Die Psychologie der Verschwörungsleugner (Radio München 2021/Zur Erinnerung)

https://www.youtube.com/@radiomuenchenkulturundalles

In eigener Sache: Da Youtube nun den dritten Beitrag gelöscht hat, können wir 14 Tage keine neuen Beiträge hochladen (2021). Wenn Sie an weiteren Beiträgen interessiert sind, folgen Sie uns bitte auf unserer Homepage, auf Soundcloud, auf Telegramm oder Odysee.

Heute werfen wir einen Blick auf jene Leute, die für Verschwörungstheorien nur Spott übrig haben.

Was heißt wir, es war der Autor Tim Foyle, dessen Text zunächst im März im off-guardian erschienen war, mit dem Titel „on the psychology of the conspiracy-denier“:

Über die Psychologie des Verschwörungsleugners, gelesen von Sabrina Khalil.

Übersetzung: Bastian Barucker.

Das Original ist nachzulesen unter: https://reportingforbeauty.substack.c…#Corona​#Covid19​#Verschwörungstheorie#Verschwörungsleugner#off-cuardian #TimFoyle#SabrinaKhalil#Learning#RadioMünchen​

Radio München https://www.radiomuenchen.net/​  / radiomuenchen​    / radiomuenchen​    / radio_muenc​.  .   / radiomuenchen  

Radio München ist eine gemeinnützige Unternehmung.

Wir freuen uns, wenn Sie unsere Arbeit unterstützen. GLS-Bank IBAN: DE65 430 609 678 217 986 700 BIC: GENODEM1GLS Bitcoin Cash (BCH): qqdt3fd56cuwvkqhdwnghskrw8lk75fs6g9pqzejxw Ethereum (ETH): 0xB41106C0fa3974353Ef86F62B62228A0f4ad7fe9


Herzlich willkommen bei Radio München. Heute werfen wir einen Blick auf jene Menschen, die für sogenannte „Verschwörungstheorien“ nur Spott übrig haben. Genauer gesagt – wir tun das nicht selbst, sondern hören einen Text von Tim Foyle, der ursprünglich im März im britischen Off-Guardian unter dem Titel „Am College of the Conspiracy“ erschien. Es geht um die Psychologie des Verschwörungsleugners, gelesen von Sabrina Halil.

Warum sträuben sich ansonsten vollkommen intelligente, nachdenkliche und rational denkende Menschen so vehement gegen die Vorstellung, dass Soziopathen sich verschwören könnten, um andere zu manipulieren und zu täuschen? Warum verteidigen sie eine so unbegründete Position mit solcher Inbrunst?

Die Geschichte der Menschheit ist voller Machenschaften: von Lügnern, Dieben, Tyrannen und Narzissten – und ebenso voller katastrophaler Folgen daraus. Auch heute gibt es zahlreiche Belege für Korruption und Täuschung. Wir wissen ohne Zweifel, dass viele Politiker lügen, ihre Verbindungen verschleiern und Unternehmen systematisch moralische Standards missachten. Die Korruption ist allgegenwärtig. Die Drehtüren zwischen Wirtschaft und Politik, das Lobbysystem, korrupte Aufsichtsbehörden, die Verfasstheit von Medien und Justiz – all das führt selten dazu, dass Fehlverhalten geahndet wird.

Wir wissen, dass Medien zwar Lärm um diese Dinge machen, sie aber selten mit echtem Nachdruck verfolgen. Wir wissen, dass Fehlverhalten in Geheimdiensten und Strafverfolgungsbehörden an der Tagesordnung ist – oft in atemberaubendem Ausmaß. Und dennoch bleibt Gerechtigkeit meist aus. Regierungen ignorieren die Rechte der Bürger, treten sie mit Füßen, misshandeln ihre eigenen Bevölkerungen. Nichts davon ist umstritten.

Warum also leugnen sogenannte „Verschwörungsleugner“ mit solcher Überzeugung all das? Warum halten sie fest an der Illusion, dass „die Großen und Guten da oben“ alles im Griff haben, dass sie unser Bestes im Sinn hätten, gewissenhaft, weise und aufrichtig seien? Warum verteidigen sie die bröckelnde Vorstellung, dass die Presse dem Volk und der Wahrheit dient – und nicht den Täuschern? Dass Ungerechtigkeiten bloße Fehler sind – nie das Resultat von Verschwörungen?

Die Frage ist nicht, ob Verschwörungen existieren – das ist eindeutig. Die Frage ist, warum manche Menschen trotz aller Beweise daran festhalten, dass es sie nicht gäbe. Der einzige Streitpunkt ist letztlich das Ausmaß.

Wer neugierig auf die Pläne machtvoller Soziopathen ist, wird diese Neugier nicht auf einen Konzern oder ein Land beschränken. Warum auch? Die Muster, die sich an einer Stelle zeigen, gelten mit hoher Wahrscheinlichkeit auch weiter oben – in der gesamten Hierarchie der Macht. Doch der Verschwörungsleugner erklärt genau das für absurd. Warum?

Es ist offensichtlich: Die gesellschaftlichen und rechtlichen Strukturen, die die Menschheit hervorgebracht hat, sind Hierarchien – genau jene Formen, die Soziopathen begünstigen. Ein Mensch mit gesunder, kooperativer Denkweise hat wenig Interesse, die Kämpfe auszufechten, die nötig sind, um politische oder wirtschaftliche Macht zu erlangen. Was also, glauben Verschwörungsleugner, tun all die Millionen Soziopathen auf der Welt? Sitzen sie einfach nur herum?

