Massenmanipulation von der Antike bis zur Gegenwart: Die hohe Schule der schwarzen Rhetorik. Dr. Claudia Simone Dorchain

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Massenmanipulation ist eine uralte Technik, die schon im Altertum bestand.

Was machten die sogenannten „Sophisten“ in der Antike?

Wie waren ihre Künste aufgestellt, um Menschen das Wort im Mund zu verdrehen?

Gibt es Querverbindungen alter und neuer Sophisten?

Welche Techniken wenden professionelle Demagogen an?

Was muss man wissen, um sich vor Manipulationen durch sprachliche Suggestion zu schützen?

Und – sind vielleicht nicht nur Einzelne sophistisch, sondern ganze Gruppen?

Philosophin Dr. Claudia Simone Dorchain über die alte und neue Kunst, unter allen Umständen Recht zu behalten – auch wenn man es objektiv gesehen nicht hat.

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Sophistik und Narzissmus – Ein Beitrag zur Manipulation durch Sprache und Rhetorik

In der Antike waren Sophisten reisende Redner und Lehrer, die ihre rhetorischen Fähigkeiten gegen Bezahlung weitergaben. Ihr Versprechen war einfach: Wer ihre Techniken beherrschte, konnte in Politik und Gesellschaft Macht erlangen. Doch ihr Ansatz war umstritten – während Philosophen wie Sokrates die Wahrheit suchten, waren Sophisten oft primär am Sieg in Debatten interessiert.

Der grundlegende Unterschied zwischen einem Philosophen und einem Sophisten liegt im Ziel ihrer Rede. Während der Philosoph die Wahrheit ans Licht bringen und seinen Gesprächspartner überzeugen möchte, geht es dem Sophisten einzig darum, seinen Gegner zu übertrumpfen – notfalls mit manipulativen Techniken. Diese als „Schwarze Rhetorik“ bekannten Strategien dienen dazu, das Gegenüber aus dem Konzept zu bringen, Verwirrung zu stiften und die eigene Position um jeden Preis als überlegen darzustellen.

Manipulative Techniken der Sophisten

Ein zentraler Mechanismus der schwarzen Rhetorik ist der sogenannte „Burke-Effekt“ (Basking in Reflected Glory), bei dem das eigene Ego durch die Bezugnahme auf große Persönlichkeiten, Traditionen oder Institutionen künstlich aufgewertet wird. Das Ziel ist es, Autorität zu suggerieren und so das eigene Argument unantastbar erscheinen zu lassen.

Weitere typische Methoden der Sophistik sind:

  • Begriffsverwirrung: Begriffe werden absichtlich unscharf verwendet oder neu definiert, um Diskussionen in die gewünschte Richtung zu lenken.
  • Lang- und Kurzreden: Ein Sophist kann endlos reden oder bewusst kurz und prägnant sein – je nachdem, was seinem Ziel dient.
  • Juristische Dialektik: Statt eines offenen Austauschs wird eine Streitkunst betrieben, die auf Täuschung und Wortklauberei beruht.
  • Erlernte Hilflosigkeit: Durch rhetorische Tricks wird dem Gegner suggeriert, dass er dumm oder machtlos sei, was zu Unsicherheit und Resignation führt.

Schopenhauer und die Kunst, immer Recht zu behalten

Der Philosoph Arthur Schopenhauer analysierte in seiner Schrift „Eristische Dialektik“ (1831) genau diese Techniken. Er beschrieb 38 rhetorische Tricks, mit denen man Debatten für sich entscheiden kann – selbst wenn man im Unrecht ist. Darunter fallen Methoden wie das persönliche Lächerlichmachen des Gegners (ad personam), das Ablenken vom eigentlichen Thema oder das Erzeugen von Selbstwidersprüchen beim Gegner.

Diese Techniken sind nicht nur auf den Einzelnen beschränkt – auch Staaten und Institutionen nutzen manipulative Rhetorik zur Durchsetzung ihrer Interessen. Noam Chomsky beschreibt zehn Strategien der Manipulation, darunter:

  • Die Aufmerksamkeit ablenken – Wichtige Probleme werden in den Medien durch Nebensächlichkeiten überdeckt.
  • Probleme schaffen, um Lösungen anzubieten – Erst wird eine Krise erzeugt, dann wird die „rettende“ Maßnahme präsentiert.
  • Sprich zur Masse wie zu Kleinkindern – Eine infantilisierte Sprache reduziert kritisches Denken.
  • Wandle Widerstand in Schuldgefühle um – Kritiker werden moralisch diskreditiert, anstatt sich mit ihren Argumenten auseinanderzusetzen.

