Liebe dich selbst – Liebe sie, so wie sie sind. Judith Kusel

Jede Seele auf dieser Erde sehnt sich tief im Herzen danach, geliebt zu werden – so, wie sie wirklich ist. Und doch fällt es uns oft schwer, uns selbst in unserer Ganzheit zu lieben, mit all unseren Schatten und unserem Licht. Beides gehört zusammen, sie gleichen sich aus und schaffen Balance.

Von klein auf wurden wir geprägt – durch unsere Familien, die Gesellschaft, das Bildungssystem. Uns wurde gesagt, wer wir sein sollten. Oft wurden wir dazu gedrängt, uns anzupassen. Wer anders war, wer hinterfragte, wurde ausgegrenzt. Viele begannen, sich selbst zu verleugnen, um dazuzugehören. Doch tief in uns wissen wir: Mit uns ist nichts falsch.

Wie oft wurden wir als Kinder für unsere Vorstellungskraft belächelt, wie oft wurde uns gesagt, dass das, was wir fühlten oder sahen, nicht real sei? Doch manche von uns entschieden sich, frei zu bleiben – oder haben es später getan.

Viele jedoch sind in einen Zustand der Anpassung gefallen, haben sich dem Willen anderer untergeordnet und ihre eigene Wahrheit vergessen. Doch jetzt ändert sich alles. Wir werden an unsere Essenz erinnert, unsere alten Muster brechen auf. Plötzlich erkennen wir, dass vieles, was uns beigebracht wurde, nicht wahr ist. Dass Menschen, denen wir vertraut haben, nicht das waren, wofür wir sie hielten. Auch Familiengeheimnisse und generationsübergreifende Prägungen treten ans Licht.

Doch das Leben selbst ist die größte Schule. Wahre Weisheit findet sich nicht in akademischen Abschlüssen, sondern oft in den einfachsten Begegnungen. Jede Seele ist vollkommen, erschaffen ohne Makel. Unsere Schatten sind nicht unser Fehler – sie sind unser Lehrer. Sie helfen uns, zu wachsen, mitfühlender zu werden, tiefer zu lieben. Derjenige, der Schmerz kennt, kann anderen am besten Heilung bringen.

Wenn wir uns selbst vollständig annehmen – mit all unseren Licht- und Schattenseiten – erst dann können wir auch andere wahrhaft lieben. Ohne sie verändern zu wollen. Denn oft erinnern wir uns nicht an die Perfektion eines Menschen, sondern an seine kleinen Eigenheiten, sein Lachen, seine Unvollkommenheit, die ihn so einzigartig macht.

Einmal sang ein kleiner Junge in einer Bibliothek begeistert „Jingle Bells“ – doch statt „one-horse open sleigh“ sang er voller Überzeugung „one-sleigh open horse“. Ich wollte ihn zuerst korrigieren, doch dann ließ ich ihn einfach. Sein Strahlen war wertvoller als jedes richtige Wort.

Können wir heute und jeden Tag zu einem „Liebe mich, liebe sie“-Tag machen? Können wir uns selbst in die Arme nehmen und sagen: „Ich liebe dich, genau so, wie du bist“ – und es wirklich meinen? Und können wir dasselbe zu anderen sagen: „Danke, dass du bist, wie du bist. Ich liebe dich.“

Stellen wir uns vor, wie schnell sich die Welt verändert, wenn wir beginnen, diese Liebe zu leben. Denn in Wahrheit sind wir alle miteinander verbunden.

Danke, dass du bist, wie du bist.

Judith Kusel
http://www.judithkusel.com
Bild: Alle Rechte beim Künstler.

© Übersetzung Roswitha … https://www.esistallesda.de/