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Mehlwürmer im EU-Brot: Wie steht es in der Schweiz?
Ab dem 10. Februar 2025 wird der Einsatz von Mehlwurm-Pulver in alltäglichen Lebensmitteln wie Brot und Pasta in der EU erlaubt. Doch die Schweiz ist mit der Zulassung von Insekten als Nahrungsmittel bereits einen Schritt weiter. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe und mögliche Auswirkungen
Veröffentlicht am 10. Februar 2025 von DF. Lesedauer: 3 Minuten. PDF herunterladen
Die Europäische Union hat am 20. Januar 2025 die Zulassung von Mehlwurm-Pulver für den Einsatz in Lebensmitteln erlaubt (wir berichteten).
Während in der EU die Zulassung der Mehlwurm-Larven für Lebensmittelprodukte nach jahrelanger Prüfung und einem Antrag des französischen Unternehmens Nutri’Earth im Jahr 2019 nun Realität wird, dürfen in der Schweiz schon seit 2017 verschiedene Insektenarten wie Mehlwürmer im Larvenstadium, Grillen und europäische Wanderheuschrecken zum menschlichen Verzehr angeboten werden. Der Blick berichtete zum Beispiel diese Woche. Auch hier ist die klare Deklarationspflicht eine Voraussetzung, und die Konsumenten müssen informiert werden, wenn Insektenprodukte Bestandteil von Lebensmitteln sind.
Im Vergleich zur EU war die Schweiz also deutlich schneller, was die Zulassung von Insekten als Nahrungsmittel betrifft. Die Entscheidung der EU und der Schweiz erfolgte ohne große öffentliche Diskussion im Hauruck-Verfahren. Dabei ist in der traditionellen europäischen Ernährung der Verzehr von Insekten und Ungeziefer wenig verbreitet und häufig mit Ekel verbunden, während andere Gliederfüßler wie Hummer oder Garnelen als Delikatessen gelten. Es gibt jedoch einige regionale Traditionen, wie den Käse Casu Marzu auf Sardinien und in Teilen Frankreichs, der Fliegenlarven enthält, oder die Maikäfersuppe in Deutschland und Frankreich bis Mitte des 20. Jahrhunderts.
Trotzdem zeigen Umfragen, dass die Mehrheit der Bevölkerung dem Insektenverzehr ablehnend gegenübersteht. In Italien sorgte ein Video der Barilla-Stiftung, das Pasta mit Insekten verband, für einen medialen Aufschrei und eine offizielle Stellungnahme der Regierung. Das westliche Nahrungstabu gegenüber Insekten erklärt sich durch kulturelle Assoziationen von Ekel und Schmutz, aber es gibt noch einen weiteren Grund: Der Verzehr von Insekten kann bei Allergikern Reaktionen auslösen. Außerdem warnen Tierschutzorganisationen vor Fungiziden und Antibiotika, die bei der Massentierhaltung eingesetzt werden. Auch Schwermetalle können in den verarbeiteten Ungeziefer-Produkten enthalten sein.
Weiterlesen im Originalbeitrag: https://transition-news.org/mehlwurmer-im-eu-brot-wie-steht-es-in-der-schweiz
Beitrag vom 10. Febraur 2025
DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) 2025/89 DER KOMMISSION vom 20. Januar 2025
zur Genehmigung des Inverkehrbringens von UV-behandeltem Pulver ganzer Larven von Tenebrio molitor (Mehlwurm) als neuartiges Lebensmittel und zur Änderung der Durchführungsverordnung (EU) 2017/2470
(Text von Bedeutung für den EWR)
DIE EUROPÄISCHE KOMMISSION
Gestützt auf den Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union,
gestützt auf die Verordnung (EU) 2015/2283 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2015 über neuartige Lebensmittel, zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 1169/2011 des Europäischen Parlaments und des Rates und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 258/97 des Europäischen Parlaments und des Rates und der Verordnung (EG) Nr. 1852/2001 der Kommission (1), insbesondere auf Artikel 12 Absatz 1, in Erwägung nachstehender Gründe:
- Gemäß der Verordnung (EU) 2015/2283 dürfen in der Union nur zugelassene und in die Unionsliste der neuartigen Lebensmittel aufgenommene neuartige Lebensmittel in Verkehr gebracht werden.
- Nach Artikel 8 der Verordnung (EU) 2015/2283 wurde mit der Durchführungsverordnung (EU) 2017/2470 der Kommission (2) eine Unionsliste der neuartigen Lebensmittel erstellt.
- Am 30. Juli 2019 stellte das Unternehmen Nutri’Earth einen Antrag auf Genehmigung des Inverkehrbringens von UV-behandeltem Pulver ganzer Larven von Tenebrio molitor (Mehlwurm) als neuartiges Lebensmittel in der Union.
- Die Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bewertete das Lebensmittel und kam am 28. März 2023 zu dem Schluss, dass das Produkt unter den vorgeschlagenen Verwendungsbedingungen sicher ist.
- Die Behörde empfahl jedoch, die Allergenität weiter zu erforschen, da das Lebensmittel allergische Reaktionen hervorrufen kann, insbesondere bei Personen mit Allergien gegen Krebstiere oder Hausstaubmilben.
- Die Bezeichnung des Lebensmittels muss daher die Verbraucher darauf hinweisen, dass das Produkt durch UV-Behandlung erzeugtes Vitamin D enthält und allergische Reaktionen auslösen kann.
Artikel 1
UV-behandeltes Pulver ganzer Larven von Tenebrio molitor darf in der Union in Verkehr gebracht werden. Es wird in die Unionsliste der neuartigen Lebensmittel aufgenommen.
Artikel 2
Bis zum 10. Februar 2030 darf ausschließlich das Unternehmen Nutri’Earth das Produkt in der Union in Verkehr bringen, es sei denn, spätere Antragsteller erhalten eine Genehmigung ohne Nutzung der geschützten Daten oder mit Zustimmung von Nutri’Earth.
Artikel 3
Die wissenschaftlichen Studien und Daten des Antragstellers, die für die Genehmigung verwendet wurden, dürfen für fünf Jahre nicht ohne dessen Zustimmung genutzt werden.
Artikel 4
Diese Verordnung tritt am zwanzigsten Tag nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union in Kraft und ist in allen Mitgliedstaaten verbindlich.
Brüssel, den 20. Januar 2025
Für die Kommission
Die Präsidentin
Ursula VON DER LEYEN
Anhang: Aufnahme in die Unionsliste der neuartigen Lebensmittel
**Zugelassenes neuartiges Lebensmittel: UV-behandeltes Pulver ganzer Larven von **Tenebrio molitor
Lebensmittelkategorie | Höchstgehalt (g/100 g) | Höchstgehalt an Vitamin D3 (µg/100 g) |
---|---|---|
Brot und Brötchen | 4,0 | ≤ 3,2 |
Kuchen | 4,0 | ≤ 3,2 |
Teigwaren | 3,5 | ≤ 2,8 |
Kartoffelprodukte | 3,0 | ≤ 2,4 |
Käse und Käseprodukte | 1,0 | ≤ 0,8 |
Obst- und Gemüsekompotte | 3,5 | ≤ 2,8 |
Zusätzliche Kennzeichnungsvorschriften
- Die Bezeichnung des neuartigen Lebensmittels lautet „UV-behandeltes Larvenpulver von Tenebrio molitor (Mehlwurm)“.
- Die Kennzeichnung muss den Hinweis enthalten, dass Verbraucher mit bekannten Allergien gegen Krebstiere und Hausstaubmilben allergische Reaktionen entwickeln können.
- Falls das Lebensmittel signifikante Mengen an Vitamin D enthält, muss es mit dem Hinweis „enthält durch UV-Behandlung erzeugtes Vitamin D“ versehen und der Vitamin-D-Gehalt angegeben werden.
Quelle: Amtsblatt der Europäischen Union, 21. Januar 2025
Persönliche Anmerkung zum Beitrag: Möchte lieber nicht (mehr) wissen, was in den anderen/vorangegangenen 88 Genehmigungen noch so verabschiedet wurde.
Hier kannst du dir den Insektenscanner auf dein Mobiltelefon laden: https://duckduckgo.com/?hps=1&q=insekten+scanner+lebensmittel+kostenlos&ia=web
PS: In vielen Kulturen ist der Verzehr von Insekten ganz normal, während er in Europa erst langsam ankommt. Insekten sind eine nachhaltige Proteinquelle, brauchen weniger Ressourcen als herkömmliche Nutztierhaltung und haben eine hohe Nährstoffdichte. Andererseits gibt es noch offene Fragen zur Akzeptanz, möglichen Allergien und zur Regulierung und ZUR Akzeptanz ebendieser Tierchen …
nach dem Motto: „Jedem Tierchen sein Pläsierchen“
https://www.openthesaurus.de/synonyme/Jedem%20Tierchen%20sein%20Pl%C3%A4sierchen.
https://de.wiktionary.org/wiki/jedem_Tierchen_sein_Pl%C3%A4sierchen 😃