffnen können…
Jene, die einander helfen, es besser im Leiden zu haben, sind keine schlechten Menschen- sie geben ihr Bestes, ja sogar alles, was sie haben, um zu dienen.
Doch es gibt eben auch jene, die in der Lage sind, die Schlüssel zu vermitteln, die das Leid beenden, indem sie die Tore öffnen.
Was ist nun zu tun? Wie erkennen wir die einen und wie die anderen?
Die Meister sind selten jene, die laut schreien und ihre Zeit damit vergeuden, die Schlüssel am Markt zu bewerben.
Sie sind die stillen, die unscheinbaren. Jene die einfach tun, sind und haben, ohne damit zu prahlen.
Es ist nichts schlechtes an den anderen… nur sind sie meist selbst noch gefangen in ihren Konzepten der Lebenserfüllung und verkennen noch die unzähligen Möglichkeiten, die das Leben bietet.
Sie arbeiten unermüdlich an der Verbesserungen des Leidens, anstatt sich darauf zu konzentrieren, es in ihrem Ursprung zu beenden.
„Wenn die Gefangenen in uns Befreiung finden- so braucht es sie da draußen nicht mehr“
Am nächsten Tag kam einer, der behauptete, er hätte die Gefangenen frei gelassen, weil es sie nicht mehr bräuchte. Die Dorfbewohner waren ängstlich und schlossen ihre Häuser, immerhin, liefen jetzt Gesetzesbrecher frei herum.
Doch der eine hatte die Lösung für sie.
Er ging von Haus zu Haus und zeigte den Bewohnern, wie sie ihre Häuser sicher machen konnten. Er verkaufte Schlösser, entwickelte Eisenstangen zur Verteidigung und gab Kurse in Selbstverteidigung. Auch er war erfüllt von dem Gedanken, das Richtige zu tun.
Immer mehr strömten zu ihm und lernten, wie sie sich sicherer fühlen könnten. Er bildete andere aus, um dem Andrang Stand halten zu können und so wurden es mehr und mehr… die den Ängsten der Bewohner Abhilfe verschaffen konnten.
Doch eines Tages kam der Meister erneut herunter von den hohen Bergen und sah, was passiert war.
Er lud die Dorfbewohner zu sich ein und lehrte sie einander Vertrauen zu schenken, Liebe zu vergeben und Milde zu walten.
„Aber Meister, es wird immer jene geben, die uns schaden wollen – du, hier, in den hohen Bergen, bemerkst davon ja nichts. Aber wir, wir müssen uns in den niederen Tälern mit all jenen herum schlagen, die uns schaden wollen.“
Der Meister antwortete: „Auch im Tal lässt es sich wie auf hohen Bergen die eine Wahrheit finden, wenn du nur danach Ausschau hältst mein Freund. Der Ort des Friedens ist allgegenwärtig, denn er ist stets mit dir. Solange ich hier auf Erden verweile, solange werde ich in den höheren Lagen leben, mit dem Wissen, dass auch sie das Tal einer anderen Ebene sind, in die wir letzten Endes alle eintreten werden.
Die Frage ist nicht: Wie kann ich mich den Tälern und ihren Kräften entziehen, sondern vielmehr, wie kann ich jene Kräfte freisetzen, die so stark sind, dass sie jede selbst entwickelte Gegenkraft überwinden? Eure Antwort bisher war der Bau von Gefängnissen und Schutzmauern. Was, wenn ihr damit anfängt, euch von dieser Idee zu befreien?
Wer hat Recht und wer nicht – sind Fragen, die gefangen halten.
Wer gibt mehr und wer zu wenig – sind Fragen, die euch gefangen halten.
Wer ist besser und wer schlechter – sind Fragen, die euch gefangen halten.
Gebt die Idee der Täler und Berge auf und ihr werdet frei.
Gebt die Idee von Räumlichkeiten auf und ihr werdet frei.
Gebt die Idee von Trennung – oben und unten – rechts und links – gut und böse – alt und jung – neu und verbraucht – sicher und gefährlich auf … und ihr findet Frieden.
Ihr müsst euch nicht schützen, um euer Sein zu bewahren, sondern lediglich begreifen, dass ihr bereits alles beinhaltet, was es braucht, um die Türen zu öffnen und die Gefangenen zu befreien.
„Aber Meister – das ist alles so theoretisch. Was meinst du konkret?
Wissen – ohne jeden Zweifel – ist der Schlüssel zu allem, wonach ihr euch sehnt.
Ich wurde ohne Zweifel erzogen und so kam es, dass ich weiß.
Gebt das an jene weiter, die eure Kinder groß ziehen und eure Welt wird sich ändern.
Die Dorfbewohner machten sich auf und gaben weiter, was der Meister ihnen mit auf den Weg gab.
Und so kam es, dass die nächste Generation im Frieden miteinander lebte und wusste: