Mit mir ist es nicht auszuhalten! Anja Reiche

Die Überzeugung hab ich gerade beim Sprechen in mir gefunden. „Auf Dauer hĂ€lt es niemand mit mir aus. Irgendwann muss ich immer gehen, werde weggeschickt, weil der andere endlich wieder seine Ruhe haben will.“

Wenn ich meine Eltern in GefĂŒhle gebracht habe, wurde ich entweder bestraft, beschĂ€mt oder weggeschickt, in dem sie mir eine Aufgabe, eine Arbeit gegeben haben. Ich wurde klein gemacht. Es wurde Macht ĂŒber mich ausgeĂŒbt. Meine EinwĂ€nde als Blödsinn und unwichtig hingestellt.

NatĂŒrlich hab ich abgespeichert, dass ich das Problem bin, dass irgendwann der Moment kommt, in dem ich weggeschickt werde, weil es fĂŒr den anderen nicht mehr auszuhalten ist. Weil ICH nicht auszuhalten bin. Weil es mit mir nicht auszuhalten ist.

TatsĂ€chlich haben SICH meine Eltern SELBST nicht ausgehalten. Haben ihre EIGENEN GefĂŒhle nicht ertragen.

Ich bin nicht diejenige, die deren Grenzen stĂ€ndig ĂŒberschritten hat mit meinen Fragen und EinwĂ€nden. Meine wurden ĂŒberschritten mit sinnlosen Regeln und Unwesentlichkeiten, mit der Kontrolle von mir, damit sie sich selbst nicht fĂŒhlen mussten. Ich hab mich gewehrt und wurde zum TĂ€ter erklĂ€rt. Da waren WidersprĂŒche in den Aussagen, im Verhalten meiner Eltern. Da waren BegrĂŒndungen und Regeln, die nicht zu Ende gedacht waren. Ich habe hinterfragt. Habe damit Überforderung ausgelöst, Ohnmacht, Kleinheit, Minderwertigkeit und wurde dafĂŒr gemaßregelt. FĂŒhlte mich als TĂ€ter. Diese Verdrehung wirkt.

„Wer nicht fĂŒhlen will, muss herrschen.“ Dieser Satz ist mir in der VerrĂŒcktheit der letzten drei Jahre „Krise“ so deutlich geworden. Bei meinen Eltern war es auch so. Nur dass ich es als Kind halt nicht ĂŒberreißen konnte und die falschen SchlĂŒsse gezogen habe.

In der Begegnung mit Christian wird es gerade sehr deutlich. Meine Angst, dass ich ihm irgendwann zuviel bin, dass es zu anstrengend mit mir ist, dass es nicht auszuhalten ist mit mir, ist wieder aktiv. Ein Teil in mir wartet auf den Moment, in dem ich gehen muss, weil er seine Ruhe haben möchte.

Wir reflektieren viel. Beleuchten. Durchdringen. Er sagt mir, dass er es genau so will. Dass ich hinterfragen soll, dass meine feine Wahrnehmung von Unstimmigkeiten gefragt ist und gleichzeitig ist da der Teil, der denkt: „Das kann er nicht wirklich wollen.“

Die Kleine von damals braucht wohl gerade mal die Aufdeckung des Irrglaubens.

â–ȘNicht sie ist schwer auszuhalten, sondern die GefĂŒhle, die sie auslöst.

â–ȘSie ist nicht das Problem, wenn andere ihre GefĂŒhle nicht handhaben können.

â–ȘUnstimmigkeiten und WidersprĂŒche ansprechen, etwas in Frage stellen, ist keine GrenzĂŒberschreitung.

â–ȘSie ist liebenswert. Ihr gesamtes Wesen wird geliebt und gewollt, vom Leben gebraucht.

Ich bin geliebt und gewollt. Genau richtig.

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Bildanhang von mir/esistallesda.de/Roswitha (Eigener Fundus, Facebook)