Parallelen zum Narzissmus

Viele dieser Strategien überschneiden sich mit den manipulativen Techniken narzisstischer Persönlichkeiten. Narzissten nutzen häufig Gaslighting*, um ihr Gegenüber zu verunsichern. Durch systematische Unterstellungen und Lügen wird das Opfer in seinem Selbstbewusstsein destabilisiert, bis es an der eigenen Wahrnehmung zweifelt.

Typische Aussagen eines Gaslighters sind:

  • „Das bildest du dir ein.“
  • „Du übertreibst immer.“
  • „Du bist einfach zu sensibel.“

Sowohl der Sophist als auch der Narzisst manipuliert, indem er sich als überlegene Autorität inszeniert und sein Gegenüber herabsetzt. Dies dient nicht nur der Machterhaltung, sondern oft auch der Durchsetzung ideologischer oder politischer Agenden.

Manipulation in der modernen Gesellschaft

Während Sophistik in der Antike vor allem in Rededuellen Anwendung fand, hat sich das Konzept in der modernen Medienlandschaft weiterentwickelt. Heute sind manipulative Rhetorik und Propaganda fest in der Politik, den Medien und der Unternehmenskommunikation verankert. Soziale Netzwerke und Nachrichtensendungen sind voller subtiler rhetorischer Techniken, die darauf abzielen, Meinungen zu steuern und die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen.

Dabei greifen moderne Sophisten auf psychologische Mechanismen zurück, die das Verhalten von Menschen langfristig verändern können. Ein Beispiel ist die erlernte Hilflosigkeit, bei der Menschen durch ständige negative Botschaften in eine Art psychische Lähmung versetzt werden. Sie nehmen an, dass sie ohnehin nichts ändern können – und akzeptieren so ohne Widerstand Einschränkungen und Ungerechtigkeiten.

Fazit: Wie kann man sich schützen?

Die beste Verteidigung gegen schwarze Rhetorik und Manipulation ist das Wissen um diese Techniken. Kritisches Denken, das Erkennen von sprachlichen Manipulationsmustern und das bewusste Hinterfragen von Aussagen sind essenziell, um sich nicht unbewusst beeinflussen zu lassen.

Sokrates lehrte einst die Mäeutik – die Kunst der Fragenstellung – als Methode, um zur Wahrheit zu gelangen. Vielleicht ist das auch heute noch der beste Weg, sich gegen sophistisches Blendwerk zu wehren: Nicht alles ungefragt hinnehmen, sondern immer wieder nach der Wahrheit suchen.


Anmerkung zu meinem Transkript/Roswitha/esistallesda.de: Obschon der Begriff Gaslighting auf meinem Blog zum vertrauten Sprachgebrauch zählt, möchte ich ihn hier noch einmal erklären:

Gaslighting ist eine psychologische Manipulationstaktik, bei der eine Person oder Gruppe gezielt die Wahrnehmung, Erinnerung oder Realität eines anderen in Frage stellt, um ihn zu verunsichern und zu kontrollieren.

Typische Merkmale von Gaslighting:

Leugnen von Tatsachen („Das ist nie passiert.“)
Verdrehen der Realität („Du erinnerst dich falsch.“)
Herabsetzen der Wahrnehmung des Opfers („Du bist zu empfindlich.“)
Widersprüchliche Aussagen, um Verwirrung zu stiften
Schuldumkehr („Du übertreibst und machst aus allem ein Drama.“)

Ziel ist es, das Opfer an sich selbst zweifeln zu lassen, damit es leichter zu manipulieren ist. Gaslighting tritt oft in toxischen Beziehungen, im Berufsleben oder mittlerweile gezielt in der Politik und den Medien auf.

💡 Wie man sich schützt:

  • Kritisches Denken bewahren
  • Fakten überprüfen
  • Mit vertrauenswürdigen Personen sprechen
  • Emotionale Distanz zu Manipulatoren wahren
  • Dem eigenen Gefühl vertrauen lernen

Siehe auch: https://www.esistallesda.de/2025/03/19/sokrates-glaubte-dass-die-demokratie-nicht-von-weisheit-sondern-von-der-unwissenheit-der-massen-gesteuert-wird/