Diesen Text habe ich für all diejenigen geschrieben, die beruflich (immer wieder) an ihre Grenzen kommen und das Gefühl haben, dass die Vielzahl an Aufgaben kaum zu bewältigen ist und sie oft nicht entsprechend dafür wertgeschätzt werden. Los geht es:
Weniger ist mehr. Je mehr Du machst, desto weniger kommt in der Regel bei rum.
Keiner sieht, was Du wirklich machst. Keiner wird es Dir je danken, dass Du Dich bis zur Erschöpfung verausgabt hast. Du rennst einer Mohrrübe hinterher, einem alten Programm, das lautet: fleißig sein wird belohnt. Das ist falsch. Dann müssten die meisten der hart arbeitenden Menschen in diesem leistungsorientierten Land reichlich belohnt worden sein oder werden.
Weniger ist mehr.
Im beruflichen Kontext: Keiner sieht wirklich, was Du machst. Der Fokus ist nicht auf Dich gerichtet. Jeder ist mit sich beschäftigt, auch Dein Chef, Deine Chefin.
Interessanterweise sind es gerade die Fleißigen, die zu viel machen und nicht Nein sagen können. Es sind die Fleißigen, die immer noch mehr Arbeit aufgehalst bekommen und irgendwann im Burn-Out landen oder innerlich kündigen. Keiner sagt Dir heute mehr „Stopp, lieber Mitarbeiter, liebe Mitarbeiterin, für heute hast Du genug getan.“
Wenn Du selbst nicht Stopp sagst, macht es keiner für Dich. Früher gab es sinnbildlich den Postkorb mit den Aufträgen. War der Postkorb abgearbeitet und leer, war der Job erledigt. Heute haben wir einen nichtendenden Strom von Aufgaben.
Weniger ist mehr. Du selbst musst die Stopp-Taste drücken. Keiner hat wirklich einen Überblick, was Du alles auf dem Tisch hast. Du kannst sonst was behaupten, keiner weiß es. Der Fokus ist nicht auf Dich gerichtet, jeder ist mit sich beschäftigt.
Das Berufsleben wieder als Spiel betrachten: Du entscheidest, wie viel Du machst, wann es genug ist. Jeder spielt das Spiel anders. Die Kollegen, die wir als faul bezeichnen, sind überspitzt ausgedrückt unsere Lehrmeister. Sie spielen das Spiel anders. Sie machen weniger, oft nur das Wichtigste und dann das, was wirklich gesehen wird und kommen damit meist mehr als wunderbar damit durch. Sie denken und fühlen einfach anders über Arbeit, Erfolg und Belohnung. Gedanke und Gefühl erschafft Realität und jeder von uns hat seine eigene Realität.
Spiel das Spiel neu. Mache weniger, lass Aufgaben sein. Sage mit ernster Miene, dass Du wirklich viel auf dem Tisch hast und keine Kapazitäten für neue Aufgaben und Projekte hast und gebe Dich dabei ruhig und professionell.
Gehe nicht immer, sondern nur, wenn es notwendig ist ans Telefon und lerne, nur auf wichtige Mails zu antworten. Sei nicht immer erreichbar, melde Dich krank, wenn es Dir nicht gut geht oder Du eine Pause brauchst. Es ist letztlich ein Spiel.
Die, die am meisten machen, killen sich am Ende selbst. Deine Leistung ist schnell vergessen (oder wurde nie gesehen) und am Ende bekommst Du noch eine Kündigung als Dank.
Weniger ist mehr. Wenn Du weniger machst, bist Du entspannter und das ist sehr anziehend. Du wirkst automatisch souveräner und professionell. Du bist zudem konzentrierter. Du kannst fokussieren und eben das wirklich Relevante machen.
Das Leben antwortet stets auf unser Gefühl, das heißt auf das, wir vorrangig ausstrahlen. Strahlst Du Mangel aus („Ich muss machen, machen, machen, damit was rumkommt.“) aus, beschert Dir das Leben Mangel (Mangel an Energie, Wertschätzung auf Arbeit und dafür noch mehr Arbeit auf dem Tisch).
Weniger ist mehr.
Das, was Du willst, ist letztlich Deinen Sinn im Leben finden. Ob in der Arbeit oder in Privaten. Den Sinn findest Du im Sein. Also, mache weniger und genieße mehr das Sein.
Das Leben ist nicht da, dass Du irgendeiner Mohrrübe hinterherrennst. Lebe.
Weniger ist mehr. Ändere Deine Gedanken und Einstellung zur Arbeit. Work Hard, Play Hard ist out. Wenn Du mir nicht glaubst, sieh Dich um und schau, wohin uns dieses ganze Machen gebracht hat – im Arbeitsumfeld und in der Gesellschaft. Das Neue ist das Sein. Wir sind keine HumanDoings, sondern HumanBeings.
Die Menschen, die uns am meisten in Erinnerung bleiben, sind die, die Entspanntheit, Souveränität und Liebe ausstrahlen. Eben Leute, die sehr im Sein sind.
Alles im Leben ist als Spiel zu betrachten und Du bist der Spielemacher, die Spielemacherin. Am Ende Deines Lebens wirst Du über so viele Dinge, die Dir jetzt beruflich unglaublich wichtig erscheinen, schmunzeln.
Weniger ist mehr. Stopp mit zu viel Arbeit, Stopp mit Sorgenmachen und dem, was andere über Dich denken könnten.
Mache das Relevante, ruhe Dich aus, schaue, welchen (gedanklichen und realen) Ballast Du abschütteln kannst und fang an das (Arbeits-)Leben nach Deinen Regeln neu zu spielen.
Quelle: https://www.christinewerner.net