Sie wurden in ein Spiel hineingeboren, in dem Reichtum und Macht an der Spitze der Pyramide liegen – und Rücksichtslosigkeit sowie Amoral die besten Spielzüge sind. Wer Monopoly gespielt hat, weiß: So gewinnt man. In diesem Spiel muss ein Soziopath nur öffentlich lügen und privat konspirieren. Was könnte einfacher sein?

Die Vorstellung, dass unsere Welt nicht durch genau diese Dynamik geprägt ist, grenzt an Wahnsinn. Wie also kommt es zu diesem selbstzerstörerischen Impuls? Die Antwort liegt in einem angeborenen kindlichen Vertrauen. Säuglinge überleben nur, weil sie automatisch den Menschen vertrauen, die für sie sorgen. Dieses Vertrauen ist biologisch notwendig. In einer gesunden Gesellschaft würde sich dieser Instinkt mit dem Selbstbewusstsein, dem logischen Denken und dem Skeptizismus weiterentwickeln.

In so einer Gesellschaft würde das kindliche Urvertrauen in Werte überführt – in Vernunft, Wahrheit, Freiheit, Schönheit, Leben oder spirituelle Prinzipien. Doch in unserer heutigen Welt geschieht das oft nicht. Das Vertrauen bleibt unentwickelt – und richtet sich auf das, was am präsentesten, lautesten und mächtigsten erscheint: das „System“, das Netzwerk der Autoritäten.

Der Verschwörungsleugner lebt im Grunde in einem kindlichen Reflex. Wenn das Vertrauen nicht bewusst gewandelt wurde, dann bleibt der Säugling in uns aktiv – jener Teil, der einfach glaubt, „Mama und Papa“ würden sich schon kümmern. Und wenn jemand diese Illusion angreift – etwa, indem er die Integrität der Mächtigen in Frage stellt – reagiert der Leugner, als hinge sein Überleben davon ab. Und in gewisser Weise tut es das auch: Denn das emotionale Überleben des unreifen Anteils hängt an diesem Bild.

So kommt es, dass die Standard-Reaktion lautet: „So eine große Verschwörung kann es gar nicht geben.“ Doch das ist faktisch falsch. Großkonzerne haben jahrzehntelang Prozesse wegen Verbrechen – von Umweltzerstörung bis zu medizinischer Fahrlässigkeit – schlicht als Betriebsausgaben verbucht. Politiker lügen systematisch. Regierungen begehen abscheuliche Menschenrechtsverletzungen – ohne Konsequenzen.

Wann also ist eine Verschwörung „zu groß“, um damit durchzukommen? Die Wahrheit ist: Der Intellekt des Leugners wird durch die Tragweite überfordert – und zieht sich dann in den uralten Reflex zurück: „Jemand kümmert sich schon.“

Die gefährliche Illusion lautet: Dort, wo wir die Kontrolle verlieren, gibt es eine wohlwollende Autorität, der wir vertrauen können – bedingungslos. Und diese Illusion könnte der Hauptgrund dafür sein, warum wir die Macht über unser Leben in die Hände von Soziopathen legen.

An jene, die gerne Menschen, die Fragen stellen, als „Aluhutträger“, „Trump-Anhänger“ oder „Wissenschaftsfeinde“ abtun, richte ich folgende Fragen: Woran glauben Sie? In was haben Sie ihr Vertrauen gesetzt – und warum?

Warum vertrauen so viele Menschen neuen globalen Governance-Organisationen, obwohl sie ihren eigenen Regierungen nicht trauen? Wie rational ist das?

Diese Organisationen sind keine wohlwollenden Eltern. Sie zeigen keine Loyalität zu humanistischen Werten. Warum also sollte man ihnen vertrauen? Weil sie PR-Strategien und Hochglanz-Broschüren haben?

Vertrauen sollte bewusst entwickelt und ständig hinterfragt werden. Es gibt einen Grund, warum z. B. Buddhisten empfehlen, das Vertrauen nicht in Personen, sondern in universelle Prinzipien wie das Naturgesetz (Dharma) zu setzen.

Denn: Macht korrumpiert. Und in unserer heutigen Zeit ist unverdientes Vertrauen vielleicht die größte Machtquelle überhaupt.

Massive kriminelle Verschwörungen existieren – das ist belegt. Wie groß die aktuell laufenden Verschwörungen sind, wissen wir nicht. Aber es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sie im neuen globalen Zeitalter weniger werden – im Gegenteil.

Solange abweichende Meinungen verspottet und zensiert werden – von sogenannten „Gatekeepern“, Informationswächtern, nützlichen Idioten und Verschwörungsleugnern –, arbeiten diese unbewusst direkt für die soziopathische Agenda.

Es liegt in der Verantwortung jedes Menschen, soziopathische Agenten zu entlarven – und nicht jene zu bekämpfen, die Missstände aufdecken wollen.

Jetzt ist die Zeit, kindliche Impulse abzulegen, erwachsen zu werden – und die Zukunft der Kinder zu schützen, die uns ihr Leben anvertrauen.

Dieser Text hat sich auf den tiefsten psychologischen Antrieb der Verschwörungsleugnung konzentriert. Natürlich gibt es noch weitere: den Wunsch, akzeptiert zu werden, das Bedürfnis, ein positives Selbstbild zu bewahren, die Angst vor dem inneren Schatten, intellektuelle Trägheit oder klassische Feigheit.

Doch am Ende bleibt der zentrale Punkt: Wer in dieser Zeit wirklich Verantwortung übernehmen will, muss den Mut haben, sich der Wirklichkeit zu stellen – auch, wenn sie unbequem ist.